Nichtraucherkampagne: Beteiligung der Ärzte und Zahnärzte erforderlich

Gewinnen Sie 10 000 Euro bei der Nichtraucherkampagne 2002

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Die Deutsche Zahnärzteschaft hat auch in diesem Jahr erneut das Ziel, sich selbst und ihre Patienten zum Nichtrauchen zu bewegen. Zeitgleich startet das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg eine bundesweite Kampagne zu diesem Thema, das von Ärzten, Apothekern und Tierärzten und natürlich von der Zahnärzteschaft mit unterstützt werden soll. Die zm fordern daher ihre Leserschaft auf, sich sehr zahlreich an dieser Kampagne zu beteiligen, um mitzuhelfen, nikotinbedingte Erkrankungen im orofazialen Bereich von der beginnenden Gingivitis über den gesamten Facettenreichtum der Präkanzerosen bis hin zum Zungenboden-Karzinom zu vermeiden.

Rechtzeitig zum Jahresbeginn erhalten Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte für ihre Klinik oder Praxis kostenfrei ein Materialienpaket der Nichtraucherkampagne „Rauchfrei 2002 – 10 000 Euro zu gewinnen“, das ein Plakat, einen Aufkleber und 50 Teilnahmekarten für Patienten enthält – wenn sie dies anfordern (siehe Kasten). Die Materialienpakete werden von Januar bis April zur Verfügung gestellt und können fortlaufend angefordert werden. Der offizielle Startbeginn der Nichtraucherkampagne ist Aschermittwoch, 13. Februar 2002. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Medienberichterstattung und es ist zu erwarten, dass viele Patienten sich auch an ihre Ärzte wenden, so dass es empfehlenswert ist, die Materialien vor dem Start zu bestellen und dann in Praxis und Klinik zu plazieren.

„Rauchfrei 2002“ – das Konzept

Ziel ist es, möglichst viele Raucherinnen und Raucher dazu zu bewegen, mindestens vier Wochen lang, ab 1. Mai 2002, nicht zu rauchen. Für jeden Teilnehmer ist ein Anmeldeformular erforderlich. Teilnehmen können Raucherinnen und Raucher jeden Alters, die in den letzten zwölf Monaten täglich geraucht haben und deren Helfer. Wenn ein Helfer mehrere Teilnehmer unterstützt, kann er auch auf mehreren Anmeldungen benannt werden. Einsendeschluss für die Teilnahme ist der 1. Mai 2002. Die Preisträger werden aus dem Teilnehmerpool gezogen. Verlost werden je zwei Preise für jugendliche und erwachsene Teilnehmer sowie deren Helfer (insgesamt 10 000 Euro), ein europäischer Superpreis von 2 500 US Dollar und ein internationaler Superpreis von 10 000 US Dollar. Gewinnen können nur die Teilnehmer, die nachweislich im Monat Mai nicht geraucht haben und ihre Helfer. Der Nachweis wird durch einen Urintest erbracht. Die Preisträger erhalten einen Teststreifen, den sie zu ihrem Arzt mitnehmen. Dieser führt den Test durch und informiert die Koordinierungsstelle. Die Gewinner werden unmittelbar nach der Ziehung benachrichtigt und erhalten ihre Preise auf einer Pressekonferenz des Bundesministeriums für Gesundheit und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, welche die Kampagne fördern und die Preisgelder zur Verfügung stellen.

Was ist das Besondere an „Rauchfrei 2002“? Die Kampagne „Rauchfrei 2002“ ist Teil der größten internationalen Kampagne „Quit and Win“ und findet in dieser Form zum zweiten Mal in Deutschland statt.

Die Kampagne vermittelt eine positive Botschaft, die von allen mitgetragen werden kann und bei der auch alle – Raucher sowie Nichtraucher – teilnehmen können. Viele haben bereits mehrfach versucht, mit dem Rauchen aufzuhören, sind jedoch immer wieder gescheitert – „Rauchfrei 2002“ bietet eine neue Chance.

Durch das Helfersystem werden die Raucher nicht allein gelassen, sondern aktiv motiviert und unterstützt von einer Vertrauensperson. Die Kampagne vermittelt auch Gemeinschaftsgefühl, denn Zehntausende in Deutschland und schätzungsweise eine Million weltweit werden teilnehmen.

