Fusobakterien verbessern Überlebensrate bei oralem Plattenepithelkarzinom
Eine britische Arbeitsgruppe um den Onkologen Miguel Reis Ferreira vom Guys and St Thomas NHS Foundation Trust in London hat jetzt überraschend Hinweise darauf gefunden, dass die Anwesenheit von Fusobakterien im Tumor die Überlebensrate bei oralen Plattenepithelkarzinomen erhöht.
Untersucht wurde zunächst eine Kohorte von 155 Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren – knapp 73 Prozent waren männlich, das Durchschnittsalter betrug 60 Jahre. Die häufigste Lokalisation war die Mundhöhle (67,7 Prozent), gefolgt vom Oropharynx (16,8 Prozent). Die Mehrheit der Patienten hatte lokal fortgeschrittene Tumoren, wobei 72,9 Prozent im Stadium III-IVA waren. Die meisten Patienten wurden operiert (89,0 Prozent) und/oder mit Strahlentherapie (50,3 Prozent) behandelt. Die Mehrheit der Patienten waren Nichtraucher oder ehemalige Raucher (69,7 Prozent) und aktive Trinker (71,6 Prozent). Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 26 Monate. Das mediane Gesamtüberleben (OS) der gesamten Kohorte betrug 57 Monate und 73 Patienten verstarben.
In der Auswertung war die relative Häufigkeit nachgewiesener Fusobakterien sowohl mit einem besseren Gesamtüberleben (Hazard Ratio [HR] = 0,35, 95% Konfidenzintervall [CI] = 0,15–0,83], P = 0,018, ergänzende Abbildung S2A ) als auch einem besseren krankheitsspezifischen Überleben (DSS; 0,28 [0,15–0,83], P = 0,031, ergänzende Abbildung S2B) assoziiert.
Die Wissenschaftler untersuchten dann im Labor die Wirkung von F. nucleatum auf orale Plattenepithelkarzinome. Dabei wurden Krebszellen mit unterschiedlichen Dosen von F. nucleatum versetzt. Mit steigender Dosis war auch eine stärkere Verringerung der Lebensfähigkeit der Krebszellen zu beobachten.
Frühere Studien haben darauf hingewiesen, dass F. nucleatum zur Progression von Darmkrebs und zur Resistenz gegen die Behandlung beiträgt. Diese Bakterien kommen allerdings den Studienautoren zufolge üblicherweise nicht im Darmmikrobiom vor. Dagegen sind Fusobakterien häufig im oralen Mikrobiom zu finden, ebenso in den Karzinomen des Kopf-Hals-Bereiches. Über welche Mechanismen die Bakterien gegen den Krebs wirken, konnten die Wissenschaftler allerdings noch nicht herausfinden. Das sei Gegenstand aktuell laufender Untersuchungen, so die Autoren.
Die Studie ist im Journal Cancer Communications erschienen.
Chander, A., Iacovacci, J., Pellon, A., Kataria, R., Grigoriadis, A., Maher, J., Sears, C., Bachrach, G., Urbano, T.G., Lei, M., Petkar, I., Kong, A., Ng, T., Orlandi, E., Iacovelli, N.A., De Cecco, L., Serafini, M.S., Moyes, D., Rancati, T. and Ferreira, M.R. (2024), Fusobacterium is toxic for head and neck squamous cell carcinoma and its presence may determine a better prognosis. Cancer Communications.. https://doi.org/10.1002/cac2.12588