"Ich habe Angst, dass die sich auf mich einschießen"

Bewertungen im Internet sind an sich eine gute Idee – wenn es da nicht die vielfältigen Missbrauchspotenziale gäbe. Da können sich Anbieter durchaus selbst eine gute Bewertung ausstellen oder gegen Zahlung einer Gebühr gleich mehrere 5-Sterne-Lobeshymnen über die eigenen Leistungen bestellen. Es geht aber auch umgekehrt: Wenn der Arzt oder Zahnarzt nicht selbst auf die Idee kommt, für gute Bewertungen zu zahlen, kann dem "nachgeholfen" werden. Die "Nürnberger Nachrichten" (NN) berichten über einen Zahnarzt, der über "unglaublich aggressive Anrufe" in seiner Praxis berichtete. Der Anrufer forderte, dass die Praxis ihren Google-Account "optimiere" – natürlich kostenpflichtig. Als die Praxismitarbeiterin das in zwei Telefonaten ablehnte, seien plötzlich schlechte Internetbewertungen der Praxis aufgetaucht. So schrieb etwa eine Internetnutzerin Nadine Friedrich: "Herr Wagner wollte mir sofort meinen schmerzenden Zahn ziehen, obwohl auf dem Röntgenbild keine Entzündung und keine Schäden an den Wurzeln zu sehen waren." Eine "Nadine Friedrich" sei nie Patientin in seiner Praxis gewesen, beteuerte der Zahnarzt gegenüber der Lokalzeitung. Für diese Darstellung spricht auch, dass eine "Wort für Wort identische Bewertung [...] auf der Seite eines Stuttgarter Arztkollegen [steht]", berichten die NN weiter.

Der zitierte Zahnarzt in der größten Stadt Frankens mochte seinen Namen nicht in der Zeitung nennen lassen. "Ich habe Angst, dass die sich auf mich einschießen." Seine Patienten wüssten zwar, wie er arbeite - dennoch könne ihm das im Hinblick auf mögliche Neupatienten schaden.

Immer wieder werden Fälle von Erpressung und Missbrauch von Bewertungsmöglichkeiten im Internet bekannt. Haben Sie in Ihrer Praxis Ähnliches erlebt? Dann schreiben Sie uns bitte und schildern Ihre Erfahrungen unter E-mail:.