Abschiedssymposium für Prof. Dr. Reinhard Hickel

Eine Ära geht zu Ende

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Zahnmedizin
Er hat über 600 Publikationen verfasst, ist im Beirat von zehn internationalen Zeitschriften und war Präsident mehrerer internationaler Fachgesellschaften: Zum Jahresende geht Prof. Reinhard Hickel in den Ruhestand.

Hickel war einer der jüngsten Lehrstuhlinhaber, der in der Medizin an die LMU berufen wurde: Mit nur 37 Jahren wurde er 1992 Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie. Geboren im oberfränkischen Landkreis Kronach, begann er 1975 sein Studium der Zahnmedizin in Erlangen, 1981 wurde er dort promoviert, 1988 habilitierte er sich.

Nach knapp zwei Jahren als Professor an der Zahn-Mund-Kiefer-Klinik des Universitätsklinikums Erlangen-Nürnberg folgte 1992 der Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Dort ist Hickel seitdem Ordinarius und Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie sowie der Kinderzahnmedizin. Zudem war er von 2013 bis 2015 Stellvertreter des Ärztlichen Direktors des Klinikums der LMU und von 2015 bis 2021 Dekan der Medizinischen Fakultät. Er war der erste Zahnmediziner in dieser Position.

1991 erhielt Hickel nicht nur aus München einen Ruf, sondern auch aus Heidelberg. Bekanntlich entschied er sich für München. Dem jungen Ordinarius war schnell klar, dass exzellente Medizin in keinem so heruntergekommenen Gebäude stattfinden kann. Dass ein Umbau notwendig war, stand lange fest, aber wegen Unstimmigkeiten ruhte das Bauvorhaben. 

Täglich um 6 Uhr morgens erschien er auf der Baustelle

Der neue Chef klemmte sich dahinter, ab 2002 wurde fünf Jahre lang gebaut. Dabei erschien Hickel täglich um 6 Uhr morgens auf der Baustelle zur Besichtigung und gab auch Input. „Das sorgte anfangs natürlich für Erstaunen“, erinnert er sich schmunzelnd. Aber nach kurzer Zeit war klar, dass der Zahnmediziner auch Ahnung von der Arbeit auf dem Bau hat – und vor allem von den Bedürfnissen des Fachgebiets. Die gute Kooperation und die Betreuung durch das Uni-Bauamt zahlte sich aus: Es gab nach der Fertigstellung der Klinik keine Reklamationen, außerdem wurde das Budget eingehalten.

Hickel prägte die Zahnmedizin am LMU Klinikum in besonderem Maße. Seit 2012 gibt es am Haus eine eigene Ambulanz zur Behandlung von Menschen mit Behinderungen. Das war sein Herzensprojekt. Auf über 250 Quadratmetern haben dort – einmalig in Bayern und Deutschland – Patientinnen und Patienten mit multipler Behinderung die Möglichkeit, an einer spezialisierten zahnärztlichen Versorgung teilzunehmen.

Für seine Forschung erhielt er das Bundesverdienstkreuz

Auch als Forscher hat Hickel international einen herausragenden Ruf. Er hat über 600 Publikationen, fünf Bücher und 25 Buchkapitel verfasst, ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von zehn internationalen Zeitschriften und war Präsident mehrerer internationaler Fachgesellschaften.

Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung und Charakterisierung von neuen Zahnrestaurationsmaterialien und Verfahren für die minimal-invasive Zahnmedizin sowie von diagnostischen Systemen. Vele wichtige Beiträge leistete er auch zur Beurteilung und Entscheidungsfindung bei nicht mehr perfekten Restaurationen sowie zur Standardisierung bei klinischen Studien. Die von ihm entwickelten Kriterien werden heute weltweit verwendet.

Für seine 45-jährige Forschungstätigkeit in der Zahnmedizin wurde Hickel vor Kurzem mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

„Er hat für die Sichtbarkeit der Zahnmedizin in der Forschung gesorgt!“

Nebe der Universitätsleitung waren führende Vertreter aus der zahnärztlichen Standespolitik und den wissenschaftlichen Fachgesellschaften nach München gekommen, um Hickels Verdienste zu würdigen. Grußworte hielten unter anderem Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Roland Frankenberger, Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), und Prof. Dr. Diana Wolff, Präsidentin der Vereinigung der Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (VHZMK), Prof. Bernd Huber, Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität München, Prof. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU Klinikums, Prof. Thomas Gudermann, Dekan der Medizinischen Fakultät und Vorstandsmitglied des LMU Klinikums, Dr. Frank Wissing, Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentages und Felix Bader, Fachschaft Zahnmedizin.

„Du hast auf eine Art und Weise Wissenschaft in der Zahnmedizin betrieben, die ganz außerordentlich ist„, sagte Lerch. “Mehr als 600 Publikationen und etliche Buchkapitel und Bücher hat Professor Hickel veröffentlicht, viele verschiedene Forschungsanträge gestellt und damit für die Sichtbarkeit der Zahnmedizin in der medizinischen Forschung gesorgt", betonte Gudermann.

Benz würdigte Hickels Engagement in den gesundheitspolitischen Debatten der letzten Dekaden. So habe sich Hickel seinerzeit für Mehrkostenvereinbarungen bei Kompositversorgungen ausgesprochen, die dann schließlich auch eingeführt wurden.

Nachfolger wird Prof. Falk Schwendicke

Seine Nachfolge als Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie wird Prof. Dr. Falk Schwendicke, Leiter der Abteilung Orale Diagnostik, Digitale Zahnheilkunde und Versorgungsforschung an der Charité Universitätsmedizin in Berlin, antreten. Im wissenschaftlichen Programm des Symposiums referierte Schwendicke zu den zukünftigen Entwicklungen in der Zahnerhaltung.

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