Studie aus der Türkei

COVID-19 hat keinen Einfluss auf frühe Implantatverluste

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Im Herbst vergangenen Jahres gab es vereinzelt Berichte (etwa in der zm 23-24/2022), die den Verdacht nährten, dass eine SARS-CoV-2-Infektion oder auch eine entsprechende Impfung das Risiko für Einheilungsstörungen und frühe Implantatverluste signifikant steigern. Nun legen aktuelle Studienergebnisse einer türkischen Arbeitsgruppe nahe, dass COVID-19 offenbar keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf frühe Implantatverluste hat.

Der retrospektiven Arbeit liegen Daten von über 1.228 Patientinnen und Patienten mit insgesamt 4.841 Implantaten zugrunde. Einbezogen wurden 582 Männer und 646 Frauen zwischen 17 und 85 Jahren, bei denen zwischen März 2020 und April 2022 in der Zahnklinik der Erciyes Universität in der Türkei eine Implantation durchgeführt worden war. Voraussetzung für die Probanden war ein PCR-Test.

Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes oder Hypertonie mussten vor der Implantation gut eingestellt sein. Personen, die Antiresorptiva einnahmen, wurden ausgeschlossen. Eingesetzt wurden Implantate mit Durchmessern von 3,2 bis 6,5 mm und Längen von 4 bis 15 mm. Für Implantationen mit Knochenaufbau wurde ein ein- oder zweizeitiges Vorgehen gewählt. Die Einheilphase betrug zwischen drei und sechs Monaten, bevor eine prothetische Versorgung eingesetzt wurde. Den frühen Implantatverlust definierten die Autoren als gescheiterte Osseointegration beziehungsweise notwendige Entfernung bis zum Zeitpunkt des Einsetzens der prothetischen Versorgung.

Es kam zu einem Verlust von 151 Implantaten bei 128 Personen. Das entspricht einer Implantatverlustrate von 3,1 Prozent, auf Patientenebene 10,4 Prozent, sowie einer Gesamtüberlebensrate von 96,9 Prozent. 51 der verlorenen Implantate wurden bei Personen mit einem positiven PCR-Test-Ergebnis festgestellt. Hier konnte keine statistisch signifikante Assoziation festgestellt werden – dafür allerdings mit Rauchen und der Implantatlänge (≤ 8 mm). Auch mit abnehmendem Implantatdurchmesser beziehungsweise höherem Alter stieg das Risiko, beides allerdings ohne statistische Signifikanz.

Das Virus beeinflusst den Knochenstoffwechsel

Der Grund für den Verdacht, eine Infektion mit SARS-CoV-2 könne das Risiko für frühe Implantatverluste erhöhen, lag in der Annahme, dass das Virus den Knochenstoffwechsel und somit die Osseointegration direkt beeinflussen könnte. Verantwortlich dafür seien Veränderungen im Angiotensin-Converting-Enzym-2-Signalweg (ACE-2) und ein Zytokinsturm. „ACE-2 wird von Osteoblasten und Osteoklasten im Knochengewebe exprimiert und spielt eine Rolle im Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -resorption. Wenn das Coronavirus den ACE-2-Rezeptor beeinträchtigt, verändert es das Gleichgewicht zwischen Osteoklasten und Osteoblasten zugunsten der Osteoklasten", erklären die Autoren. Weiterhin könnten Entzündungsmediatoren (TNF-α, IL-1 und IL-6) die Osteoklasten zusätzlich aktivieren.

Einschränkend sollte bei der Interpretation der Studienergebnisse berücksichtigt werden, dass es sich um die retrospektive Auswertung von Daten auf Basis von Patientenakten und Berichten handelt. Des Weiteren kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein PCR-Testergebnis falsch negativ war.

Die Studie:
Sezer T, Soylu E. COVID-19 as a factor associated with early dental implant failures: A retrospective analysis. Clin Implant Dent Relat Res. 2023 Jun 14. doi: 10.1111/cid.13238. Epub ahead of print. PMID: 37315944.

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