Birgit Wolff verlässt Dentista

„Frauen sind nicht Männer in kleiner und rosa!“

Vor zehn Jahren gründete Birgit Wolff das Zahnärztinnenforum Dentista e.V. Nun zieht sie sich aus der aktiven Arbeit zurück. Uns erzählte sie, gegen welche Vorurteile der Verband damals kämpfen musste („Emanzenkram“) und wofür er heute einsteht (etwa eine Angestelltenkultur).

zm-online: Frau Wolff, was hat Sie damals veranlasst, einen Verband nur für Zahnärztinnen zu gründen?

Birgit Wolff: Eigentlich war das nur ein einziger Satz, genauer eine kurze Formulierung – aber diese wiederholte sich damals, 2007, beim Arbeitstreffen der Länderpressereferenten aus Kammern und KZVen einige Male in den Statements der Repräsentanten der Bundesorganisationen, als sie auf künftige Entwicklungen und Problemthemen aufmerksam machten.

Die Formulierung lautete: „die drohende Feminisierung des Berufsstandes“. Das fand ich ungeheuerlich. Die Zahnärztinnen absolvieren die gleiche Ausbildung wie die Zahnärzte, was bitte sehr sollte da „drohen“? Offenbar fehlte eine Interessenvertretung der Zahnärztinnen, um hier eine Gegenstimme zu erheben. So etwas sollte es aber geben, gerade wenn solche Formulierungen sich festzusetzen drohen.

Zeitgleich erlebte ich einige heftige Reaktionen im männlichen Vorstand eines Berufsverbandes auf die Idee, einen Chirurgie/Implantologie-Kurs allein für Zahnärztinnen auszurichten, nachdem mangelnder weiblicher fachlicher Nachwuchs beklagt wurde: Für eine solche „mono-edukative“ Fortbildungsstruktur gab und gibt es motivierende Studien. Das Konzept wurde als „Emanzenkram“ vom Tisch gewischt.

Sie haben aber nicht gleich aufgegeben.

Nein. Bei der bald darauf folgenden IDS 2007 sah ich an einem Stand ein kleines Info-Café für Frauen im Gesundheitswesen. Ich war schon erfreut, dass es offenbar ein Angebot gibt – erkannte dann aber, dass es ein Inkassounternehmen war, das die Damen einlud. Das war natürlich keine Lösung. Eine Interessenvertretung sollte aus dem eigenen Kreis stammen und unabhängig sein.

Abends nach der Messe habe ich dann ein Konzept entwickelt – wenn man so viele Jahre als Selbstständige Presse- und Öffentlichkeitsarbeit macht, ist so etwas nicht sooo ein großer Aufwand – und am Folgetag mit der Realisierung begonnen. Es sollte ein Berufsverband werden. Ich traf bei den geplanten Sponsoren, die den Start absichern sollten, auf große Unterstützung, einige sind noch heute dabei.

Und so kam es, dass wir schon wenige Monate später - im Herbst beim Deutschen Zahnärztetag 2007 - einen eigenen Stand hatten, eine aktive Website, eine erste Ausgabe eines Journals, Flyer und was man halt alles so braucht. Dazwischen lag die amtliche Gründung, alles engagierte und renommierte Zahnärztinnen, und die Gruppe stand von Anfang an (und steht bis heute) wie eine Eins hinter dem Verband und seinen Zielen.

Welcher Gedanke verband die Gründerinnen?

Sinn der Gründung war ja: Wir drehen die Münze „drohende Feminisierung“ einfach um und zeigen, was für ein Gewinn es für den Berufsstand und die Weiterentwicklung der Zahnmedizin ist, wenn sich weibliche Expertise spürbar mit einbringt.

Eine solche Stimme kam ja sonst in den Gremien, die den Berufsstand steuern, nicht vor, wenn man von dem häufigen Satz mal absieht, man denke als männlicher Präsident oder Vorsitzender „für die Kolleginnen doch mit“. Das mögen die Herren so auch gefühlt haben, und bei vielen Themen mag das auch passen, aber nicht ganz ohne Grund gibt es mancherlei Witz, der die Ratlosigkeit von Männern hinsichtlich des Verstehens ihrer Frau thematisiert. Frauen sind nicht Männer – nur kleiner und rosa. Da gibt es doch einiges, was die beiden Geschlechter über die Biologie hinaus unterscheidet ...

