Stiftung Warentest untersucht private Krankenversicherungen

Privat-Ungelegenheiten

Kassensturz bei der Verbraucherzeitschrift FINANZtest: „Nie wieder Kassenpatient“ betitelt das Magazin seine jüngste Untersuchung der Angebote aller in Deutschland tätigen Gesellschaften der Privaten Krankenversicherung (PKV). Die Ergebnisse sind genauso vielfältig wie die Tarife – und kommen bei den verschiedenen Anbietern ebenso unterschiedlich an

Fast 40 Gesellschaften und hunderte verschiedener Tarife und Angebote – der PKVMarkt ist groß und unübersichtlich. Hinter Abkürzungen wie „A420“, „TC43“ oder „CSR100“ verbergen Huk-Coburg, Debeka oder Barmenia ihre Prämien und Leistungen in den vier Bereichen „Ambulant“, „Stationär“, „Zahn“ und „Krankentagegeld“. Die Verbraucherzeitschrift FINANZtest hat in ihrer Ausgabe vom vergangenen Monat insgesamt 358 Tarifangebote untersucht, gegenübergestellt und bewertet.

Beim Test wurden alle Angebote berücksichtigt, die einen vorab definierten Mindestleistungsumfang bieten. Bewertet wurden dann das Preis-Leistungsverhältnis, die Beitragsentwicklung, die letzte Beitragsanpassung und die Markteinführung. Ganze 13 Mal gab’s ein „Sehr gut“ – genauso oft allerdings auch die schlechteste Bewertung „Mangelhaft“. Zu den Spitzenreiter zählen für FINANZtest HUK-Coburg und Halle-Nationale, Schlusslichter sind Berlin-Kölnische und Signal.

Schwer durchschaubar

Generell stellen die Tester fest, dass die Angebote kompliziert und schwer zu durchschauen sind. Um die verschiedenen Tarife hinsichtlich ihres Preis-Leistungsverhältnisses zu vergleichen, musste eine eigene Methode entwickelt werden. Dabei kommt die Untersuchung zu fünf zentralen Ergebnissen.

• Für Frauen ist die PKV generell deutlich teurer als für Männer. Während beispielsweise ein 33-jähriger Durchschnitts-Angest

ellter monatlich rund 230 Euro zahlt, liegt der Beitrag für eine gleichaltrige Angestellte bei 350 Euro.

• Ein Wechsel von GKV zu PKV lohnt sich nicht für alle, die ihn sich auch leisten können. Denn die Beitragshöhe wird nicht auf Grundlage des Gehalts, sondern an Hand des Leistungsumfangs und der zu erwartenden Gesundheitsausgaben berechnet – Alte und Kranke zahlen mehr als Junge und Gesunde.

• Mit Risikozuschlägen müssen alle rechnen, die an Allergien, chronischen Erkrankungen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden.

• Zukünftige Beitragssteigerungen lassen sich nicht voraussagen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass die Beiträge heute um mehr als das Doppelte höher liegen als vor 30 Jahren. Und steigen werden sie auch in Zukunft.

• Zwar sind die Versicherungen gesetzlich dazu verpflichtet, Rücklagen für die Versorgung älterer Versicherter zu bilden. Verlässt aber ein Kunde seine PKV, verliert er auch das für ihn zurückgelegte Geld – und muss bei seiner neuen Versicherung mit deutlich höheren Beiträgen wieder von vorne anfangen.

Die Methoden der Stiftung Warentest sind nicht unumstritten. Gerade die betroffene Branche reagiert auch mit Kritik auf die Untersuchung. Bereits im Juli 2000 hatte FINANZtest PKV-Tarife miteinander verglichen und bewertet. Damals wurde zum Beispiel vom Fachmagazin „Performance“ der Vorwurf geäußert, die Vergleiche würden eine gewisse Konstanz vermissen lassen. „Die Entscheidung für eine private Krankenversicherung ist meistens eine Entscheidung fürs Leben“, hatte FINANZtest geschrieben. Und Performance konterte: „Würde man sich an die Testergebnisse der Zeitschrift halten, dann dürfte das Leben nur sehr kurz sein.“

Die jüngste Veröffentlichung ärgerte insbesondere einige Versicherungsagenturen und Beratungsfirmen. So veröffentlichte ein hessischer PKV-Berater eine Stellungnahme, in der er die Methoden von FINANZtest als völlig unzureichend darstellte. Seiner Ansicht nach wurden einige Kriterien komplett ignoriert – etwa das Auflegungsdatum der untersuchten Tarife, die Zuführung bestandsorientierter Überschussverwendung, die Entwicklung der Neuprämie seit 1990 und die Entwicklung der Selbstbeteiligungen seit Auflegung der Tarife.

Dass es den privaten Krankenversicherungen nicht gefällt, von externen Stellen begutachtet zu werden, zeigt sich auch an anderer Stelle. So wollen sie sich nicht der Schlichtungsgewalt des Ombudsmanns für private Versicherungen beugen, dem ehemaligen BGH-Richter Wolfgang Römer. Wäre es anders, hätte Römer womöglich noch mehr zu tun als es jetzt schon der Fall ist. dev

Weitere Informationen zur PKV-Untersuchung sowie die kompletten Ergebnisse als(kostenpflichtigen) Download gibt’s im Internet: www.stiftung-warentest.de

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.