In Sachsen und Thüringen fürchtet man negative Folgen
Die beschlossene berufsbezogene Impfpflicht führe unter Zahnmedizinern eher zu Reaktionen, sich „nicht umgehend impfen zu lassen, sondern den Beruf zu wechseln oder die Praxis zu schließen“, betonen der Vorsitzende der KZV Sachsen, Dr. Holger Weißig, und Kammerpräsident Dr. Thomas Breyer in dem Brief vom 5. Januar. Hintergrund dieser Aussagen war eine aktuelle Umfrage der Landeszahnärztekammer Sachsen, deren finale Auswertung zum Redaktionsschluss noch lief. Vorläufige Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, dass es unter sächsischen Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie ihrem Praxispersonal eine relativ hohe Quote an Impfverweigerern gibt. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, da zu vermuten ist, dass viele Teilnehmer ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen wollten, gab Breyer zu bedenken.
Vorzeitige Schließungen drohen
Zentral sei in dem Zusammenhang die Frage der Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung vor allem im ländlichen Sachsen. In den nächsten fünf bis zehn Jahren drohe in einigen Regionen eine Unterversorgung, weil viele der dort tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte über 60 Jahre alt sind. Es bestehe die Gefahr, dass sich Inhaber durch die Impfpflicht überfordert fühlen und ihre Praxis früher als geplant aufgeben, warnten Weißig und Breyer. „Der Perspektive, sich der Impfung durch einen Wechsel in einen anderen Beruf zu entziehen, kann die Politik nur durch eine allgemeine Impfpflicht begegnen“, betonten Breyer und Weißig in ihrem Brief.
Wie die Kammer berichtet, kam es am 17. Januar zu einem Gespräch mit Ministerpräsident Kretschmer, in dem die Vertreter der sächsischen Körperschaften nochmals auf die Gefährdung der flächendeckenden zahnmedizinischen Versorgung durch die sektorale Impfpflicht hinwiesen. Kretschmer bekräftigte demzufolge die Notwendigkeit der Impfung in den Gesundheits- und Pflegeberufen, gerade in Sachsen, dem Bundesland mit der geringsten Impfquote und einer hohen Anzahl an Corona-Sterbefällen. Weitere Gespräche sollen folgen.
Auch Thüringer Kammer befragt Mitglieder
Auch in Thüringen spricht man sich gegen eine berufsbezogene Impfpflicht aus. „Die Schutzimpfung gegen das Coronavirus befürwortet die Landeszahnärztekammer Thüringen uneingeschränkt gemäß den ärztlichen Empfehlungen. Eine gesetzliche Impfpflicht für alle im Gesundheits- und Pflegewesen tätigen Personen jedoch steht dem eigenverantwortlichen und freiberuflichen Handeln der Thüringer Zahnärzteschaft entgegen“, sagte der Präsident der Landeszahnärztekammer Thüringen, Dr. Christian Junge.
Seine Landeszahnärztekammer hat im Dezember ebenfalls eine Umfrage unter ihren Mitgliedern durchgeführt. „Die Datenerhebung ist zwar nicht repräsentativ, jedoch bietet die hohe Anzahl von Rückmeldungen ein verlässliches Stimmungsbild“, erklärte Junge. Danach ist der Anteil geimpfter Zahnärztinnen und Zahnärzte (niedergelassen und angestellt) mit rund 84 Prozent (Stand 19. Januar) deutlich höher als in der erwachsenen Thüringer Bevölkerung (68,9 Prozent laut RKI-Impf-Dashboard). Hinzu kommen die genesenen Zahnärztinnen und Zahnärzte. Auch der Anteil des geimpften Praxispersonals liegt den Angaben zufolge mit etwa 74 Prozent deutlich über der erwachsenen Thüringer Bevölkerung.