80 Jahre Zahnbürste
Der Siegeszug der Zahnbürste begann vor 80 Jahren mit der Erfindung des Nylons: 1938 stellte die US-amerikanische Firma DuPont die ersten Exemplare in Massenproduktion her.
Die synthetischen Borsten waren allerdings am Anfang viel zu hart – und die Folge schlechte Putzergebnisse und Verletzungen des Zahnfleischs. Erst mit dem 1950 verfügbaren weicheren Nylon funktionierte das Zähneputzen besser. Der Rest der Bürsten bestand zunächst noch aus Holz, wurde aber sukzessive durch Kunststoff ersetzt. Diese doppelte Materialveränderung war der Grund, warum sich die Zahnbürste zur Massenware entwickelte.
Für Zahnbürsten gibt es mehrere Normierungen, darunter die DIN EN ISO 20126. Sie beschreibt eine Büschelauszugsprüfung, in der jede Borste eine Zugkraft von 15 Newton aushalten muss.
Mit der Mayadent brachte Oral-B dann 1963 die erste automatische Zahnbürste in den Handel, als Vorbild gilt die 1954 von der Schweizer Firma Broxo entworfene Broxodent. Diese erste Generation elektrischer Zahnbürsten hatte freilich ein Riesenproblem: Sie besaß nämlich überhaupt keinen Vorteil gegenüber der Handzahnbürste. Weder putzte sie besser noch war sie preiswerter. Die Modelle imitierten im Grunde allesamt nur die Bewegungen des Handzahnbürstenkopfs. Das hieß, nur motorisch eingeschränkte Personen profitierten davon. Als überaus störend beim Putzen erwies sich außerdem das Stromkabel. Erst in den späten 1960ern ersetzten Batterien und schließlich Akkus mit Ladestation Kabel und Stecker.
Alle drei Monate sollte man seine Zahnbürste wechseln. Bei einem Durchschnittsalter von 80 Jahren sind das 320 Zahnbürsten pro Person. 190 Millionen Zahnbürsten werden allein in Deutschland jährlich verkauft. Insgesamt produzieren wir dadurch 2.200 Tonnen Plastikmüll pro Jahr.
Im Jahr 1987 gingen die ersten oszillierenden Versionen mit rotierendem Bürstenkopf vom Band. Sie lösten den Schmutz effektiver, was zu deutlich besseren Putzergebnissen führte. Bürsten wie die Interplak von Bausch & Lomb oder die Braun D3 von Oral-B standen aber auch gleichbedeutend für Zahnfleischbluten. Erst als die Hersteller die Modelle so anpassten, dass die Gingiva nicht mehr verletzt wurde, begann die weltweite Aufholjagd der elektrischen Zahnbürste. Erstmals entfernten die rotierenden Bürsten Plaque und andere Verunreinigungen jetzt so gut wie eine Handzahnbürste.
Mit der D5 entwickelte Oral-B 1991 eine elektrische Bürste, die mit ihrem runden, heute noch gängigen Bürstenkopf den Markt revolutionierte: Die via integriertem Schallwandler erzeugten Schallwellen zwischen 250 und 300 Hertz sorgten für deutlich mehr Schwingungen und damit für eine noch einmal verbesserte Reinigungswirkung – insbesondere bezüglich der Plaque.
Nylon – Polyamid – wurde zuerst für Zahnbürsten und nicht für Nylonstrümpfe verwendet: Am 24. Februar 1938 wurden die ersten Exemplare verkauft, die ersten fünf Millionen Strumpfpaare gingen dagegen erst am 15. Mai 1940 über den Tisch.
Die erste Schallzahnbürste produzierte Philips 1992 in den USA, andere Hersteller folgten. Die einerseits schwingenden, andererseits oszillierenden Borsten erzeugen Bewegungen, die man mit einer Handzahnbürste kaum vollbringen kann. Da die mehrteiligen Bewegungen des Kopfes die Interdentalräume gut erreichen, fällt die Zahnreinigung deutlich leichter. Ab 1998/1999 kam erstmals Pulsation zum Einsatz: Dabei wurden die oszillierend-rotierenden Bewegungen durch mehrere zehntausend Vor- und Zurückbewegungen ergänzt. Diese fälschlicherweise oft als 3-D-Technik bezeichnete Bewegungskombination ist noch heute bei Oral-B im Einsatz – sie schont das Zahnfleisch zusätzlich, denn die Zusatzbewegungen lösen erst die Plaque, während die anderen Bewegungen anschließend die Verunreinigungen entfernen. Seit 2002 ist Philips mit Schallzahnbürsten auf dem Markt vertreten – mit der eigens dafür patentierten, heute noch aktuellen Sonicare-Technologie.
