Gefahr durch Katzenkrallen

Bartonella-Infektion nicht zu unterschätzen

Junge Kätzchen sind fröhlich, verspielt und zärtlich. Meistens. Manchmal allerdings fahren sie beim fröhlichen Spiel ihre Krallen aus – und das ist nicht ungefährlich. Denn beim Kratzen kann das Kuscheltier Bakterien übertragen, die beim Katzenliebhaber eine zwar meist harmlose, aber besonders langwierige Erkrankung auslösen können – die Katzenkratzkrankheit.

Der Erreger

Es ist erst wenige Jahre her, dass die Wissenschaft den Erreger der weltweit verbreiteten Krankheit dingfest gemacht hat: Die US-Forscherin Diane Hensel aus Oklahoma isolierte 1990 einen bestimmten Vertreter der Bakterienfamilie der Bartonellen, der dann auch ihren Namen bekam: Die „Bartonella henselae“ ist ein leicht gebogenes, langsam wachsendes Stäbchen, das die roten Blutkörperchen befällt.

Die Übertragung

Die Bakterien leben im Körper von Hauskatzen. Die Tiere tragen sie monate- bis jahrelang im Blut, ohne selbst daran zu erkranken. Übertragen wird der Erreger vor allem von jungen weiblichen Kätzchen durch Kratzen oder Beißen. Katzenflöhe übertragen die Erreger von Tier zu Tier und auch von der Katze auf den Besitzer. In Deutschland sind 20 bis 40 Prozent der Hauskatzen infiziert, in Österreich liegt die Durchseuchung bei 33 Prozent, in der Schweiz wurden 8,3 Prozent keimtragende Katzen ermittelt. Streunende oder in Tierheimen untergebrachte Tiere sind fast zu 90 Prozent von Bartonellen befallen.

Das Risiko

Wie viele Menschen sich anstecken, lässt sich nur schätzen: Amerikanischen Statistiken zufolge erkranken dort jährlich rund 22 000 Menschen an der Krankheit, das sind 9,3 Fälle pro hunderttausend Einwohner. In jedem zehnten Fall ist eine Behandlung im Krankenhaus notwendig. Am häufigsten werden Kinder und Jugendliche angesteckt, nicht selten erkrankt aber die ganze Familie nach dem Kauf eines jungen Kätzchens.

Die Symptome

Drei bis zehn Tage nach der Verletzung entsteht an der Kratz- oder Bissstelle ein kleines rotes Hautknötchen von zwei bis sechs Millimetern Durchmesser, das manchmal – ähnlich wie der Ausschlag bei Windpocken – in ein Bläschenstadium übergeht, um anschließend zu verkrusten. Dieser Prozess bleibt vom Katzenbesitzer häufig unbemerkt. Nicht so das nächste Symptom: Ein bis zwei Wochen später schwellen die benachbarten Lymphknoten an und schmerzen bei Berührung. Manchmal vereitern sie auch und entleeren ihren Inhalt durch die Haut. Weitere mögliche Begleiterscheinungen sind Fieber (allerdings in weniger als 50 Prozent der Fälle), Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, seltener auch Übelkeit und Bauchschmerzen. Die Heilung erfolgt nur langsam: Ohne Behandlung bilden sich die Lymphknotenschwellungen erst nach zwei bis vier Monaten zurück.

Die Komplikationen

In etwa jedem zehnten Fall führt die Infektion zu einem komplizierten Verlauf. Am Auge kann eine schwere Bindehautentzündung (Parinaud-Syndrom) entstehen, möglich sind auch Erkrankungen des Nervensystems (wie eine Enzephalopathie) der Leber und/oder der Milz.

Die Behandlung

In aller Regel reicht die Einnahme von Schmerzmitteln und die Therapie der geschwollenen Lymphdrüsen mit lokaler Wärme völlig aus. Bei Menschen mit einer intakten Immunabwehr heilt die Krankheit vollständig aus, nur gelegentlich bleibt eine kleine Narbe zurück. Die chirurgische Entfernung der befallenen Lymphknoten ist ebenso selten notwendig wie die Behandlung mit Antibiotika. Bei schweren Verläufen der Infektion wird die antibiotische Behandlung mit Erythromycin oder mit so genannten Makrolid-Antibiotika durchgeführt.

Die Kosten

Obwohl die Krankheit in den allermeisten Fällen ausgesprochen gutartig verläuft, können die unsanften Katzenpfoten im Budget der Krankenkassen tiefe Kerben hinterlassen. So berichtet Professor Dr. Heinz- J. Schmitt, Leiter des Zentrums Präventive Pädiatrie an der Universitätskinderklinik Mainz, in der „Kinderärztlichen Praxis“ (76 Nr.6/2005, S. 346) über die Auswertung von 437 Patienten, die in einem Jahr in amerikanischen Krankenhäusern behandelt werden mussten: „Die mittleren Kosten pro Fall lagen bei 6 140 Dollar. Bartonella henselae verursacht daher in den USA jährliche Kosten von rund 3,5 Millionen Dollar“.

Lajos SchöneGerstäckerstraße 9, 81827 München

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