5188 Screenings sind Rekord
Mit einer farbenprächtigen Show fiel der Startschuss für die Special Olympics Sommerspiele in der Bremen Arena. Gruppen wie das „Blaumeier Ensemble“, der „Blumenthaler Turnverein“, „Carambolage Akrobatik“ und – als Überraschungsgäste – „Revolverheld“ sorgten für ausgelassene Stimmung. Anschließend zogen Freiwillige – sogenannte Volunteers – als Schilderträger mit den Athletensprechern der 18 teilnehmenden Delegationen unter großem Applaus in die Halle ein.
”Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so lasst mich mutig mein Bestes geben.Der Special-Olympics-Eid
Alle 16 Bundesländer und Gastdelegationen aus Polen und aus Lettland waren vertreten. Bundesratspräsident Jens Böhrnsen, gleichzeitig Bürgermeister von Bremen und Schirmherr der Veranstaltung, eröffnete die Spiele vor 10 000 Menschen. Er bekräftigte die Bedeutung der Spiele: „Special Olympics sind nicht nur ein großes Sportereignis, sondern setzen auch Zeichen in die Gesellschaft hinein.“ Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete das olympische Zeremoniell. Nachdem die Special-Olympics-Fahne in die Halle getragen und feierlich gehisst wurde, sprachen Roman Eichler, Athletensprecher Deutschland, und der Ehrenspielführer von Werder Bremen, Frank Baumann, den Special-Olympics-Eid: „Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so lasst mich mutig mein Bestes geben.“
Während der Veranstaltung in Bremen verdeutlichte SOD-Präsident Gernot Mittler, dass „Special Olympics mehr als Sport ist“: Die Veranstalter verstünden sich als Bewegung mit einem ganzheitlichen Angebot.
Gesundheitsprogramm Healthy Athletes
Ein Beispiel dafür ist Healthy Athletes zur Verbesserung von Gesundheit und Fitness. Das Gesundheitsprogramm wird durch Mediziner verschiedener Fachdisziplinen entwickelt und umgesetzt. Seit den National Games 2004 in Hamburg wird Healthy Athletes auch in Deutschland angeboten. Es trägt dazu bei, Lücken im Bereich der Gesundheitsförderung und der Prävention zu schließen. Hintergrund: Menschen mit geistiger Behinderung oder Lernbehinderung haben ein um 40 Prozent höheres Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen. Special Olympics bietet deshalb allen Athleten kostenlose und umfassende Kontrolluntersuchungen unter Leitung speziell fortgebildeter Mediziner, sogenannter Clinical Directors. Diese ehrenamtlichen Leiter der entsprechenden medizinischen Disziplin bilden in ihren Bereichen regelmäßig Volunteers fort. Sie werden in der jeweiligen Stadt geworben, wo die Spiele ausgerichtet werden. Durch die Einbindung ins Healthy-Athletes-Programm werden die vielen freiwilligen Fachleute für die besonderen Belange der Sportler mit geistiger Behinderung sensibilisiert.
Volunteers können sein:
• Mediziner
• Zahnmediziner
•Studenten
•Medizinisches Fachpersonal
BZÄK besiegelt Partnerschaft
In Bremen besiegelte die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) eine langfristige Partnerschaft mit dem Healthy-Athletes-Programm Special Smiles. Dazu unterzeichneten BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel und SOD-Präsident Gernot Mittler auf der Bühne der Olympic Town eine Kooperationsvereinbarung (siehe zm 13/2010). Engel erklärte: „Mit dieser Kooperation übernimmt der Berufsstand gesellschaftspolitische Verantwortung über die Zahnmedizin hinaus.“
Mittler: „Etwas ganz besonderes bei den National Games ist das Healthy-Athletes-Programm, ganz klar. Dieses Programm [...] demonstriert eine große Gemeinschaftsleistung.“ Die vielen Helfer, die seit Jahren dabei sind und einen Teil ihrer Freizeit, einen Teil ihres Jahresurlaubs opfern, kommen zu den National Games, um den Athleten gesundheitlich zu helfen, um sie medizinisch zu betreuen.“ Das zeichne diese Spiele aus.