Erstmals richtet sich eine Kampagne dieser Art auch an rauchende Jugendliche. Viele von ihnen wollen mit dem Rauchen aufhören und erhalten hierzu eine Gelegenheit.

Individuelle Unterstützung erhalten die Teilnehmer vor, während und nach der Aktion am Rauchertelefon des Deutschen Krebsforschungszentrums durch erfahrene Raucherentwöhnungsexperten. Eine Broschüre mit Tipps zum Ausstieg kann dort gleichfalls angefordert werden. Auch das Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung steht den Teilnehmern zur Verfügung. Die Bundeszentrale versendet gleichfalls Broschüren zum Ausstieg.

Anti-Rauch-Kampagne 2000 und ihre Ergebnisse

Deutschland beteiligte sich im Jahr 2000 erstmals zeitgleich mit über 50 Ländern an der größten internationalen Nichtraucherkampagne „Quit and Win“, die in anderen Ländern bereits 1994, 1996 und 1998 stattgefunden hatte. Dem internationalen Slogan wurde das deutsche Motto „Rauchfrei bis Mai“ vorangestellt. An dieser bundesweiten Aktion beteiligten sich fast 25 000 Raucherinnen und Raucher, 18 917 meldeten sich über gedruckte Teilnahmekarten und 6 008 über das Internet an. Weltweit nahmen über 400 000 Menschen aktiv an der Kampagne teil. In vier Agenturmeldungen, über 30 Fernsehberichten, 45 Hörfunkprogrammen, über 130 Artikeln in den Printmedien und mit einer Titelgeschichte des stern sowie einer täglichen Kolumne „Mein Monat als Nichtraucher“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beteiligte sich die Presse an der Kampagne. Der stern richtete gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum ein Internetforum ein, das zum größten Selbsthilfeforum von Exrauchern geworden ist (www.stern.de/forum/list.php?f=48). Innerhalb eines Jahres wurden dort in über 150 000 E-Mails Erfahrungen ausgetauscht. Das Nichtraucherforum des stern erhielt bis zu 40 000 Zugriffe täglich und ist das erfolgreichste Internetforum des Magazins. Weitere Internetforen zur Kampagne richteten die ARD und das ZDF ein. In einer Vielzahl von Anrufen, Briefen und E-Mails an das Deutsche Krebsforschungszentrum setzten sich die Teilnehmer mit ihrem eigenen Rauchverhalten auseinander. Raucherentwöhnung wurde in Deutschland zum Thema gemacht und diese Kampagne war die erste, die von staatlichen und von nicht staatlichen Einrichtungen gemeinsam getragen wurde.

Ermutigende Nachbefragung

In einer Stichprobenbefragung zwölf Monate nach der Kampagne gaben 30 Prozent an, seit der Teilnahme Nichtraucher zu sein, weitere sechs Prozent bezeichneten sich selbst als Nichtraucher, gaben jedoch an, während der vergangenen Monate zwischenzeitlich rückfällig geworden zu sein. Fast 90 Prozent der Teilnehmer hatten mindestens schon einen Ausstiegsversuch hinter sich, befanden sich im Alter zwischen 25 und 44 Jahren und rauchten mehr als 15 Zigaretten täglich. Etwa 50 Prozent der Teilnehmer rauchten mehr als 20 Jahre, 29 Prozent zwischen zehn und 19 Jahren und 21 Prozent unter neun Jahren. Männer und Frauen unterschieden sich nur unwesentlich voneinander. Ermutigend für Gesundheitsberufe ist die Aussage von über 40 Prozent der Teilnehmer, dass sie die Informationen zur Kampagne von Gesundheitsberufen erhalten hatten. Da die Kampagne im Jahr 2000 vorwiegend durch Apotheker durchgeführt wurde, ist der Erfolg auch diesen zuzuschreiben.

