Kopfschmerzen

Auch Kieferschmerzen können die Migräne ankündigen

Bei der Migräne ist derzeit das Krankheitsverständnis deutlich im Wandel. Dabei zeichnet sich unter anderem ab, dass die Erkrankung möglicherweise mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einhergeht. Es gibt ferner Fortschritte bei der Therapie, wie bei der 125. Wanderversammlung der Neurologen in Baden-Baden bekannt gegeben wurde. Denn mit den Gepanten dürfte schon bald eine neue Substanzgruppe zur Behandlung akuter Migräneattacken verfügbar werden.

Ein anfallsweise auftretender einseitiger Kopfschmerz, der sich bei körperlicher Anstrengung verstärkt und häufig von Übelkeit und Erbrechen sowie von einer erhöhten Licht- und/oder Lärmempfindlichkeit begleitet ist – das sind die typischen Symptome einer Migräne. Viele Patienten aber geben darüberhinaus Nackenschmerzen an, ein Symptom, das bislang der Migräne nicht zugeordnet wurde. Die Betroffenen haben oft zu hören bekommen, das habe mit der Migräne nichts zu tun, sondern komme von der Halswirbelsäule, berichtete Professor Dr. Volker Limmroth aus Köln in Baden-Baden.

Mit Triptanen gegen Kieferschmerzen

Inzwischen aber wird zunehmend deutlich, dass Nacken- und Gesichtsschmerzen durchaus ein Migräne-spezifisches Symptom darstellen können. „Nackenschmerzen werden als Symptom von Patienten mit Migräne sogar häufiger genannt als Übelkeit“, erklärte der Mediziner.

Sie treten zudem bei einigen Patienten als Erstsymptom einer sich entwickelnden Migräne auf und sind Folge einer Aktivierung trigeminaler Kerne. Diese kann ebenso gut Gesichtsschmerzen hervorrufen wie Kieferschmerzen. Lassen sich entsprechende Beschwerden der Patienten anders nicht klären, so lohnt sich nach Limmroth ein Behandlungsversuch mit einem üblicherweise bei einer akuten Migräneattacke verabreichten Wirkstoff.

Gepanten als neue Therapieoption

Nicht alle Migräniker profitieren von den Triptanen, da diese vasokonstriktorische Effekte aufweisen und daher bei Patienten mit hoher kardiovaskulärer Gefährdung kontraindiziert sind. Vor allem solchen Migränikern kann wohl bald durch eine neue Substanzgruppe, die sogenannten Gepanten, besser als bisher geholfen werden. „Die ersten Vertreter dieser Wirkstoffgruppe dürften schon bald durch die Behörden zugelassen werden“, so Limmroth.

Es handelt sich um CGRP-Rezeptoranta- gonisten (Calcitonin Gene Related Peptid), also um Substanzen, die den Vasodilatator CGRP inhibieren. Dieser Mediator setzt Enzymketten in Gang, die die Prostaglandinsynthese steigern, ein Phänomen, das durch die Gepanten unterbunden wird. „Wir haben damit eine effektive Alternative zu den Triptanen und das vor allem für Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko“, berichtete der Kölner Neurologe. Für die neue Substanzgruppe spricht zudem die Tatsache, dass es bei ihnen anders als bei den Triptanen nicht zu einem so genannten Recurrance-Kopfschmerz, also zum Wiederauftreten der Beschwerden nach wenigen Stunden kommt.

Risikofaktor für einen Schlaganfall

Ein Thema, das die Migräneforscher schon lange bewegt und nach wie vor heiß diskutiert wird, ist die Frage, ob die Erkrankung mit einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall verbunden ist. Es werden Zusammenhänge gesehen, wobei der erste migranöse Infarkt nach Privatdozent Dr. Zaza Katsarava, Essen, bereits im Jahre 1881 beschrieben wurde. Er gilt als Komplikation der Migräne mit Aura, und muss per definitionem mit einem ischämischen Defekt einhergehen.

Aus kleineren Studien gibt es zudem Hinweise, dass vor allem die Migräne mit Aura einen eigenständigen Risikofaktor für einen Schlaganfall darstellt. Etwa zehn bis 15 Prozent der Migräniker leiden an dieser Kopfschmerzform, die sich meist in visuellen Symptomen gefolgt von Sensibilitätsstörungen, einer Aphasie und eventuell einer Parese äußert. „Im Unterschied zum Hirninfarkt, bei dem die Symptome gleichzeitig auftreten, entwickeln sich diese bei der Migräne mit Aura nach und nach“, sagte der Neurologe.

Besonders ernst zu nehmen ist die Schlaganfallgefahr bei Menschen mit Migräne mit Aura, wenn zusätzliche Risikofaktoren vorliegen, also wenn diese rauchen oder bei Frauen, die die Pille einnehmen. Dann ist eine entsprechende Aufklärung gefragt, zumal es laut Katsarava auch Hinweise darauf gibt, dass Migräniker überproportional häufig weitere Risikofaktoren wie eine Hypertonie oder eine Dyslipidämie aufweisen.

Christine VetterMerkenicher Straße 22450735 Köln

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