Zwischenzeitlich haben Sie mit dem Dentista e.V. ein wissenschaftliches Symposium, Kongressformate, ein vierteljährliches Periodikum, Stammtische, diverse Ratgeber und eine Kooperation mit der Bundeszahnärztekammer auf den Weg gebracht – worauf sind Sie besonders stolz?

Dass Dentista jetzt seit zehn Jahren besteht, jedes Jahr größer wird, engagiert in der zahnmedizinischen Szene seine Stimme erhebt und einigen Input liefert, der für den Berufsstand Sinn macht. Und den Berufsstand bewegt. Und das alles, nachdem die anfängliche Begeisterung in der zahnmedizinischen Politik, sagen wir, sehr schaumgebremst war ... Heute sind wir ein selbstverständlicher und auch viel gefragter Teil des Berufsstandes.

Wurden Ihnen denn Steine in den Weg geworfen?

Es gab damals durchaus eine Menge Gegenwind – auch von manchen Zahnärztinnen. Mein „Lieblingsspruch“: „Jetzt habe ich es endlich geschafft, von den Männern anerkannt zu werden – und dann kommt ihr mit sowas!“ Eine sehr traurige Nummer; es war der Zahnärztin damals nicht einmal bewusst, was sie da sagte und was das unterm Strich bedeutete.

Ältere Zahnärzte kritisierten vor ein paar Jahren das Ansinnen der Kammer Niedersachsen, einen Zahnärztinnenkongress mit spezifischen Themen für die Kolleginnen auszurichten, als „faschistoid“, und noch gar nicht so lange her ist eine Klage eines Zahnarztes gegen einen „Chirurgiekurs für Zahnärztinnen“. Genau an diesem Wochenende hätte er Zeit für eine solche Fortbildung und jetzt werde er da diskriminiert.

Ein Hochschulprofessor forderte Studiengebühren für Zahnmedizinstudentinnen, da diese später ja nur in Teilzeit arbeiteten und mit den niedrigen Steuerzahlungen dem Staat nicht zurückgäben, was er an Geldern in die Ausbildung investiert habe.

Mit solchen und ähnlichen Kommentaren auch zu Unfähigkeiten von Zahnärztinnen („können keine Drähte biegen“, „machen Wischiwaschi-Zahnmedizin und für die harten Fälle müssen wir Männer dann wieder reparieren“, „für die ist Zahnmedizin doch nur Hobby, die leben doch vom Einkommen ihres Mannes“ etc.) könnte man Bücher füllen.

Das alles hat Dentista nur weiter motiviert. Dass uns das nur stärker gemacht hat, darauf bin ich schon ein bisschen stolz. Nicht auf mich, sondern auf uns alle im Team. Auch der Vorwurf, der Zahnärztinnenverband spalte den Berufsstand, so damals die Bundeszahnärztekammer, hat sich längst gelegt – die geänderte Einstellung wurde in einer Kooperationsvereinbarung offiziell besiegelt.

Wenn Sie aber fragen würden, was mich glücklich macht …

Was macht Sie denn glücklich, Frau Wolff?

… dann ist das die Verbundenheit miteinander, die sich im Kreis der Dentista-Zahnärztinnen und darüber hinaus zeigt. Wir haben seit einigen Jahren eine geschlossene Gruppe bei Facebook, mit derzeit rund 2.200 Zahnärztinnen, die miteinander fachliche Fälle ebenso diskutieren wie Aspekte rund um das Praxismanagement und den Umgang mit Schwangerschaft und Berufsverbot. Alles vorbildlichst kollegial. Es gibt auch mal heiße Dispute, aber alle halten sich an die Regel der gegenseitigen Wertschätzung. Das ist ein unglaublich inspirierender Pool an Alltagsthemen, die die Zahnärztinnen beschäftigen. Es gibt inzwischen verschiedene Untergruppen für Einzelthemen.