Echte Ultraschallzahnbürsten erkennt man an ihrer enormen Schwingungszahl: Anders als Schallzahnbürsten mit einem hohen Frequenzbereich schaffen sie bis zu 96 Millionen Schwingungen in der Minute. Diese Modelle sind allerdings in erster Linie beim Zahnarzt im Rahmen der PZR im Einsatz.
2014 wurde die elektrische Zahnbürste smart: Per Bluetooth sind etwa die PRO-Modelle von Oral-B mit dem Handy und dem SmartGuide verbunden, der via externes Display Informationen zur Putzdauer und -qualität liefert. Das Zähneputzen lässt sich seitdem per App überwachen. Die neuesten Modelle arbeiten mit einer Positionserkennung – in Kombination mit dem Smartphone, der darin verbauten Kamera und einer App. Durch die Kamera wird die Position der Zahnbürste im Mund erkannt, so dass die App genau weiß, wo und wie lang an den entsprechenden Stellen geputzt wurde und dadurch Tipps und Hinweise zum effektiveren, gründlicheren Putzen geben kann.
Elektrische Zahnbürsten
Rotierend-oszillierend oder Schall?
Nach den neuesten Erkenntnissen sind elektrische Zahnbürsten Handzahnbürsten überlegen. Aber welches Modell schneidet besser ab: die rotierend-oszillierende oder die Schallzahnbürste? Die wichtigsten Fakten:
Sowohl rotierend-oszillierende Zahnbürsten als auch Schallzahnbürsten sind Handzahnbürsten erwiesenermaßen überlegen (Evidenzgrad 1a bzw. 1b). Sie reinigen besser als Handzahnbürsten, wobei man diesen Nachteil durch längeres Putzen ausgleichen kann. Wichtig zu wissen: Entgegen der landläufigen Meinung verursachen elektrische Zahnbürsten im Vergleich zu Handzahnbürsten nicht mehr Gingivaschäden.
Die optimale Zahnputzzeit beträgt 5,1 Minuten, die subjektive Einschätzung liegt bei 140 Sekunden und die reale Putzdauer schwankt zwischen 60 und 80 Sekunden.
Untrainierte Patienten, Senioren und Kinder verwenden besser eine Schallzahnbürste, weil sie weniger anwendungssensibel und effektiver ist. Rotierend-oszillierende Zahnbürsten sind dagegen eher für Profis und motivierte Patienten geeignet.
Kinder akzeptieren die elektrische Zahnbürste zum Nachputzen genauso so gut (2 bis 4 Jahre) wie eine Handzahnbürste bzw. sogar stärker (4 bis 6 Jahre).
Die Schallzahnbürste reinigt deutlich besser, insbesondere hinsichtlich der Plaque-Reduktion, und bringt das Fluorid besser in die Zahnzwischenräume. Die rotierend-oszillierende Zahnbürste wirkt indes vergleichsweise weniger abrasiv.
Tipps von Prof. Dr. Stefan Zimmer, Witten/Herdecke
Handzahnbürsten
Die 6 wichtigsten Kriterien
Wie sieht die ideale Handzahnbürste aus?
Die Handzahnbürste sollte über eine endgerundete Nylonbürste verfügen.
Der Bürstenkopf sollte eher größer sein, denn beim Blutungs- wie auch beim Plaque-Index schneidet die größere Bürste besser ab.
Das Borstenfeld sollte der Topografie der Zahnoberfläche entgegenkommen: Vorbild der Zahnbürste war ursprünglich der Besen. Da unsere Zähne mit Zahnbogen, Interdentalräumen und Fissuren aber keinem ebenen Fußboden gleichen, reinigt eine Bürste mit längeren und kurzen Borsten, die lückig angeordnet sind, besser!
Einzeln stehende Borstenbüschel verhindern einen Verkeilungseffekt des Borstenfeldes.
Die Borstenhärte ist bedarfsorientiert. Eine harte Bürste entfernt Plaque am besten, eine weiche verursacht am wenigsten Weichgewebsverletzungen, aber die meiste Abrasion, weil sie die Zahnpasta stärker mit der Zahnoberfläche in Kontakt bringt.
Alterspezifisch ist nur der Griff: Bei Kindern und alten Menschen sollte er etwas dicker sein.
Prof. Dr. Stefan Zimmer vom Lehrstuhl für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Uni Witten/Herdecke nennt hier die sechs wichtigsten Kriterien.