Der Kongress für das ganze Praxisteam
Grundgedanke für den nun schon zum zehnten Male stattfindenden Kongress wie auch das Titelthema war die Überlegung, dass es weniger die fachlichen Defizite sind, die eine flächendeckende Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis verhindern, sondern primär die Problematik, wie diese Erkenntnisse kommunikativ, organisatorisch und wirtschaftlich in bestehende Praxisabläufe integriert werden könnten.
Dieses Anliegen wurde nun wiederholt von Prof. Dr. Johannes Einwag, Direktor des zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart, in die Tat umgesetzt und von der Abteilung für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Heidelberg am Veranstaltungsort unterstützt.
So zeigte Dr. Christof Dörfer, Heidelberg, den Anwesenden die Verbindungen zwischen zahnmedizinischen und allgemeinmedizinischen Erkrankungsformen auf. Es werden eine Reihe von Allgemeinerkrankungen, wie die Endokarditis, das erhöhte Risiko für Fehlgeburten, broncho-pulmonale Symptome und Diabetes mellitus, mit einer Parodontitis in Verbindung gebracht. Bei letzterer Erkrankung konnte ein eindeutiger Nachweis erbracht werden, dass die therapeutische Dosis an Insulin nach Gabe von Antibiotika nach einer PAR-Sanierung verringert werden kann. Bislang ist der Zusammenhang zwischen parodontalen Geschehen und weiteren internistischen Erkrankungen noch nicht ausreichend und eindeutig dokumentiert, jedoch liegt es nahe, hier durch gezielte Maßnahmen entsprechende allgemeinmedizinische Prophylaxe und entsprechende Risikominimierung zu betreiben.
Fluoridsalz in die Kantinenküche
Der Stellenwert der Fluoride in der Kariesprävention wird immer wieder durch aktuelle Studien belegt. Priv. Doz. Dr. Andreas Schulte, Heidelberg, zeigte in einer Momentaufnahme den Stand der Fluoridprävention in Deutschland auf. Träger der die Demineralisierung hemmenden und die Remineralisierung fördernden Fluoride sind so unterschiedliche Medien wie Zahnpasta, spezielle Gele, Lacke, Mundspüllösungen, Speisesalz, Trinkwasser, Mineralwasser, schwarzer Tee, Milch und mehr. Die häufigste und vor allem ergiebigste Fluoridquelle ist jedoch derzeit in Deutschland die Zahnpasta, wie die Verkaufsund damit Verbrauchszahlen der Industrie beweisen. Die damit in Deutschland erfolgte Kariesreduktion, wie Untersuchungen des Deutschen Instituts der Zahnärzte in Köln in den letzten Jahren mehrfach bestätigt haben, ließe sich aber, so Schulte, durch einen noch flächendeckenderen Einsatz von fluoridiertem Speisesalz, zum Beispiel in Kantinen und Großküchen, wesentlich intensivieren.
Dr. Dr. Martin Jean Koch, ebenfalls Heidelberg, referierte zum Thema Zahnstrukturanomalien, deren Diagnostik , Prävention und den entsprechenden Therapiemethoden. Diese Anomalien, die unter Umständen durch Opalitätsauffälligkeiten deutlich werden, können nicht selten zu der Fehldiagnose Karies führen. Sie sollte daher immer, so der Referent, bei einer Differentialdiagnose mit in Erwägung gezogen werden.
Prävention im Team umsetzen
Die tägliche Arbeit in einer rein prophylaktisch orientierten Praxis kann nicht ohne eine ausreichende Kommunikation zwischen den einzelnen Praxismitarbeitern und den Patienten erfolgen. Zu diesem Themenkomplex zeigte der Kommunikations-stratege Herbert Prange den Anwesenden auf, was im Alltag falsch und wie was richtig zu machen ist. Denn entscheidend für den Erfolg ist nicht, dass eine Botschaft an den Patienten gebracht wird, sondern wie sie ihm entgegengebracht wird, damit sie eine hohe Effizienz erfährt und auch umgesetzt wird.
Kein Geheimrezept sondern Individualität gefragt
Methoden, eine prophylaxeorientierte Praxis zu führen, gibt es viele. Nicht unerheblich ist dabei die Zusammensetzung des Patientenklientels. Drei renommierte Zahnärzte, Dr. Klaus-Dieter Bastendorf, Eislingen, Dr. Lutz Laurisch, Grevenbroich, und Dr. Herbert Michel, Würzburg, führen seit Jahren reine Prophylaxepraxen und stellten ihre unterschiedlichen Organisationsformen dem Auditorium vor. Deutlich dabei wurde, dass es kein Geheimrezept gibt, nach dem ein Zahnarzt seine Praxis umstrukturieren kann. Sondern er muss gemeinsam mit seinem Team entsprechend der vorhandenen Gegebenheiten eine Lösung finden, die möglicherweise eine Mischform aus den hier vorgestellten Beispielen darstellt. Es gilt dann, diese nach den individuellen Erfordernissen weiter zu optimieren und zu perfektionieren.
Bleaching in der Prophylaxepraxis
Bleaching im Allgemeinen und im Besonderen, das waren die Themen, die Professor Dr. Heinz Duschner, Mainz, auf der biochemischen und histologischen Ebene und Professor Dr. Thomas Attin, Göttingen, aus der Sicht des Klinikers beleuchteten.
Diese Referenten werden zusammen mit Dr. Siegwart Peters, dem niedergelassenen Praktiker aus Leichlingen, in Kürze in den zm ihre Erfahrungen in einem großen Übersichtsbeitrag darstellen.