Besonders beeindruckt von den vielfältigen Angeboten des Gesundheitsprogramms zeigte sich auch der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, während eines Besuchs im Healthy-Athletes-Zelt.
Insgesamt wurden beim Gesundheitsprogramm in Bremen mehr als 5 100 kostenlose Beratungen und Untersuchungen der Augen, Zähne, Füße, Ohren sowie der allgemeinen Fitness der Athleten durchgeführt, ermöglicht durch Unterstützung von mehr als 300 ehrenamtlichen Helfern, darunter 75 Ärzte, Zahnärzte, Podologen, Optometristen und Physiotherapeuten. Neben den sechs bereits bestehenden Bereichen Fit Feet (Fußdiagnostik), Fun Fitness (Physiologisches Bewegungsverhalten), Health Promotion (Beratung zur gesunden Ernährung und Lebensweise), Healthy Hearing (Untersuchungen des Hörvermögens), Special Smiles (Zahnärztliche Untersuchungen und Anleitung zur Zahnpflege) und Opening Eyes (Untersuchung der Sehkraft) wurde dieses Jahr zum ersten Mal Health Spot angeboten: eine Disziplin zur Vermittlung von Fitness und gesunder Lebensweise.
Special Smiles für schöne Zähne
Im Rahmen des Zahn- und Mundgesundheitsprogramms Special Smiles® erhalten die Athleten, neben Informationen zur erforderlichen zahnärztlichen Behandlungen, Hinweise zur Verbesserung ihrer Mundgesundheit sowie zur richtigen Zahnpflege. Mit speziellen Screeningbögen wurden international vergleichbare Informationen über den Zahn- und Mundgesundheitszustand der Athleten gesammelt. Die standardisierte Untersuchung der Athletinnen und Athleten bei Special Smiles berücksichtigt:
• Putzfrequenz
• Behandlungsbedarf
• Karies/Trauma
• Restaurationen/Gingivitis
• Extraktionen/Fluorosis
In Deutschland wird zusätzlich seit 2008 ein speziell entwickelter umfassenderer Erhebungsbogen verwendet, mit dem Daten der Athleten mit Daten der Deutschen Durchschnittsbevölkerung verglichen werden können.
Während der Spiele untersuchten auch 20 Bremer Zahnärzte mit ihren Teams in dreieinhalb Tagen mehr als 1 100 Athleten. Der Clinical Director, Dr. Christoph Hils, überwachte die Screenings. Unterstützung kam von der Zahnärztekammer sowie von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung der Stadt Bremen. Vor dem Screening leiteten Mitarbeiterinnen der Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege im Land Bremen (LAJB) am Zahnputzbrunnen zur richtigen Zahnpflege an. Erste Ergebnisse zeigen, dass 29 Prozent der Teilnehmer kariöse Zahne und sogar 45 Prozent von ihnen eine Gingivitis aufwiesen. Wie die Ergebnisse der Vorjahre belegen auch die zahnärztlichen Untersuchungen in diesem Jahr die Forderung nach dringend notwendiger Verbesserung der Mundgesundheitsförderung für Menschen mit Behinderungen in Deutschland.
Wie bei keiner anderen Olympiade gilt bei den Special Olympics das Motto: Dabei sein ist alles! Auch Daniela Huhn, Torfrau von Frauen am Ball Berlin e.V., war mit ihrer Mannschaft dabei und ist stolz auf die errungene Silbermedaille. „Es war toll dabei zu sein. Alle Sportler haben fair gekämpft. Das Programm und das Wetter waren super und ich freue mich schon auf das nächste Mal im Sommer 2012“, erklärte Huhn in Bremen.
Im Rahmen der Abschlusspressekonferenz wurde aber zunächst der Vertrag zur Ausrichtung der kommenden Nationalen Winterspiele von SOD-Präsident Mittler und dem Bürgermeister des sächsischen Wintersportorts Altenberg, Thomas Kirsten, unterzeichnet. Dort finden die nächsten National Winter Games vom 28. Februar bis 4. März 2011 statt.
Dr. Imke Kaschke, MPHManager SOD Healthy Athletesimke.kaschke@specialolympics.de