Studie

Zähneputzen will erlebt sein

sf
Die Analyse umfangreicher Daten zum Zahnpflegeverhalten Schottischer Schulkinder unter Berücksichtigung des sozialen und familiären Umfeld hat neue Ergebnisse zu Tage gefördert. Regelmäßiges Zähneputzen wird demnach von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Einkommen und der soziale Stand der Familie spielen eine wichtige Rolle. Darüber hinaus wirken auch „emotionale“ Aspekte positiv auf die Zahnhygiene der Schulkinder: Ein gutes Verhältnis zu den Eltern genauso wie das gemeinsame Essen.

Regelmäßiges Zähneputzen und die Verwendung Fluorid haltiger Zahnpflegeprodukte sind wesentliche Säulen der Kariesprävention. Kinder sollten daher bereits früh an die tägliche Zahnpflege herangeführt werden. Jugendliche, die ihre Zähne mehr als einmal täglich putzen, behalten das normalerweise ein Leben lang bei. Voraussetzung: sie tun das über mindestens zwölf Jahre hinweg. Daher wird auch in Schottland besonderer Wert auf die Förderung der Zahnhygiene bei Kindern gelegt.

Das gilt besonders für Jungen. Laut internationaler Studien pflegen die ihre Zähne schlechter als Mädchen. Neben dem Geschlecht beeinflussen möglicherweise auch sozioökonomische Faktoren die Zahnpflege, wobei die Datenlage hierzu inhomogen ist.

Rituale leben, Atmosphäre schaffen

Auch das elterliche Zahnpflegeverhalten prägt die Kinder. Neben dieser elterlichen Vorbildfunktion gibt es neue Erkenntnisse aus der Forschung. So scheint auch das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern ein Faktor bei der Zahnpflege zu sein. Ein gutes und enges Verhältnis sowie positive Unterstützung und gelebte Rituale verbessern die Zahnpflege mehr als elterliche Kontrolle und Aufsicht der Mundpflege.

Die Autoren der Studie gehen diesen komplexen Zusammenhängen zwischen familiärem Kontext und dem Zahnpflegeverhalten bei 11 bis 15-jährigen Jugendlichen nach. Die Daten stammen aus der Studie „Health Behavior in School-aged Children“.

Erhoben wurden sie über Fragebögen in Schulen, wobei die Angaben anonym, aber unter der Aufsicht eines Lehrers gemacht wurden. Befragt wurden 3 063 und 3 127 Mädchen aus drei Schulstufen. Das Durchschnittsalter lag bei 11,5, 13,5 und 15,5 Jahren. Die Kinder wurden nach der täglichen Frequenz des Zähneputzens befragt. Außerdem wurden Informationen zu folgenden Aspekten eingeholt:

• Familienstruktur- und Größe

• Einkommen und Besitzverhältnisse

• Arbeitslosigkeit/Beschäftigung

• Mahlzeiteneinnahme der Familie

• Nahrungsangebot / Hunger

• Familiäre Beziehungsverhältnisse

Mädchen putzen häufiger als Jungen

Ein Ergebnis der Studie: Der Anteil der Kinder, die regelmäßig zwei Mal pro Tag die Zähne putzen, ist bei Jungen geringer, als bei Mädchen. Jungen verzehrten aber häufiger als Mädchen an Werktagen ein Frühstück, gingen häufiger hungrig zu Bett und empfanden ihre Eltern im Verhalten häufiger als fair. Außerdem standen sie öfters im Kontakt zu beiden leiblichen Elternteilen und pflegten häufiger ein enges Verhältnis zu älteren Brüdern. Jungen hatten allerdings seltener engen Kontakt zu älteren Schwestern. Hinsichtlich der sozioökonomischen Faktoren fand sich kein geschlechtsspezifischer Unterschied.

Gemäß den Erwartungen wurde deutlich: Die soziale Stellung und das Einkommen hatten einen signifikanten Einfluss auf das Zahnputzverhalten der Teilnehmer der Studie. So hatten Kinder aus Familien mit höherem Einkommen und sozialem Stand ein besseres Zahnpflegeverhalten als Kinder aus einkommensschwachen und / oder benachteiligten Familien.

Zugewandte Eltern stärken ihre Kinder

Auch ein zugewandtes Verhalten der Eltern und ein enges Verhältnis der Kinder zu mindestens einem Elternteil begünstigten die regelmäßige Zahnpflege. Warum spielt das Interesse der Eltern eine übergeordnete Rolle? Julian Rellecke, Diplom-Psychologe am Institut für Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, erklärte auf Anfrage der zm: „Eltern, die sich für das Wohlergehen ihrer Kinder interessieren, kontrollieren das Zahnputzverhalten stärker. Sie motivieren ihre Kinder zur Zahnpflege – und das regelmäßig.“ Die Studie deckt diese Erklärung: Demnach betreiben die Kinder eine regelmäßige Zahnpflege, welche das Gefühl haben, von ihren Eltern angenommen zu werden. Ein von den Kindern als fair wahrgenommenes Verhalten der Eltern spielt hier eine übergeordnete Rolle.

Die Studie belegt darüber hinaus Zusammenhänge zwischen Essensgewohnheiten und Zahnpflege: Kinder, die ihre Zähne regelmäßig pflegen, gaben auch an, regelmäßig zu Hause zu frühstücken. Außerdem nehmen diese Kinder die Mahlzeiten mit der Familie gemeinsam ein.

Auch die Form der Familie spielt eine Rolle: Kinder, die mit beiden Elternteilen lebten, putzten ihre Zähne häufiger als solche, die in Patchworkfamilien (Mädchen) oder mit einem alleinerziehenden Elternteil (Jungen) aufwuchsen.

Die Studie zeigt, dass das familiäre Umfeld der Kinder deren Zahnpflegeverhalten maßgeblich beeinflusst. Dabei spielen neben sozioökonomischen Faktoren auch das Verhältnis zu den Eltern sowie die Gewohnheiten Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen eine entscheidende Rolle.

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