Noch ganz im Zeichen des Hochwassers
Aber nicht nur die Solidaritätsbezeugungen waren Anlass für die hohe Beteiligung am Zahnärztetag in Chemnitz, sondern sicherlich auch das interessante Fortbildungsthema, das sowohl die Zahnärzte als auch ihr Personal trotz eines sehr sonnigen Samstags an die Stühle fesselte.
Professor Dr. Holger Jakstat, Leipzig, Fortbildungsreferent der Kammer, hatte die Funktionstherapie zum Thema gewählt. Und zwar vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahren zwar viele Veranstaltungen über die Funktionsdiagnostik stattgefunden haben aber, „über die Therapie bei Funktionsstörungen wurde selten umfassend gesprochen“, so formulierte es der Referent in seinen einführenden Worten.
Aus den vielen Vorträgen sollen hier nur einige für den Praktiker elementare Punkte zusammengefasst werden. Kommt ein Patient mit unklaren Gesichtsschmerzen oder Schmerzen im Nacken, Schulter-Kopfbereich in die Praxis so sollte vor einer Diagnose eine sehr umfangreiche Anamnese stehen. Diese braucht zwar sehr viel Zeit, aber das lange Gespräch mit dem Patienten zahlt sich hinterher auch zeitlich wieder aus, weil nicht selten wichtige Punkte, so genannte „life events“, wie Scheidung, Tod eines Ehepartners und mehr, Mitauslöser der körperlichen Beschwerden sein können. In vielen Fällen verschweigen Patienten mögliche orthopädische Probleme, die sich bis ins craniofaziale System ausbreiten können. Der Okklusionsprüfung sollte größte Beachtung geschenkt werden, denn nicht selten liegt hier die Ursache der Beschwerden.
Auch ist bei jeder Inspektion auf Abrasionszeichen zu achten. Bereits im jungen Erwachsenenalter kann eine Bruxismustherapie spätere Folgeschäden vermeiden.
Einfühlsamkeit ist bei Patienten mit craniomandibulärer Dysfunktion das A und O der Therapie. Denn nicht selten bewegt sich der funktionsgestörte Patient auf dem Grad zum Psychopathen beziehungsweise zum psychosomatisch gestörten Patienten, wie es Dr. Peter Ottl, Frankfurt, beschreibt.