Mikropermeabilität von Adhäsivsystemen
Die Vereinfachung der Adhäsivtechnik geht einher mit dem Einsatz von Monomeren, die eine immer stärkere Hydrophilie aufweisen, um die Haftung an feuchtem Dentin zu verbessern. Der damit zwangsläufig er- höhte Wasseranteil innerhalb der Hybridschicht kann jedoch die Stabilität des Polymernetzwerks gefährden.
In dieser Ex-vivo-Studie sollte die Mikropermeabilität verschiedener Adhäsivsysteme untersucht werden. Dazu wurden bei 25 extrahierten humanen Molaren die Wurzeln entfernt und das im koronalen Anteil verbliebene Pulpagewebe ausgeräumt. Darüber hinaus erfolgte von okklusal ein Einkürzen der Zahnkrone bis zu einer Dentinstärke von 0,7 mm bis 0,8 mm im Bereich der Pulpahörner. Die in dieser Weise erstellten Präparate wurden zervikal mit einer Apparatur verbunden, die den pulpalen Druck (20 cm Wassersäule) simulierte.
Daraufhin konnten randomisiert die Adhäsivsysteme appliziert werden (n = 5). Verwendet wurden das Zweiflaschensystem Optibond FL (Kerr) mit vorheriger Phosphorsäureätzung, ein selbstkonditionierendes Zweiflaschensystem (Silorane; 3M ESPE), das Einflaschensystem Single Bond Plus mit separater Phosphorsäureätzung (3M ESPE) sowie die zwei selbstkonditionierenden Einflaschensysteme G-Bond (GC) und Clearfil DC-Bond (dual- härtend; Kuraray). Alle Adhäsive wurden mit einer 2 mm starken Kompositschicht (Filtek; 3M ESPE) abgedeckt.
Mit demselben pulpalen Druck erfolgte danach die Perfusion einer Silbernitrat- und anschließend einer Rhodamin-B-Lösung. Die Präparate wurden daraufhin in 1 mm dicke vertikale Scheiben zersägt, um mithilfe eines Konfokalmikroskops die Dentin-Adhäsiv-Komposit-Verbundzonen (90 pro Adhäsivsystem) zu begutachten und in einen von vier Graden einzuteilen, wobei Grad 1 keiner und Grad 4 einer ausgeprägten Mikropermeabilität entsprachen.
Die Silbernitrat- und die Rhodamin-B-Lösung zeigten ein sehr ähnliches Diffusionsverhalten, so dass die Ergebnisse beider Färbelösungen (jeweils n = 45) zusammengefasst werden konnten. Innerhalb der drei selbstkonditionierenden Adhäsive ergaben sich keine signifikanten Unterschiede, hier konnte ausschließlich Grad 4 beobachtet werden. Ebenfalls keine signifikanten Unterschiede wurden zwischen Silorane (87-mal Grad 3, dreimal Grad 4) und Optibond FL (achtmal Grad 2 und 82-mal Grad 3) ermittelt; beide zeigten jedoch signifikant geringere Grade der Mikropermeabilität als die drei selbstkonditionierenden Adhäsivsysteme.
Die beobachteten Defekte innerhalb der Dentin-Adhäsiv-Kom-posit-Verbundzonen kommen als Pfade für hydrolytische und enzymatische Zerstörungsprozesse in Betracht. Ein möglichst großer Schmelzanteil im Randbereich von adhäsiven Restaurationen erscheint demzufolge im klinischen Alltag nach wie vor vorteilhaft; dies gilt offensichtlich vor allem für die moderneren selbstkonditionierenden Adhäsivsysteme.
Quelle: Sauro S, Pashley DH, Mannocci F, Tay FR, Pilecki P, Sheriff M, Watson TF. Micropermeabilityof current self-etching and etch-and-rinse adhesives bonded to deep dentine: a comparisonstudy using a doublestaining/confocal microscopy technique. Eur J Oral Sci 2008;116:184-193.