Ein Jahrhundert der Frauen und Senioren
Geht es nach den Arbeitsergebnissen des Zukunftsforschers Matthias Horx, ist der Konkurrenzkampf der Geschlechter so gut wie entschieden. Wie Deutschlands anerkanntester Trendsucher auf dem diesjährigen Marketingtag der Degussa Dental (18./19. Januar in Frankfurt) vor mehr als 1200 Zahntechnikern und Zahnärzten der staunenden Männerwelt versicherte, sind die Tage ihrer so genannten Vormachtstellung in Bildung, Arbeits- und Konsumwelt so gut wie gezählt.
Bildung ist Frauensache
Horx konstatiert den Vormarsch der Frauen: Bereits heute seien sie die Bildungsbürger unserer Gesellschaft. Frauen erhalten in Schulen die besseren Noten, 58 Prozent der deutschen Abiturienten sind weiblich. Im Jahr 2000 haben erstmals mehr Frauen als Männer studiert. Selbst in den Entwicklungsländern sei diese Entwicklung zu Gunsten des weiblichen Geschlechts zu beobachten. Dieser Trend, so Horx, setzt sich fort. Sein Ausblick: „Je niedriger die Bildung, desto höher der Männeranteil.“
Und das ist kein Problem unseres von der Pisa-Studie stigmatisierten Schulsystems. Es ist viel grundlegender, eine „neue Männerkrise“, wie es Matthias Horx ausdrückt. Denn in allen Schulen der westlichen Welt schneiden Jungen schlechter ab als Mädchen. Für die Arbeitswelt prognostiziert der Hamburger Zukunftsforscher schon für das Jahr 2030 eine Parität zwischen dem ehemals als „stark“ apostrophierten Geschlecht und den Frauen.
Die graue Revolution
Also unweigerlich „EVE-olution“, so der marketing-getreue Name für diesen Megatrend, ohne Chancen für die Männerwelt? Nicht nur, dass bekanntermaßen, wie Professor Gertrud Höhler auf dem Marketing- Event erneut ausführte, die frauenspezifische emotionale Intelligenz immer mehr zur Kernqualifikation wird, auch die Biologie spielt den Frauen augenscheinlich in die Hände: Sie werden älter als Männer.
„Jedes zweite Mädchen,“ so erklärt der Futurologe Horx, „das in diesem Jahr geboren wird, hat gute Chancen, das nächste Jahrhundert zu erreichen“. Der für das 21. Jahrhundert von Horx als „graue Revolution“ bezeichnete zweite Megatrend wird dieser Gesellschaft, so die Prognosen eintreffen, bereits im Jahr 2020 rund 2,2 Millionen Über-100-Jährige bescheren.
Konsum wird weiblich
Damit nicht genug, halten die Frauen in unserer zunehmend alternden Gesellschaft ein weiteres Pfund in den Händen: Das Privatvermögen liegt mehr und mehr in den Händen der weiblichen Mitbürger. Die Folge: Erwartet wird eine zunehmende Verweiblichung des Konsums. Kaum zu glauben? Ein Beispiel: Schon heute werden 65 Prozent aller Autokäufe, so Horx, von Frauen entschieden, „auch wenn die Männer gar nicht merken, dass sie eigentlich einen sportlichen BMW wollten, aber dann in einem Sharan landen.“
Und die Auswirkungen auf das Gesundheitswesen? Matthias Horx sieht in der Entwicklung zum Älterwerden und dem steigenden Einfluss der Frauen, die sich sehr für Fitness und bewusste Ernährung interessierten, einen äußerst positiven Trend für die Gesundheits- und Dentalbranche. Seine Prognose: Hier erschließt sich in den nächsten Jahren ein bedeutender Wachstumsmarkt – und das „nicht nur in den Bereichen Schönheit, Healthfood, Privatmedizin und traditionelle Heilkunde, sondern auch in einer zweiten Wellbeing-Welle, die Geist, Seele und Spiritualität einschließt“. Eine Schlussfolgerung, mit der, so sie eintrifft, die Gäste des Marketing- Tages – auch die Männer – durchaus zufrieden sein konnten.