Manche Zahnärztinnen haben mit anderen, die sie hier kennengelernt haben, WhatsApp-Gruppen gebildet. Der Austausch ist inzwischen länderübergreifend im deutschsprachigen Raum. Es ist eine Art digitaler Qualitätszirkel, hier wird unterschiedlichste Expertise nachgefragt und angeboten. Die Kontakte setzen sich zudem analog fort. Es gibt eine große Verbundenheit untereinander, ein sehr kraftvolles „Wir Dentistas“... Und das wärmt meine Seele.

Wer inspiriert den Dentista Verband inhaltlich - nur die Mitglieder?

Ja, aber nicht nur. Wir beobachten die Entwicklungen im Berufsstand natürlich vor allem grundsätzlich. Mein Kernsatz: So wie andere zu Schokolade greifen, so greifen wir zu den Daten ... Dentista ist, wenn man so will, erst in zweiter Linie Interessenvertretung der Zahnärztinnen – das ergibt sich oft als direkte Konsequenz aus den Daten.

Der Zahnärztinnenverband hat von Anfang an seine primäre Aufgabe so definiert, dass er die Entwicklungen im Berufsstand beobachtet, die sich aus dem steigenden Anteil an Zahnärztinnen ergeben. Diese Entwicklungen werden hinterfragt, diskutiert, oft durch externe Expertise erweitert. Wir haben beispielsweise in den Startjahren viele wichtige Daten und Fakten aus den Arbeiten des IDZ nutzen können. Dafür waren und sind wir sehr dankbar.

Und es gab und gibt viele Gespräche mit der BZÄK, auf unterschiedlichsten Ebenen – ein wichtiger Austausch über die Entwicklungen und wie sie wahrgenommen werden. Die Frage war und ist immer: Regelt sich das allein, oder macht es Sinn, dem Berufsstand etwas an die Hand zu geben, an Argumenten oder Maßnahmen? So entstand damals, noch vor der Kooperationsvereinbarung mit der Bundeszahnärztekammer, auch der erste „Ratgeber Schwangerschaft“. Vor allem die zweite Auflage, da schon in Zusammenarbeit mit der BZÄK, ist ein Klassiker geworden, auf den immer wieder zurückgegriffen wird – von Zahnärzten ebenso wie von Zahnärztinnen.

Ohnehin sprechen unsere Publikationen immer den gesamten Berufsstand an – abgesehen von unserem Flyer, der explizit „für den Mann“ entwickelt wurde. Zahnmedizin aus Sicht der Kolleginnen – für den ganzen Berufsstand. Manches Thema, aus dem Kreis der Zahnärztinnen oder aus der Gesamtentwicklung, schwelt auch längere Zeit, weil viele Aspekte mitbedacht werden und divergierende Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen – die Arbeit von Dentista ist eben klassische Standespolitik, nur eben aus dem Blickwinkel der Zahnärztinnen. Und genau das macht den Unterschied aus. Und insofern ist Dentista auch Interessenvertretung. Ganz klar – und mit vollem Herzen.

Was entgegnen Sie heute denen, die den Dentista als Frauenclub für softe Themen belächeln?

Da lächle ich gern zurück und denke mir meinen Teil. Eines Tages stehen auch die Lächler an unserer Tür und wollen was ... Es kommt schon darauf an, wer so etwas sagt. Es gibt auch heute noch Zahnärztinnen, die finden einen Zusammenschluss von Kolleginnen überflüssig, um es vorsichtig zu formulieren. Die Damen erinnere ich gerne daran, dass Wahlrecht, Studium und eigenständige Entscheidung zur Berufstätigkeit noch sehr sehr junge Errungenschaften sind, die sie engagierten Frauen verdanken, die sich zusammengeschlossen und für Änderungen eingesetzt haben.

Ich wollte als Mädchen damals Fußball spielen – das war zu der Zeit aber noch verboten. Das darf man nicht vergessen. Wir müssen heute zwar solche Grabenkämpfe nicht mehr führen, außer vielleicht an den Hochschulen zum Thema weibliche Karriere, aber es gibt genug Themen in der Standespolitik, auch im Bereich Beruf & Familie, die einer weiblichen Stimme bedürfen. Zumal bei dem hohen Anteil an Zahnärztinnen im Berufsstand heute und in Zukunft.

