Straumann kauft PlusDental für 131 Millionen Euro – und der BDK reagiert
Nachdem die Straumann Group im Sommer Jahr 2020 bereits das Dental-Start-up DrSmile übernommen hatte, folgte am 24. Mai nun die Ankündigung, auch den direkten Konkurrenten PlusDental (Sunshine Smile GmbH) zu übernehmen. Damit gehören nun zwei junge Unternehmen auf dem Alignermarkt, die jeweils den Anspruch einer Marktführerschaft – aber auch reichlich Kritik für ihre Geschäftspraxis geerntet hatten, zur Straumann Gruppe.
Nach eigenen Angaben behandeln beide Unternehmen zusammen mehrere zehntausend Patienten pro Jahr in ganz Europa. „Sowohl DrSmile als auch PlusDental sind erheblicher Kritik ausgesetzt, da in vielen Fällen die Anforderungen an die notwendige Diagnostik und die Behandlungskontrollen nicht erfüllt werden“, erinnert der BDK.
Im November 2021 hatten zahnärztliche und kieferorthopädische Organisationen aus 25 europäischen Ländern in einer gemeinsamen Erklärung Behandlungskonzepte wie die der neuen Straumann-Töchter verurteilt. In zahlreichen Medienberichten der jüngeren Vergangenheit kamen zudem geschädigte Patienten zu Wort, so der BDK. „In vielen dieser Fälle fand noch nicht einmal ein zahnärztlicher Kontakt statt.“
BDK: „Straumanns Expertise ist unbestritten”
„Straumanns Expertise in der Herstellung von Medizinprodukten ist unbestritten”, wird der BDK-Vorsitzende Dr. Hans-Jürgen Köning in der Stellungnahme zitiert. „Straumann muss jetzt aber auch die Gewähr dafür übernehmen, dass diese Medizinprodukte bei der Behandlung der Kunden von PlusDental und DrSmile ordnungsgemäß verwendet werden.”
Der Geschäftsführer des BDK und Fachanwalt für Medizinrecht Stephan Gierthmühlen ergänzt: „Nach unserer Einschätzung werden die Behandlungsverträge zwischen den Patienten und den Anbietern geschlossen. Die Anbieter setzen die Partnerzahnärzte in unterschiedlichem Umfang nur als Erfüllungsgehilfen ein. Natürlich haften die Partnerzahnärzte aus unerlaubter Handlung, wenn ein Schaden eintritt.”
Daneben sei aber auch der Anbieter selbst – jetzt also Straumann – als Vertragspartner verantwortlich und hafte für Behandlungsfehler, sagt Gierthmühlen. Straumann werde sich überlegen müssen, „ob der Versuch, weiterhin Zahnärzte möglichst weitgehend aus der Behandlung der Patienten herauszuhalten, der richtige Weg ist”, sagt Köning.
Gründerszene spricht von „Blamage” für PlusDental
Auch in der Start-up-Community gab es deutliche Kritik: Unter dem Titel „Möchtegern-Einhorn: Plusdental blamiert sich mit 131-Millionen-Exit” thematisiert Businessinsider, dass das Zahnschienen-Startup statt der anvisierten und öffentlich lautstark kolportierten Milliardenbewertung nun für einen Bruchteil der Summe verkauft wurde.
Noch vor einem Jahr kündigte Plusdental-Chefin Eva-Maria Meijnen an, die Tech-Firma werde bei der nächsten Finanzierungsrunde mit einer Milliarde Euro bewertet, schreibt das Portal. Damals lag der Wert eigenen Angaben zufolge bei mehr als 100 Millionen Euro. Woran es lag, dass sich der Unternehmenswert nicht wie erwartet entwickelte, dazu wollte sich Plusdental Businessinsider gegenüber nicht äußern.