Tabak und HPV erhöhen Risiko von Mundrachenkrebs
Sowohl Tabakrauchen als auch humane Papillomviren (HPV) sind bekannte Risikofaktoren für Oropharynx-Karzinome. Studienergebnisse zeigen nun, dass ihr gleichzeitiges Auftreten synergistisch wirken und das Risiko für DNA-Schäden erhöhen kann. In der Folge können die Erkrankungsgefahr und auch die Tumorprogression steigen.
Für die Studie führten Forschende der Universitäten von São Paulo in Brasilien und Chile zunächst in vitro Experimente durch, um orale Zellen zu analysieren, die die Onkoproteine HPV16 E6 und E7, welche eine Infektion mit HPV anzeigen, exprimierten und gleichzeitig Zigarettenrauchkondensat ausgesetzt waren. Im Ergebnis stiegen die SOD2-Konzentration und die DNA-Schäden im Vergleich zu den Kontrollzellen deutlich an, was auf eine schädliche Wechselwirkung zwischen HPV und Zigarettenrauch hindeutet.
Interaktion onkogener Faktoren
"Anstatt weiterhin Rauchen und HPV als onkogene Faktoren getrennt zu analysieren, haben wir uns auf ihre mögliche Interaktion konzentriert", sagte Enrique Boccardo, einer der Studienautoren aus São Paulo. "Sowohl Rauchen als auch HPV werden mit erhöhtem oxidativem Stress und DNA-Schäden in Verbindung gebracht, die Faktoren bei Krebs sind und nach früheren Forschungen die Superoxid-Dismutase 2 regulieren können – einem mutmaßlichen Biomarker für bösartigen Mundkrebs und andere mit HPV assoziierte Krankheiten."
In der zweiten Phase des Projekts wurden die Genomdaten von 613 Proben im The Cancer Genome Atlas (TCGA) analysiert, einem öffentlichen Repository, das die für Krebs verantwortlichen genetischen Mutationen enthält (abgeleitet aus der Genomsequenzierung und Bioinformatik). Die Forschenden konzentrierten sich auf die Analyse der SOD2-Transkriptionen, um die Ergebnisse zu bestätigen.
Oropharynx-Karzinome
Im Jahr 2020 hatten weltweit etwa 830.000 Menschen ein Oropharynx-Karzinom. Aus den jüngsten Daten des Nationalen Krebsinstituts (INCA) geht hervor, dass an der Erkrankung in Brasilien 2019 fast 21.000 Menschen gestorben sind. Historisch gesehen waren die bekannten Hauptursachen Alkohol, Tabak und schlechte Mundhygiene, aber in den letzten Jahrzehnten hat sich HPV zu einem bedeutenden Risikofaktor entwickelt, insbesondere für jüngere Menschen. Oropharynx-Karzinome gehören heute zu einer der am schnellsten zunehmenden Krebsarten, die weltweit mit HPV in Verbindung gebracht werden.
"Obwohl In-vitro-Studien in einer künstlichen Umgebung stattfinden, sind sie ein Ausgangspunkt für das Verständnis dessen, was in komplexeren Modellen geschieht, und könnten uns in Zukunft in die Lage versetzen, objektiv mit einem gewissen Nutzen einzugreifen", so Boccardo. "Zum Beispiel ist die HPV-Impfung derzeit nur für Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren im SUS [Sistema Único de Saúde, Brasiliens staatlicher Gesundheitsdienst, Anm. d. Red.] verfügbar, weil Studien ihre Wirksamkeit gegen Genitalkrankheiten bewiesen haben, aber ich glaube, dass es möglich sein sollte, die Altersgruppe zu erweitern, um Krankheiten in anderen anatomischen Regionen zu verhindern."
Carrillo-Beltrán D, Osorio JC, Blanco R et al. Interaction between Cigarette Smoke and Human Papillomavirus 16 E6/E7 Oncoproteins to Induce SOD2 Expression and DNA Damage in Head and Neck Cancer. Int J Mol Sci. 2023 Apr 7;24(8):6907. doi: 10.3390/ijms24086907. PMID: 37108069; PMCID: PMC10138975.