Was die männlichen Kritiker betrifft, sind sie – zumindest inzwischen – weit seltener als in den ersten Jahren. Zumal aus der jüngeren Generation kommt enorm viel Rückenwind. Dentista hat viele Themen, die auch die jungen Zahnärzte, aber nicht nur die jungen, interessieren. Was ein „softes“ Thema ist, wird sehr unterschiedlich gesehen.

Wer irgendwie versucht, seine Praxis am Laufen zu halten, wenn die angestellte Zahnärztin und eine ZFA schwangerschaftsbedingt von jetzt auf gleich ausfällt, für den ist GOZ und BEMA erst mal zweitrangig. Was bewegt oder gar umtreibt, ist oft sehr lebensphasenabhängig. Die Expertise und der sehr enge Kontakt „mit der Basis“ macht Dentista zu einem Sprachrohr dessen, was die Zahnärztinnen in ihren verschiedenen Lebensumständen bewegt. Und das betrifft, fast immer, auch den ganzen Berufsstand.

In der Standespolitik kann man die Frauen bundesweit an zwei Händen abzählen. Hat der Dentista an dieser Lobbyarbeit keine Aktien?

Ja, doch, natürlich – aber ... Auch hier arbeiten wir nicht aus der hohlen Hand heraus, sondern bauen auf Daten und auch viele Diskussionen. Inzwischen gibt es dazu einiges an Erhebungen und „Stoff“, der zu berücksichtigen gilt. Nicht nur unsererseits. Es wird beispielsweise deutlich, dass man in den bestehenden Strukturen nicht einfach einen Mann gegen eine Frau austauschen kann und schon läuft es. Schon die Strukturen sind zu hinterfragen.

Der Umgang miteinander in einem Vorstand beispielsweise. Die Zahnärztinnen sind sehr an Sacharbeit interessiert und werden von Revierverhalten eher abgestoßen. Hierarchie ist von einem anderen Stern. Sie möchten auch etwas bewegen und sind oft frustriert, wenn die Mühlen so langsam mahlen. Sie möchten auch gern gefragt werden, ob sie mitarbeiten wollen – sich selbst in die Auswahl werfen mögen die wenigsten. Wettbewerb ist eh nicht so wirklich ein weibliches Hobby. Es gibt auch Lebensphasen, da sind die Zahnärztinnen bis an die Grenze ausgelastet.

Eine Studie von Dr. Nina Düchting hat beispielsweise gezeigt, dass – anders als bei den männlichen Zahnärzten – hinter den Zahnärztinnen nicht ein Teilzeit-arbeitender Lebenspartner steckt, sondern einer in Vollzeit. Praxis, insbesondere bei gerade erfolgter Niederlassung, Familie, Haushalt, Sozialleben – all das ist weit mehr als ein normaler Arbeitstag. Zahnärztinnen sind eher politisch zu aktivieren oder politisch aktiv, wenn sie kinderlos sind oder in einem Alter, wo „das Gröbste“ hinter ihnen liegt. Aber sie sind politisch durchaus interessiert, das sehen wir sehr deutlich.

Dentista ist derzeit dabei, eine Art „Guide in die Standespolitik“ zu entwickeln, auch in Zusammenarbeit mit der AS Akademie. Denn auch die Wege im System Standespolitik sind vielen nicht klar, zumal sie sich von Land zu Land deutlich unterscheiden können. Wir bauen also eine Brücke. Wenn sich die Zahnärztinnen ernst genommen fühlen von der Standespolitik, machen sie auch gerne mit. Und das sollten sie auch, wo die Zukunft des Berufsstandes weiblich sein wird. Da sollten nicht ein paar Männer „für die Frauen schon mitdenken“ – das Denken und Handeln sollten die Zahnärztinnen schon auch selbst. 

Und was halten Sie von einer Quote?

Ein deutliches Jein. Neben dem, was ich eben schon sagte – dass ein Austausch 1 Mann gegen 1 Frau nicht reicht – halte ich heute, nach einigen Jahren des Beobachtens der Entwicklungen, eine Quote aber nicht mehr für ganz falsch. Frauen können nur dann etwas verändern, bewegen, auf den Weg bringen, wenn sie an entsprechenden Schaltstellen sitzen beziehungsweise in Ausschüssen aktiv mitarbeiten und Erfahrungen sammeln, dass Politik nicht immer geradeaus zum Ziel führt, sondern demokratisch Interessen zu berücksichtigen sind. Das erfordert auch einen langen Atem. Und Allianzen.

