Hochverarbeitete Lebensmittel erhöhen Kopf-Halskrebs-Risiko
Die Forschenden analysierten hierfür Ernährungsdaten und Lebensstil von 450.111 Erwachsenen, die über 14 Jahre beobachtet wurden. Die Daten stammen aus der EPIC-Kohorte (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), eine der größten Kohorten-Studie Europas, in der unter anderem 34 verschiedene Krebsarten untersucht wurden. Ziel war herauszufinden, ob ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln und Oropharynx-Karzinomen sowie Ösophagus-Adenokarzinomen in der EPIC-Studie durch eine Zunahme des Körperfetts erklärt werden kann.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Probandinnen und Probanden pro Tag durchschnittlich 364 g hochverarbeitete Lebensmittel zu sich nahmen, wobei Männer im Allgemeinen mehr konsumierten als Frauen [Morales-Berstein et al., 2023]. Wer rund 10 Prozent mehr hochverarbeitete Lebensmittel zu sich nahm, hatte ein 23 Prozent höheres Risiko für Oropharynx-Karzinome und ein 24 Prozent höheren Risiko für Adenokarzinome der Speiseröhre. Ein erhöhter Körperfettanteil erklärte nur einen kleinen Teil des statistischen Zusammenhangs zwischen dem Konsum der hochverarbeiteten Lebensmittel und dem Risiko für diese Krebsarten des oberen Verdauungstrakts.
Die Autoren vermuten, dass andere Mechanismen den Zusammenhang erklären könnten. So könnten beispielsweise Zusatzstoffe wie Emulgatoren und künstliche Süßstoffe, die bereits früher mit einem erhöhten Krankheitsrisiko in Verbindung gebracht wurden, sowie Verunreinigungen aus Lebensmittelverpackungen und dem Herstellungsprozess den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln und Krebs des oberen Verdauungstrakts in dieser Studie teilweise erklären.
Die Assoziation könnte bei der Auswertung aktueller Daten noch stärker sein
Die Forschenden weisen aber darauf hin, dass die in der Studie gefundenen Zusammenhänge durch bestimmte Verzerrungen beeinflusst werden könnten. Weiter erklären sie, dass die EPIC-Ernährungsdaten in den 1990er-Jahren erhoben wurden, als der Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln noch vergleichsweise geringer war, als heutzutage. Daher könnten die Assoziationen in der heutigen Zeit möglicherweise noch deutlich stärker sein. Weitere Forschungsarbeiten seien erforderlich, um andere Mechanismen wie Lebensmittelzusatzstoffe und Schadstoffe zu ermitteln, die die beobachteten Zusammenhänge erklären könnten.
Angesichts dessen, dass das Körperfett in dieser Studie den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln und dem Krebsrisiko für den oberen Verdauungstrakt nicht wesentlich erklärt, sollte der Fokus zukünftiger Krebs-Prävention nicht allein auf der Gewichtsreduktion liegen. Die Ergebnisse unterstützen allgemeine Empfehlungen zur Krebsprävention, nämlich, sich gesund zu ernähren und möglichst viele unverarbeitete, frische Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte zu essen.
Morales-Berstein F, Biessy C, Viallon V, et al. and EPIC Network. Ultra-processed foods, adiposity and risk of head and neck cancer and oesophageal adenocarcinoma in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition study: a mediation analysis. Eur J Nutr. 2023 Nov 22. doi: 10.1007/s00394-023-03270-1. Epub ahead of print. PMID: 37989797.