Idealtypischer Reformansatz
„Uns geht es um die Substanz. Ihre Zahnärzte“ – Mit Anzeigen in Printmedien, Flyern und Internet-Infos zu diesem Leitsatz wird die KZBV in den nächsten Monaten in der Öffentlichkeit zu den gesundheitspolitischen Plänen Stellung beziehen. „Die Kampagne ist so angelegt, dass wir aktuell auf die jeweiligen Maßgaben der Politik eingehen können“, kommentierte der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz gegenüber Pressevertretern Sinn und Ausrichtung der Aktion. Aktuelles Beispiel: Die in der Reformdebatte intensiv diskutierte private Absicherung des Zahnersatzes erhalte durch Anrisse des zahnärztlichen Konzeptes in der Kampagne zusätzliche Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit: „Zahnersatz ist ein kalkulierbares Risiko. Der Patient ist schon heute durch Eigenbeteiligung beim Zahnersatz und die Wahl zwischen den Komponenten ,Need’ und ,Want’ in besonderer Weise involviert.“ Der Zahnersatz mit einem Ausgliederungsvolumen von 3,5 Milliarden Euro (knapp 0,4 Beitragssatzpunkte in der GKV) zähle zu den kalkulierbaren Risiken, lasse sich klar abgrenzen und gehöre nicht in den Generationenvertrag. Anders als bei der medizinischen Versorgung nehmen die Ausgaben für zahnmedizinische Leistungen mit steigendem Alter nicht zu. Ein weiterer Vorteil: „Der Präventionsanreiz durch das Bonusheft wirkt, durch die steigende Eigenverantwortung hat sich die Mundgesundheit in Deutschland in den vergangenen Jahren erheblich verbessert.“ Insofern biete sich die private Absicherung des Zahnersatzes als „idealtypischer Reformansatz“ an – eine Einschätzung, die übrigens auch einschlägige Experten der Gesundheitsszene aktiv verträten. Zahnersatz sei, so zitierte Fedderwitz den Ärztevertreter „der ideale appetizer“ für weitere Schritte in diese Richtung.
Optimistisch zeigte sich der KZBV-Vorsitzende, dass im Rahmen der Gesetzesreform die Forderung der Zahnärzteschaft zur Einführung befundorientierter Festzuschüsse umgesetzt wird. Die Herausnahme des Zahnersatzes biete nur „ein echtes Strukturelement, wenn sie in Kombination mit dem System befundorientierter Festzuschüsse“ eingeführt werde.
Komme es zur Umsetzung des zahnärztlichen Konzeptes, werde es für Deutschlands Zahnärzte im Praxisalltag „aber keineswegs leichter“. Der Zahnarzt müsse dann mehr denn je Beratungsleistung erbringen: „Er muss seinen Patienten davon überzeugen, sich für das gesundheitlich Richtige zu entscheiden.“ Gerade eine höhere Selbstbeteiligung in bestimmten Bereichen erfordere auch entsprechend intensive Beratung. Eine Aufgabe, für die die Inhalte der jetzt anlaufenden KZBV-Kampagne in der Bevölkerung zusätzlich sensibilisiere.
Gemeinsam Zähne zeigen
„Umfragen zufolge reicht die Reformbereitschaft der Bevölkerung deutlich weiter als die von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt“, erklärte Dieter Krenkel, KZBVVorstand Presse und PR, zu den Beweggründen der Kampagne: „Die deutsche Zahnärzteschaft teilt die Sorgen ihrer Patienten, will ihnen mit Fakten und Argumenten zur Seite stehen und ,gemeinsam Zähne zeigen’.“ Letztlich seien die Versicherten die Leidtragenden einer Reform, in der es nur um das Drücken von Kosten geht, nicht um die Qualität in der Zahnmedizin. Das hohe Vertrauen der Patienten zu ihrem Zahnarzt – 87 Prozent seien „ihrem“ Zahnarzt treu – dürfe „nicht durch überbordende Bürokratie, wie sie sich beispielsweise in Gestalt des ,Deutschen Zentrums für Qualität in der Medizin’ erhebt, gefährdet werden“. Bei der Check-Listen-Medizin bleibe die Individualität jeder Behandlung auf der Strecke, Einsparungen seien damit im Bereich der Zahnmedizin nicht zu erzielen. Mit Aufklärung zu Beispielen dieser Art will die KZBV-Kampagne, so Krenkel, in der Bevölkerung ein kritisches Bewußtsein gegenüber falschen Weichenstellungen in der Gesundheitsreform schaffen.
Für die Reformmacher, so resümierte der KZBV-Vorsitzende Fedderwitz mit Blick auf die Reformverhandlungen, sollte „Mut die Antriebsfeder für eine Gesundheitsreform sein. Angst ist ein schlechter Ratgeber.“