Ich sehe es heute als sinnvoll an, anders noch als vor ein paar Jahren, es mit einer Quote zu versuchen. Je mehr Zahnärztinnen in der Standespolitik zu sehen sind, desto mehr kommen nach. Frauen sind nicht dümmer als Männer und arbeiten sich genauso leicht in politische Themen ein – sie gehen vielleicht mit anderen Fragen an diese Themen heran, aber genau das ist ja das, was gesund ist für den Fortgang. Nicht ohne Grund, das zeigen Studien, sind Unternehmen mit Männern und Frauen im Führungsteam erfolgreicher. Das gilt auch für das Unternehmen „zahnmedizinische Versorgung“.

Welche Aufgaben schreiben Sie dem Dentista ins Stammbuch?

Das Wunderbare ist, dass ich nichts dergleichen tun muss. Der Vorstand unter Leitung von Präsidentin Dr. Susanne Fath, die fast von Anfang an Dentista repräsentiert und daher alle Entwicklungen miterlebt und mitgeprägt hat, ist seit Beginn ein festes Team, das sich mit hochgekrempelten Ärmeln einbringt.

Was an Aufgaben ansteht, ist allen klar, manches liegt schon auf dem Tisch, anderes steht vor der Tür und wieder anderes ist noch in der Phase des Interessenäbwägens. Wir haben, was für einen Berufsverband super wichtig ist, mit dem Team um Rechtsanwältin Katri Helena Lyck eine großartige rechtliche Rückendeckung, wenn es um die Abwägung von Chancen geht, kleinere oder größere Maßnahmen auf festen Boden zu stellen. Bei einer Klausurtagung Anfang 2016 hat sich das Leitungsteam von Dentista die Frage gestellt, ob vielleicht schon alles läuft und wir unsere Arbeit eigentlich einstellen könnten. Die Antwort war ein ganz eindeutiges Nein.

Dentista wird heute mehr denn je gebraucht, denn viele Entwicklungen zeigen sich erst im Laufe der Zeit. Was wir beispielsweise gelernt haben und was die Arbeit in Zukunft intensiv prägen wird, ist, dass der Berufsstand noch keine Anstellungskultur hat, keine Erfahrung mit den Herausforderungen. Wir sind sehr glücklich, dass die angestellten Zahnärztinnen ihre Sorgen, Probleme und Wünsche bei Dentista intensiv einbringen und sie diese Bedürfnisse hier gut aufgehoben und beachtet wissen.

Wir können sie mit den Arbeitgeber/innen auf Augenhöhe angehen, allein oder in Zusammenarbeit mit den Körperschaften, und das bewahrt den Berufsstand mit seinen steigenden Angestelltenzahlen auch vor kritischen Entwicklungen. Die gute Zusammenarbeit nicht zuletzt mit dem Bundesverband der zahnmedizinischen Alumni, dem BdZA, trägt mit dazu bei, dass Dentista immer im Fluss der Zeit und „jung“ bleibt. Das macht es mir sehr leicht, mich entspannt zurückzuziehen. Der Verband ist in besten Händen und das Netzwerk steht.

Brauchen Zahnärztinnen noch eigene Verbände?

Kerstin Blaschke

„Ein Machtinstrument und Thinktank!“

Ich war einst der Meinung, wir brauchen nicht noch mehr Verbände, sondern einen starken Verband, der in der Lage ist, den verschiedenen Strömungen eine – gemeinsame – Richtung zu geben. Aus meiner Vorstandserfahrung denke ich heute anders. Es braucht zu lange und kostet zu viel Energie, um verkrustete Strukturen aufzuweichen und zu modernisieren. 

Der Berufsstand hat sich von einer Männerdomäne in einen von immer mehr Frauen ausgeübte Profession gewandelt. Die sich daraus ergebenden Anforderungen an eine freie selbstbestimmte Berufsausübung zu definieren und einzufordern hat die Standespolitik bisher versäumt. 

