Entwicklungszusammenarbeit in Nepals Südosten

Praxis im Freien

Die Initiative Women’s Foundation of Nepal (WFN) zielt darauf ab, nepalesische Frauen und Kinder – ganz gleich welcher Kaste oder Religion – zu unterstützen.

Bei einer Kreisversammlung in Mosbach suchte der Kollege Emmo Martin Mitstreiter für sein Hilfswerk WFN, das er seit 1999 aufgebaut hatte. Ich ließ mich begeistern, ihn für drei Wochen zu unterstützen. Am Flughafen in Kathmandu holte uns eine Mitarbeiterin der Organisation „Women´s Foundation of Nepal“ ab.

In ihrem Haus empfing uns die Präsidentin der dörflichen landwirtschaftlichen Vereinigung mit einer Zeremonie. Die Metallkiste, in der Kollege Martin seine Schätze aufbewahrte, wurde leider im Zuge von Umbaumaßnahmen in eine Ecke auf der Dachterrasse gestellt und lief mit Wasser voll. Lufttrocknung war angesagt.

Die Instrumente wurden im Dampfkochtopf sterilisiert, in den Martin ein Mano meter einbaute. Zusammen mit einem hochlehnigen Klappstuhl wurden die Koffer für den Einsatz in der Provinz Jhapa vorbereitet – in der Tiefebene an der Grenze zu Indien.

Nach knapp einstündigem Flug erreichten wir den Ort Chapati, wo wir im Gebäude einer Kindertagesstätte unseren Behandlungsraum einrichteten. Vom Haus der Präsidentin marschierten wir täglich etwa um 8 Uhr in 20 Minuten zu unserem Einsatzort. Dort warteten bereits einige Patienten. Eine der Hilfskräfte hatte alle in einem Buch eingetragen und Nummernzettel verteilt. Außerdem wurde das Team von einem Collegeschüler als Dolmetscher unterstützt. Bis 18 Uhr behandelten wir an die 30 Patienten überwiegend chirurgisch. Füllungen waren nur etwa vier Stunden täglich möglich, wenn der Strom nicht abgeschaltet war. Das war freie Praxis pur: ohne Bürokratie, ohne Gebührenordnung, ohne Hygieneverordnung, ohne Richtlinien und Verträge, aber auch ohne Behandlungseinheit und kompetente Assistenz. Am Tagesende durften wir selbst reinigen und sterilisieren. Unsere LED-Taschenlampen zur Ausleuchtung der Münder begleiteten uns gegen 19 Uhr auf dem Heimweg.

Wir wurden gut und gesund verpflegt. Das hielt uns für die nächsten Tage fit um bei Temperaturen um 27 Grad bis zu 50 Patienten täglich zu versorgen. Die meisten wünschten mehrere Extraktionen und zeigten sich sehr dankbar.

Nach vier Tagen fuhren wir mit unserer Ausrüstung in die etwa 35 km entfernte Stadt Budhabare, wo wir in den bescheidenen Räumen eines Paramediziners einen Raum zur Behandlung einrichteten. Die beiden „Nurses“ und ihr Chef standen uns hilfreich zur Seite. Am nächsten Tag behandelten wir bis 17 Uhr und wurden dann nach Chapati zurückgefahren.

Die nächsten Tage besuchten uns jeweils bis zu 40 Patienten. Mit einer Urkunde zum Dank wurden wir herzlich verabschiedet. Auf dem Rückflug bestaunten wir das Everestgebiet aus gebührendem Abstand.

Nach einer Abschiedszeremonie ging es am nächsten Nachmittag zum Flughafen. Kurz nach dem Start leuchtete mir ein Teil des Himalayas entgegen, bevor ich in Abu Dhabi wieder in der Welt des Luxus ankam.

Ich fühlte deutlich, dass es nicht so sehr vom Materiellen abhängt, ein ausgeglichenes Leben zu führen. Für die eindrucksvollen Erfahrungen, die ich erleben durfte, bin ich sehr dankbar und wünsche mir, einige Kolleginnen und Kollegen begeistert zu haben, einmal mitzukommen. Den Firmen Voco, Kavo, DeTrey und Bregler Simke Dental danken wir sehr für ihre freundliche Unterstützung.

Dr. Edgar Lausere.laus@t-online.dewww.womenepal.org

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