Perspektiven für Ärzte bei „Rauchfrei 2002“

Die Ärzte nehmen einen Spitzenplatz ein in der Glaubwürdigkeit und Motivation eines Rauchers zum Rauchstopp [Junge, 1999]. Bereits das kurze, routinemäßige Ansprechen des Arztes bewirkt Nachdenklichkeit beim Raucher und veranlasst viele, das Rauchen aufzugeben. Die Bedeutung der Motivation von Rauchern durch Ärzte kann deshalb gar nicht oft genug betont werden. Angesichts der Vielzahl von Gesprächsmöglichkeiten können Raucher in allen Stadien der Raucherentwöhnung – Vorbereitung, Aktion und Beibehaltungsphase – angesprochen werden. Die Raucherentwöhnung ist kein statisches Ereignis, sondern ein dynamischer Phasenprozess, der nach einem Stufenmodell der Verhaltensänderungen verläuft und die Phasen stabile Raucher, absichtsvolle Raucher, Raucher in der Vorbereitungsphase, Exraucher in der Aktionsphase, Rückfällige und Langzeitnichtraucher, welche grundsätzlich in ihrer Haltung bestärkt werden müssen, umfassen [Prochaska und Di Clemente, 1983]. In der Regel benötigen gerade stark abhängige Raucher mehr als einen Ausstiegsversuch. Mehrere Versuche führen bei jedem Schritt zu neuen Erfahrungen und jeder Schritt führt etwas näher zu dem eigentlichen Ziel, der Totalabstinenz.

Die Kampagne „Rauchfrei 2002“ eignet sich in idealer Weise für die Praxis und die Klinik, in denen an zentraler Stelle ein Plakat und Hinweisschild mit Teilnahmekarten plaziert werden können.

Entscheidend für den Erfolg dieser Aktion in Arztpraxen und Kliniken ist die Information aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, damit diese von sich aus Patienten ansprechen. Auch ist die Teilnahme von rauchenden Mitarbeitern einer Arztpraxis oder Station denkbar. Intern können noch weitere Preise etwa vom Praxisinhaber, Stationsarzt oder Klinikchef gestiftet werden. „Rauchfrei 2002“ ist also eine Chance, auch unter Gesundheitsberufen eine Motivation zum Rauchstopp zu schaffen.

Ferner können Ärzte die Kampagne zum Anlass nehmen, um jeden Patienten nach seinem Rauchverhalten zu fragen und ihn zu beraten. Auch Unentschlossenen sollte eine beratende Unterstützung angeboten und auf die enormen gesundheitlichen und persönlichen Vorteile eines Rauchstopps hingewiesen werden. Die gute Absicht all derjenigen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen Aufhörversuch unternehmen wollen, sollte verstärkt und alle notwendigen Informationen zur Verfügung gestellt werden. Auch praktische Tipps, wie das Nichtraucherdasein zu meistern ist und konkrete Hilfen für den Ausstieg, werden von Patienten dankbar entgegengenommen. Hilfreich ist es, ein Ausstiegsdatum gemeinsam mit Patienten festzulegen und zur Erhöhung der Erfolgsaussichten in der Raucherentwöhnung medikamentöse Entwöhnungshilfen, wie Nikotinsubstitution oder Bupropion, zu erwägen. Ein Nachsorgeplan sollte gemeinsam mit dem Patienten erstellt werden. Jedoch sollte immer wieder darauf hingewiesen werden, dass die Eigenleistung und persönliche Motivation Voraussetzungen für eine erfolgreiche Raucherentwöhnung sind. Medikamentöse Therapie ist dann besonders sinnvoll, wenn für den Patienten Sucht, Entzug oder Angst vor Entzug eine Rolle spielen oder ein hoher Zigarettenkonsum und ein früher Zeitpunkt der ersten gerauchten Zigarette auf körperliche Abhängigkeit schließen lassen. Hierzu liegen die Empfehlungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft vor [Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, 2001].

Eine Beteiligung an „Rauchfrei 2002“ erhöht die Glaubwürdigkeit von Ärzten in der Gesundheitsvorsorge und die Prävention chronischer Krankheiten.

Dr. med. Martina Pötschke-LangerDeutsches KrebsforschungszentrumStabsstelle KrebspräventionIm Neuenheimer Feld 28069120 HeidelbergE-Mail:m.poetschke-langer@dkfz.de

Diese Kampagne wird durchgeführt von staatlichen und nicht staatlichen Einrichtungen sowie im Rahmen des WHO-Partnerschaftsprojektes Tabakabhängigkeit und in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Koalition gegen das Rauchen, wie Bundesärztekammer, Deutsche Herzstiftung, Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, Deutsche Lungenstiftung, Bundesvereinigung für Gesundheit, Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit, Nichtraucherinitiative Deutschlands und vielen anderen mehr. Sie wird gefördert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit.

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