Jeder zweite Arzt will seine Praxis vorzeitig abgeben
Knapp die Hälfte der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten, die sich mit der potenziellen Abgabe ihrer Praxis befassen, will vorher aus der Versorgung ausscheiden. Dahinter steht insbesondere die als (zu) hoch empfundene Arbeitsbelastung.
Es mangelt an Interessenten
Eine der größten Schwierigkeiten bei der Praxisübergabe ist es danach, überhaupt einen Interessenten für die Praxis zu finden. 78 Prozent der Befragten, die schon nach einem Nachfolger suchen, empfanden dies als Herausforderung.
Die Dauer der Nachfolgesuche variierte erheblich zwischen den Versorgungsbereichen: Im hausärztlichen Bereich betrug sie durchschnittlich zwei Jahre, im fachärztlichen etwa 17 Monate und im psychotherapeutischen und psychosomatischen Bereich nur etwa sechs Monate.
Die Beratungsleistungen der Kassenärztlichen Vereinigungen rund um das Thema wurden deutlich häufiger wahrgenommen als die von gewerblichen Dienstleistern. Die Zufriedenheit mit den Beratungsleistungen lag in etwa auf dem gleichen Niveau.
Die Daten zeigten, dass dabei die die Bedingungen aus stark steigenden Personalausgaben und inflationsbedingten Kostensprüngen sowie zunehmenden bürokratischen Auflagen und Belastungen durch eine wenig nutzerfreundliche Digitalisierung besonders im Fokus stehen, erläuterte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Die nächste Regierung muss die ambulante Versorgung aufwerten
Diese Faktoren begünstigten den schleichenden Rückzug der Leistungsträgerinnen und -träger aus der medizinischen Versorgung. Noch versorgten die rund 99.000 Praxen die Menschen auf höchstem Niveau, doch sei die wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Deutschland in akuter Gefahr, betonte von Stillfried.
„Insgesamt senden unsere Umfrageergebnisse ein klares Signal an die Politik: Die nächste Bundesregierung muss die Aufwertung der ambulanten Versorgung ganz weit oben auf der gesundheitspolitischen Agenda platzieren. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen die Praxisinhaberinnen und -inhaber sich angesprochen fühlen, damit sie möglichst lange aktiv in der Patientenversorgung bleiben.“
Die Umfrage fand per Online-Fragebogen zwischen dem 19. März und dem 7. Juli 2024 statt. Insgesamt wurden 68.000 niedergelassene Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten angeschrieben, über 4.000 nahmen teil. Zum Zeitpunkt der Erhebung beschäftigten sich etwa 1.200 Befragte intensiv mit dem Thema.