Frühe Diagnostik sichert gute Prognose

Bei der COPD auch auf Alpha-1-Antitrypsinmangel testen

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Dyspnoe, Husten und Auswurf sind charakteristische Symptome der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Hinter der Symptomatik kann sich aber ein genetisch bedingter Alpha-1-Antitrypsinmangel (AATM) verbergen. Daran ist insbesondere bei besonders jungen COPD-Patienten zu denken und bei Patienten, die entsprechende Symptome entwickeln, jedoch nie geraucht haben.

Schätzungen zufolge leben in Deutschland rund 8 000 Menschen mit einem schweren Alpha-1-Antitrypsinmangel, viele von ihnen ohne von der Erkrankung zu wissen. Denn die Diagnose des AATM wird häufig erst mit erheblicher Verzögerung gestellt: „Vom Auftreten erster Symptome dauert es im Mittel fünf bis sechs Jahre, bis die Erkrankung richtig erkannt wird“, erläuterte Prof. Dr. Felix Herth aus Heidelberg beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin in Bremen.

Davon abgesehen sind Fehldiagnosen an der Tagesordnung, was nach Herth schon daran liegt, dass der AATM sich üblicherweise mit der Symptomatik einer COPD und/oder einer chronischen Lebererkrankung manifestiert. Dann wird häufig die Diagnose COPD gestellt, ohne den Ursachen weiter auf den Grund zu gehen. Dabei wäre bei frühzeitiger Entdeckung des AATM eine effektive Therapie möglich, was dazu beitragen kann, der drohenden Zerstörung von Lungen- und Lebergewebe Einhalt zu gebieten.

Autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung

Beim AATM handelt es sich, so hieß es in Bremen, um eine genetisch bedingte Erkrankung, bei der die Patienten kein funktionsfähiges Alpha-1-Antitrypsin (AAT) bilden. Das Akut-Phase-Protein gehört zu den wichtigsten Proteinaseinhibitoren. Es hemmt die Proteinasen Trypsin und Elastase und schützt so beim Gesunden das Lungen- wie auch das Lebergewebe vor Zersetzung durch Proteinasen, die von Granulozyten zur Abwehr und zur Lyse bakterieller Erreger gebildet werden. Ist beispielsweise das Lungengewebe nicht durch AAT vor den Proteinasen geschützt, drohen Lungenschädigungen durch eine verstärkte Proteolyse und Erkrankungen wie die COPD und ein Lungenemphysem.

„Jeder COPD-Patient ist deshalb einmal auf einen AATM zu untersuchen, so fordern es die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin“, mahnte Herth. Ergibt sich dabei ein AATM, sollten möglichst auch die Angehörigen entsprechend untersucht werden.

Der Verdacht auf einen AATM muss sich nach Herth stets einstellen, wenn sich eine COPD bereits in ungewöhnlich jungen Jahren, also etwa vor dem 60. Lebensjahr einstellt. Auch wenn Personen, die nie geraucht haben, eine obstruktive Lungenerkrankung entwickeln, ist nach Herth an einen AATM als Ursache zu denken und es sind weiterführende Untersuchungen zu veranlassen.

Verschiedene Genotypen

Ursache der autosomal-rezessiv vererbten Erkrankung sind Mutationen auf Chromosom 14, die Strukturveränderungen des AAT zur Folge haben. Die Ausprägung der Veränderungen ist abhängig vom Genotyp, wobei Gesunde den sogenannten Genotyp PiMM aufweisen. Die Genvariante, die in der Mehrzahl der Fälle für den AATM ver-antwortlich zeichnet, wird als Z-Variante bezeichnet. Ist nur ein Allel betroffen, so liegt ein MZ-Typ vor, bei heterogenen Patienten hingegen ein ZZ-Typ.

Z-Varianten lassen sich dabei neuerdings mit einem Schnelltest, dem sogenannten AlphaKit® QuickScreen, nachweisen. Der Screeningtest liefert das Ergebnis innerhalb von 15 Minuten. Ist der Befund positiv, deutet das auf ein erhöhtes Krankheitsrisiko hin und sollte Anlass für AAT-Serumspiegelbestimmungen sein. Ist der Suchtest jedoch negativ, so ist ein AATM praktisch ausgeschlossen.

Gute Prognose bei früher Substitutionstherapie

Zwar ist die Erkrankung nicht heilbar, wohl aber mittels einer Substitutionstherapie gut zu behandeln. Voraussetzung hierfür ist, so Prof. Dr. Claus Vogelmeier, Marburg, dass die Diagnose früh genug gestellt wird. Denn bereits geschädigtes Lungengewebe kann nicht zur Regeneration gebracht werden. Die Prognose der Patienten hängt daher wesentlich davon ab, wie früh die Erkrankung erkannt und eine Substitutionstherapie eingeleitet wird. Diese besteht in der Verabreichung von Alpha-1-Antitrypsin als Infusionstherapie.

Von entscheidender Bedeutung ist nach Vogelmeier ferner ein absoluter Rauchverzicht, da die im Rauch enthaltenen Oxidantien Alpha-1-Antitrypsin inaktivieren. Hat sich als Folge des AATM eine COPD oder ein Lungenemphysem ausgebildet, so werden diese Erkrankungen ebenso behandelt wie auch bei Patienten ohne AATM.

Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Kölninfo@christine-vetter.de

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