Wissenschaft ist grenzenlos
Ohne Fortbildung kein hoher zahnmedizinischer Standard - darüber sind wir uns doch einig, liebe Leserinnen und Leser! Fortbildung ist das Salz in der Suppe für unsere tägliche Behandlung der Patienten, und ohne wissenschaftliche Weiterentwicklungen - die wir dank Fortbildung kennen und manuell beherrschen lernen - könnten wir in unserer Praxis keine hochqualifizierte, qualitätsorientierte ZahnMedizin ausüben. Es ist in jedem Heilberufs-/Kammergesetz und in jeder Berufsordnung niedergeschrieben, dass der Zahnarzt verpflichtet ist, seine Kenntnisse dem jeweiligen Stand der zahnmedizinischen Wissenschaft anzupassen. Das verlangt schon allein die hohe Verantwortung, die wir für unsere Patienten haben. Und dieser Pflicht kommt der Zahnarzt als Mediziner nach und zahlt diese Fortbildung fast ausschließlich aus eigener Tasche!
Neben den breit gefächerten Angeboten aus allen Bereichen der Zahnheilkunde, die heute ständig von kammereigenen und kommerziellen Akademien und Instituten mit qualitativ hochstehenden Vorträgen, Seminaren und Kursen ein aktuelles Wissen für die Praxis vermitteln, finden auch immer wieder internationale Kongresse auf deutschem Boden statt. Das zeigt, dass Wissenschaft durchaus "grenzenlos" ist. So trafen sich gerade kürzlich in Konstanz Wissenschaftler aus 32 Ländern um hier den 50sten Jahrestag der "ORCA" (Congress of the European Organisation for Caries Research) zu begehen.
Dieser Kongress und natürlich alle daran teilhabenden nationalen und internationalen Wissenschaftler haben in den letzten 50 Jahren für unser Fach Entscheidendes geleistet: Sie haben alle wesentlichen Grundlagen der Volkskrankheit Karies erforscht, und der Berufsstand hat durch Aufklärungsarbeit und Gruppen- sowie Individualprophylaxe und das Vorhalten präventiver Maßnahmen für jedes Alter die Zähne der deutschen Bevölkerung auf ein Niveau gebracht, das dem internationalen Vergleich mehr als Stand hält, das sogar, wenn man die Kinderzähne betrachtet, vorbildlich ist, wie der Hauptorganisator Prof. Heinz Duschner in einem historischen Überblick darlegte.
Nur wenige Wochen zuvor stand München ganz im Zeichen der ConsEuro 2003. Auch diese Tagung hatte großen internationalen Zulauf und wird als gemeinsame Jahrestagung der European Federation of Conservative Dentistry (EFCD) und der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) gesehen. Die EFCD ist ein noch junger Zusammenschluss aller europäischen Fachgesellschaften für präventive und restaurative Zahnmedizin. Professor Reinhard Hickel sowie Professor Felix Heidemann haben hier als verantwortliche Organisatoren herausragende und nachahmenswerte Organisationsarbeit geleistet.
Die große Europerio 4, die kürzlich sogar über 3000 Experten aus aller Welt nach Berlin zog, rundete das Bild. Mit der Organisation dieses internationalen Kongresses haben Prof. Jörg Meyle und Prof. Thomas Hoffmann eine hervorragende Verbindung geschaffen zwischen wissenschaftlichen Vorträgen und den Anforderungen an die fachspezifische Fortbildung sowie die Umsetzung in der Praxis.
Alle Veranstaltungen erfreuten sich einem über alle Erwartungen positiven Zulauf von internationalen wie deutschen Kollegen. Das wiederum beweist, dass der Zahnarzt allein aus sich heraus das Bedürfnis spürt, über den "Kronenrand" hinaus zu schauen, den Patienten als Menschen mit polymorbidem Geschehen zu sehen und ihn als sein "Hauszahnarzt" zu behandeln.
Von der Bundeszahnärztekammer verabschiedete Leitsätze und Empfehlungen zur zahnärztlichen Fortbildung sollen den allgemeinen Fortbildungsstandard definieren und Empfehlungen für die Durchführung und Organisation geben. Jeder Zahnarzt kann vor Ort die für ihn interessante Veranstaltung aussuchen und das Erlernte in der Praxis umsetzen. Eine Zwangsfortbildung jedoch, liebe Kollegen, bringt uns nicht weiter, denn Fortbildung soll nicht "abgesessen" werden, sondern mit Freude erfolgen. An keiner Stelle der Welt gibt es eine validierte Studie, die Fortbildung unter Zwang als erfolgreich belegt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dr. Jürgen WeitkampPräsident der Bundeszahnärztekammer