LBBW-Chef Jaschinski fordert mehr partnerschaftliche Unterstützung
Der Karlsruher Vortrag „Mund auf“ gilt seit vielen Jahren als Tradition und bildet den Abschluss der großen Fortbildungsveranstaltung der Karlsruher Konferenz, die immer am Vortag stattfindet (siehe hierzu Seite 48f.). Es werden große Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Wirtschaft eingeladen, aus ihrem Leben zu berichten und aus ihrem Fachbereich einen wesentlichen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion zu leisten. Diese Vorträge zeichnen sich aus durch ihre „Offenheit und Tiefe, mit der meist europäische Probleme direkt angesprochen werden“, wie es Professor Dr. Winfried Walther, derzeitiger Leiter der Akademie, in seinen Begrüßungsworten darlegte. „Es gilt, die Idee von Professor Michael Heners fortzuführen und ihr Dauer zu geben, wie er es getan hat. Der Tod von Professor Heners macht uns zu den Erben dieser Idee“, formulierte Walther.
Engere Partnerschaft von ...
So war in diesem Jahr der Vorsitzende des Vorstandes der Landesbank Baden-Württemberg gebeten worden, seine Gedanken „zur Rolle der Banken für die Deutsche Wirtschaft im Zeitalter der Globalisierung“ vor dem Auditorium zu artikulieren. Dr. Jaschinski ordnete die Diskussion um die Globalisierung vor dem geschichtlichen Hintergrund der Bundesrepublik Deutschland an. So war die deutsche Finanzwirtschaft durch viele Niedergänge geprägt. Sei es da die Weltwirtschaftskrise, schließlich die Währungsreform bis endlich der stetige Aufschwung der deutschen Industrie nach dem völligen Brachliegen begann, finanziert durch die Banken und durch Initiative einiger Industriefamilien und vieler mittelständischer Unternehmen. Aber es änderte sich viel in den letzten Jahrzehnten. So brachen die bislang altbekannten und verlässlichen Traditionen der Industrie weg, es kam zur Freisetzung vieler Arbeitspotentiale, neue Wirtschaftszweige entstanden. Viele Veränderungen auch im Finanzwesen standen damit an.
Jaschinski sagte, er beobachte mit Sorge, dass die deutschen Unternehmen heute zunehmend in Gefahr geraten könnten, „der Speerspitze eines einzig und allein der kurzfristigen Gewinnmaximierung verpflichteten Kapitalismus anheim zu fallen”. Dieses Risiko vergrößerten die im internationalen Vergleich noch immer recht niedrige Börsenkapitalisierung und der laufende Generationswechsel insbesondere im deutschen Mittelstand.
... Bank und Unternehmen
Er forderte in seinen Ausführungen die Banken auf, das richtige Maß zu finden, um die Wertschöpfung unserer heutigen Volkswirtschaft voranzubringen und gleichzeitig Verkrustungen zu vermeiden.
Denn die Neuausrichtung der Bankinstitute hin zu Investment Banking lasse die alten Beziehungen zwischen Banken und Unternehmen lose werden. „Im Sinne einer echten Hausbankbeziehung, die den Kredit als Fundament hat und daneben auch mit Beteiligungen verbinden kann, brauchen wir wieder eine engere Partnerschaft aus Banken und Unternehmen”, sagte Jaschinski.
Der LBBW-Chef machte sich stark für ein weiteres großes Bankinstitut in Deutschland. „Der Vergleich mit europäischen Wettbewerbern zeigt, dass wir in Deutschland neben der Deutschen Bank ein weiteres großes Institut brauchen, das international mithalten kann.“ Frankreich, Spanien und Großbritannien hätten zwei bis drei solche Banken. Diese könnten im Zeitalter der Globalisierung im internationalen Konzert mithalten und ihre heimische Wirtschaft adäquat begleiten. Jaschinski erhielt für seine Ausführungen den seit 1983 ausgelobten Preis, der ein engagiertes und offenes Wort zum Wohle der künftigen Gesellschaft fördern will.