Kinderlachen – Zähne, die leuchten
Man konnte es sehen und vor allem hören: die kleinen Sänger vom Kindergarten Max und Moritz in Münchweiler hatten viel Spaß, sich auf spielerische Weise mit der Zahnpflege zu beschäftigen. Sie schmetterten mit Inbrunst ihre Zahnputzlieder auf der Bühne. Dem ein oder anderen i-Dötzchen sah man aber auch Stolz und Erleichterung an, als der Auftritt vor immerhin über 300 Erwachsenen im Bürgerhaus vollbracht war. Grund für das volle Haus: Es galt, 20 Jahre erfolgreiche Jugendzahnpflege im Landkreis zu feiern.
Die Erfolgsgeschichte der „Arbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Pirmasens-Zweibrücken“ startete am 26. Mai 1982 als dreijähriges Modellprojekt am Kindergarten St. Dominikus in Rodalben. In Zusammenarbeit mit der AOK Westpfalz, der Kreisvereinigung der örtlichen Zahnärzte und der Kommune entstand ein Präventionskonzept, das in der ganzen Pfalz Schule machte und Dr. Stein, dem heutigen Vorsitzenden der KZV Pfalz, auch den Beinamen „Prophylaxepapst“ einbrachte.
Nach einem Grundlagenseminar durch die Bezirkszahnärztekammer integrierten die Erzieherinnen das Thema Zahngesundheit in den Kindergartenalltag. Über einen längeren Zeitraum wurden die Zähne täglich gemeinsam geputzt und die richtige Technik geübt, der Zahnarzt besuchte die Kinder im Kindergarten und diese ihn in der Praxis, um Ängste erst gar nicht aufkommen zu lassen. Mit gemeinsamen zahngesunden Frühstücken wurden die Kinder auch für die richtige Ernährung sensibilisiert.
Bereits nach einem Jahr sei das erfolgreiche Konzept in 46 weitere Kindergärten transportiert worden, erzählt Stein sichtlich stolz. 22 weitere Arbeitsgemeinschaften wurden im Lauf der Jahre nach dem bewährten Muster gegründet, mittlerweile werden 80 Prozent der rheinland-pfälzischen Kindergärten gruppenprophylaktisch betreut. Seit 1984 gibt es die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege (LAGZ) Rheinland-Pfalz unter dem Vorsitz von Dr. Stein. Diese bemüht sich auf überregionaler Ebene um die Prophylaxe bei Kindern und Jugendlichen in ganz Rheinland-Pfalz und führte auch eine systematische, landesweite Schulzahnpflege ein. Neben dem Prophylaxeunterricht gibt es heute an allen Schulen die verbindliche Untersuchung der Erstklässler sowie ein kontrolliertes Verweissystem der Klassen zwei bis vier mit Rückmeldung und Erinnerung zum Besuch des Hausarztes. Der ehemalige rheinland-pfälzische Sozialminister Florian Gerster lobte die „Zusammenarbeit von Zahnärzten, öffentlichem Gesundheitsdienst, Krankenkassen und der Politik“ als vorbildlich.
Das Ergebnis der konsequenten Jugendzahnpflege in Rheinland-Pfalz kann sich sehen lassen: Die Karieshäufigkeit bei den Sechs- und Siebenjährigen ist zwischen 1994 und 2000 um 24 Prozent zurückgegangen, bei den Neunjährigen im gleichen Zeitraum sogar um 66 Prozent. Das ist bundesweit beispiellos. Mit einem Intensivprogramm sollen nun auch noch – so plant es Dr. Helmut Stein – die Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko erfasst werden.
Über die Einbindung einer Gruppenprophylaxe innerhalb präventionsorientierter Zahnheilkunde referierte dann Dr. Dietmar Oesterreich. In seinem Vortrag erläuterte er die längst fällige Neubeschreibung der Zahnheilkunde – ein gemeinsames Projekt von BZÄK, KZBV und DGZMK. „Prävention ist umfassende Grundlage des zahnmedizinischen Handelns“, betonte hierbei der Vizepräsident der BZÄK. Und räumte gleich in aller Deutlichkeit mit einem hartnäckigen Vorurteil der Politik auf: „Mehr Prävention und die damit verbundenen Erfolge werden zumindest langfristig kein Geld sparen.“
Dafür werde aber die Mundgesundheit – und das nicht nur bei Kindern, sondern in allen Altersklassen – deutlich verbessert. „Mehr Mundgesundheit bringt auch mehr Lebensqualität“, betonte Dr. Oesterreich. Und dann haben auch die Kinder gut lachen – und Zähne, die leuchten.