Das von mir initiierte Weimarer Forum ist in den vergangenen Jahren zu einer festen Institution geworden und viele ehemalige Teilnehmer wünschten sich nach meiner Abwahl als Bundesvorsitzende eine Fortsetzung. Es wurde Zeit, gewachsene Beziehungen in guten Gesprächen zu erneuern und neue Impulse für Kommendes zu sammeln. Aus diesem Grund habe ich mich, trotz einiger Widerstände entschlossen, es weiterzuführen. Es ist mein Selbstverständnis, eine derart erfolgreiche Veranstaltung nicht von meiner Position in einem Verband abhängig zu machen. Und es hat sich auch gezeigt, dass die im Umfeld entstandenen Aktivitäten für Zahnärztinnen immer wichtiger geworden sind. Abgesehen davon werden wir in den kommenden Jahren durch unser zahlenmäßig enormes Wachstum eine Schlüsselrolle in der zahnmedizinischen Versorgung einnehmen. Was liegt also näher, als das Forum weiterzuführen und zu einem Machtinstrument auszubauen, von dem in den kommenden Jahren Ideen und Denkanstöße ausgehen werden? Mein Ziel ist es, daraus einen weiblichen zahnmedizinischen Thinktank zu formen.

Dr. medic. stom. (IMF Timisoara) Kerstin Blaschke ist niedergelassene Zahnärztin in Schmalkalden und war von 2013 bis 2015 Vorsitzende des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ). 2009 gründete sie das ZoRA KompetenzNetzwerk – heute eine eingetragene Initiative des FVDZ.

Claudia Huhn

„Wir bieten eine zusätzliche homogene Möglichkeit!“

Als jüngstes unter den Zahnärztinnennetzwerken sind wir zu Beginn oft belächelt worden. Oft auch – und das ist etwas, was mich an manchen Punkten nachdenklich gemacht hat – von anderen Frauen. Das Vernetzen von Menschen und das Vermitteln von erfolgsstiftenden Kompetenzen ist mir allerdings ein Herzensprojekt. 

Wenn es hilfreich ist, sich mit anderen Kolleginnen auszutauschen und Wissen als Unternehmerin aufzubauen – warum sollte es dann keine solchen Institutionen geben? Wäre es für die Zahnärztinnen nicht hilfreich, dann würde der Markt diese Einrichtungen von selbst eliminieren. Wir sehen unsere Aufgabe übrigens nicht darin, Männer und Frauen zu separieren. Vielmehr bieten wir zusätzlich zu allen heterogenen Möglichkeiten, eine homogene, in der eben genau diese Andersartigkeit Raum findet.

Claudia Huhn ist Initiatorin vom „Zahnärztinnennetzwerk“ www.zahnaerztinnen-netzwerk.de

Dr. Karin Uphoff

„Zahnärztinnen haben spezielle Herausforderungen!“ 

Ich bin zutiefst überzeugt: Zahnärztinnennetzwerke werden auch in Zukunft sinn- und wertvoll sein. Denn Zahnärztinnen haben durch ihre vielen unterschiedlichen Rollen, denen sie gerecht werden müssen oder wollen, spezielle Herausforderungen. Sich mit anderen Führungsfrauen auszutauschen, Erfahrungen und Nöte zu teilen, von- und miteinander zu lernen ist für sie ausgesprochen hilfreich und trägt zu persönlichem und beruflichem Wachstum bei, wie wir vom ladiesdentaltalk wissen. An unseren Fortbildungsabenden schaffen wir Raum für Verbundenheit und Weiterentwicklung auf der Basis von ehrlichem Austausch und dem gemeinsamen Blick über den Tellerrand. Das bringt die Zahnärztinnen unternehmerisch voran. Auch in unseren Tages-Workshops erleben die Teilnehmerinnen immer wieder, wie sehr es sie stärkt, Führungsfragen und -sorgen in großer Offenheit teilen, besprechen und klären zu können.

Frauen möchten und müssen mit ihrer Zeit häufig sehr sorgsam umgehen und haben oft keine Lust auf Machtspielchen und Revierdenken. Dies hat nichts mit „soft“ oder „rosa“ zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass uns Kooperation weiterbringt als Konfrontation und Konkurrenzdenken.n

Dr. Karin Uphoff ist Kommunikationsexpertin und Gründerin von „ladiesdentaltalk“.

www.ladies-dental-talk.de

sf

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