Editorial

Akzente

Liebe Leserinnen und Leser,

etwaige gute Vorsätze der Silvesternacht noch im Kurzzeitgedächtnis, gehen viele von uns mit Blick nach vorn in den Alltag des neuen Jahres – mancher neugierig auf das, was da kommen mag. Übersteigerter Optiminismus, so vorhanden, wird in der Regel bald ernüchtert: Der Datumswechsel ist nun mal kein Sprung in eine andere Wirklichkeit.

So beschäftigt die seit Jahren als Großereignis angekündigte Währungsumstellung auf den Euro Deutschlands Bevölkerung seit Herausgabe der Starter-Kits jetzt eher während des sortierend-suchenden Griffs ins Portemonnaie oder dem überraschten Blick auf niedrig anmutende Preise in den Auslagen.

Die politische Dimension eines geeinten Europas oder mittel-bis langfristig mögliche Auswirkungen europäischer Politik auf unsere Euro-Geldbeutel haben hingegen derzeit in den Köpfen wenig Platz. Joachim Kirchmann, langjähriger zm-Autor in Finanzfragen, richtet Augen und Sinn auf die mögliche Zukunft der frisch geborenen Währungsunion. Vorsicht vor Euro-Euphorie kann nicht schaden. Denn das, was jetzt frisch aus der Presse kommt und glänzt, ist nun mal kein Gold.

Nüchtern betrachtet haben die zm auch die gesundheitspolitischen Versprechungen der rot-grünen Regierung für das Wahljahr 2002. Das, was Ulla Schmidt notgedrungen Ende letzten Jahres vollmundig als Weg in eine sichere Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung zu verkaufen suchte, ist kein Ausweg. Es sind eher die immer halbherziger verfolgten alten Irrwege in den Zusammenbruch eines Gesundheitswesens, das – noch – durchaus alle Voraussetzungen für eine gesunde Zukunft hätte. Im Jahr der Wahl werden dagegen Dinge aktuell, die eher an die Zeit der Kostendämpfungsgesetzgebung erinnern. Einen „Ehren-Berg“ haben sich die Gesundheitspolitiker damals wie heute damit nicht erschaufelt.

Auch das Setzen der rot-grünen Heilsversprecher auf Integrationsverträge ist eher Verzweiflungstat als konzeptionell durchdachte Strategie. Unsere Titelgeschichte stellt dar, was Leistungsträger „im Netz der Kassen“ tatsächlich zu erwarten haben. Dabei mangelt es nicht an vernünftigen Alternativen. Angst um die „Solidarität“ mit denen, die in Not sind, ist – entgegen allen Unkenrufen der Gesundheitsministerin – gerade bei einer Differenzierung in Vertrags- und Wahlleistungen nicht angebracht. Denn diese ist – kombiniert mit einer Kostenerstattung und befundorientierten Festzuschüssen – letztlich gerechter als das derzeitige System. Das wissen nicht nur Deutschlands Zahnärzte, sondern auch immer mehr Fachwissenschaftler, oppositionelle Politiker und – last but not least – kritisch begleitende Journalisten.

Es gibt also Hoffnung auf neue Perspektiven. Die Weichen könnten die Verantwortlichen schon heute, mit kurzfristiger Wirkung stellen. Wo Experten das weltweite Gesundheitswesen langfristig sehen, steht auf einem anderen Blatt. Auch der Blick auf die „Megatrends und Szenarien“ spart nicht mit Spannung.

Anregende Lektüre wünscht Ihr

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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