Jung. Mann. Angestellt.
Der Anteil der angestellten Zahnärzte in der Zahnarztpraxis steigt. Meist wird dieser Trend mit Fokus auf die Zahnärztinnen sowie auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie diskutiert. Aber das scheint zu kurz gesprungen: Wie eine aktuelle Auswertung des Dentista e.V. in Zusammenarbeit mit der Statistikabteilung der Bundeszahnärztekammer zeigt, steigen auch die Zahlen bei den angestellten Männern.
2013 waren rund 4.770 Männer angestellt, das sind 89 Prozent mehr als noch vor acht Jahren. Heute ist bereits jeder dritte angestellte Zahnarzt in einer Zahnarztpraxis männlich. Dieser steigende Anteil ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil seit 2004 der Anteil der Männer bei erfolgreich absolviertem Staatsexamen statistisch gesehen zurückgeht: Heute wird nur einer von drei Abschlüssen von einem Mann abgelegt. Zum Vergleich: Bei den Frauen zeichnet sich der Trend zur Anstellung noch deutlicher ab. Die Gesamtzahl aller angestellten Zahnärztinnen zwischen 2005 und 2013 wuchs um 130 Prozent auf 8.460 an.
Anstellung meist in den ersten zehn Berufsjahren ...
Woher kommen die steigenden Zahlen angestellter Zahnärzte? Wie alt sind die angestellten Männer, wie verhalten sie sich, und spielt die Zahl der Praxisabgeber, die nach ihrem Praxisverkauf angestellt weiterarbeiten, vielleicht eine Rolle? Hierbei konnten wir auf bereinigte Daten (ohne Ausbildungs-/Weiterbildungsassistenz) der Bundeszahnärztekammer zurückgreifen.
Mit Blick auf die Starterjahre in den Beruf zeigt sich, dass die Kernzeit der Anstellung bei den Männern zwischen 26 und 37 Jahren liegt (61 Prozent aller angestellten männlichen Zahnärzte insgesamt) und dann deutlich abfällt. In der gleichen Altersspanne finden sich insgesamt 66 Prozent aller angestellten Zahnärztinnen, nach dem 37. Lebensjahr sinkt ihre Anzahl allerdings nur sehr langsam. Die genannte Kernzeit der Anstellung bei beiden Geschlechtern dauert demnach mehr als zehn Jahre und fällt zugleich in die Kernzeit der Familiengründung.
In dieser Kernzeit sind rund 34 Prozent aller angestellten Zahnärzte männlich. Es darf vermutlich ausgeschlossen werden, dass ihre Gründe für die Anstellung auf eine geplante Familiengründung zurückzuführen sind. Auch unter den jungen Frauen strebt nicht jede eine Familiengründung an oder kann sie realisieren.
... und im Rentenalter
Die Datenreihen zeigen außerdem, dass es bei den Männern signifikant mehr Anstellungen im Ruhestandsalter gibt als bei den Kolleginnen: In jüngeren Jahren ist die Anstellungsquote der Männer hoch, sie nimmt nach wenigen Jahren deutlich ab und geht nach dem 60. Lebensjahr noch einmal in einer kleinen Welle nach oben. Die Anstellungslinie bei Zahnärztinnen über die Altersklassen hinweg läuft nach dem Hoch in den ersten Jahren dagegen eher langsam und linear aus. Die „zweite Welle“ bei den männlichen angestellten Zahnärzten hat allerdings nur marginalen Einfluss auf die steigende Anstellungs-Entwicklung generell.
Ein Drittel lässt sich nieder
Interessant ist auch, ob es „Wanderungen“ in andere Berufausübungsformen gibt. Solche Bewegungen deuten Verlaufszahlen an, wie sie die Bundeszahnärztekammer an Daten aus Westfalen-Lippe ausweist, allerdings für einen vergleichsweise kurzen Zeitraum: Von denjenigen, die im Jahr 2010 Assistenten in einer Zahnarztpraxis waren, waren 43 Prozent der Männer und 59 Prozent der Frauen (siehe erste Grafik) 2013 „anderweitig in Praxen angestellt“. 13 Prozent der Zahnärztinnen waren inzwischen niedergelassen und fast 30 Prozent der Zahnärzte.
Wie entwickelt sich die Zukunft bei denen, die in 2010 „anderweitig in Praxen angestellt“ waren? 58 Prozent der Männer und 68 Prozent der Frauen hatten auch 2013 noch diesen Status, rund 30 Prozent der Zahnärzte und 19 Prozent der Zahnärztinnen waren niedergelassen (siehe zweite Grafik).
Mehr als nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Wie die Analyse zeigt, ist die Angestelltentätigkeit also kein reines Frauenthema mehr, das oftmals mit einer besseren Vereinbarung von Beruf und Familie begründet wird. Fazit: Es muss weitere Ursachen für die Anstellung geben. Dentista begrüßt mit Blick auf die fehlenden Antworten mit Nachdruck das aktuelle Langzeitstudienprojekt des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) zum „Berufsbild angehender und junger Zahnärzte“. Die jetzt schon hohe Anzahl an Anstellungen hat Versorgungsrelevanz und muss daher, so der Zahnärztinnenverband, kurzfristig weiter untersucht werden, um zeitnah passende Rahmenbedingungen entwickeln zu können.
Birgit DohlusDentista e.V.Verband der Zahnärztinneninfo@zahndienst.de