Der Patient im Mittelpunkt
Die Liste der Kritikpunkte an der anstehenden Gesundheitsreform, die auf dem Pressereferententreffen diskutiert wurden, war lang. Die Analyse der von Rot-Grün beabsichtigten Ausrichtung des Gesundheitswesens, die KZBV-Vorstandsmitglied für Presse und PR, ZA Dieter Krenkel, in seinem Referat über die KZBV-Aktivitäten zur Gesetzesreform ausführte, war deshalb eindeutig: „Die politischen Ambitionen laufen Richtung Einheitskasse.“
Aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit sei es deshalb geradezu verpflichtend, so Krenkel, im Sinne der Zahnärzte gegenüber den Patienten aktiv zu werden. Die KZBV reagiere mit ihrer auf der Vertreterversammlung in Wiesbaden verabschiedeten Anzeigenkampagne seit Frühsommer dieses Jahres auf die Gesetzesreform situationsbezogen unter jeweils aktuellem Bezug zu Themen wie „Patientenquittung“, „Praxisgebühr“ oder „Datenschutz“. Die Kampagne, zum Beispiel auf der Internetsite www.prozahn.de, zeige gute Resonanz und zeuge vom hohen Interesse seitens der Öffentlichkeit.
Und zum Stichwort Bema: Für den ab Januar 2004 geltenden neuen Bewertungsmaßstab erstelle die KZBV zurzeit nicht nur Mustervorträge und eine CD-ROM für die Zahnärzteschaft, sondern auch ein Patientenmerkblatt, das auf verständliche Weise über die anstehenden Veränderungen informiert.
Immanenter Teil der neuen Gesetzgebung sei aber auch, dass „die Versicherten künftig stärker in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden“, so Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, in seinem einleitenden Referat zum zentralen Thema „Patientensouveränität als Herausforderung“: „Entscheidende Voraussetzung hierfür ist die Herstellung von Transparenz über Angebote, Leistungen, Kosten und Qualität.“
Aufklärung, so Oesterreich, soll die Entscheidungsfreiheit des Patienten gewährleisten. Der Patient selbst sei „an Eigenverantwortung und Mitwirkung interessiert“.
Die zahnärztliche Selbstverwaltung aus Bund und Ländern habe diesem Bedarf durch Patientenberatungsstellen, Patienten-Hotlines, Schlichtungsstellen, Mitarbeit an der Patientencharta, aber auch durch Medienangebote Rechnung getragen. Die Vielzahl der auf der Koordinierungskonferenz vorgetragenen Aktionen aus den einzelnen Ländern zeigte, dass die Zahnärzteschaft – anders als vom Gesetzgeber immer wieder suggeriert – hier seit Jahren gute Arbeit vorzeigen kann.
Daraus resultierend der Vorschlag des BZÄKVize an die Länderpressereferenten: Eine auf Bundesebene koordinierte Darstellung der patientenbezogenen Aktivitäten in Form einer Broschüre, die die Aktivitäten des Berufsstandes, der Patientenberatungsstellen, die Patientencharta und eine einschlägige Auflistung von Themen, Adressen und Wissenswertem gebündelt darstellt. Die Übereinkunft aus Münster: Die Länder liefern Materialien zur Darstellung der Maßnahmen, die BZÄK koordiniert die Zusammenstellung und Erarbeitung der Broschüre.
Welchen Stellenwert Patientenberatung und -information in der Öffentlichkeitsarbeit einnehmen, verdeutlichten auch die für das Münsteraner Treffen eingeladenen Referenten. Dr. Stefan Etgeton, Referent Gesundheit vom „Verbraucherzentrale Bundesverband“, referierte zu den Konzepten der Verbraucherberater: „Verbraucherberatung soll eher Navigation, darf nicht individuelle Therapieempfehlung sein.“ Sprachund Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Raimund Drommel beleuchtete die Kriterien der Patienteninformationen aus medizindidaktischer Sicht. Dr. Willibert Strunz, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Behinderter und chronisch kranker Menschen, erläuterte die rechtlichen Aspekte für Patienteninformationen und Dorothea Küsters, Geschäftsführerin der Agentur Life Science Comunications, referierte zum Thema Erfolgreiches Agendasetting zu zahnärztlichen Themen.