7. Dresdner Parodontologie-Frühling

Dresden stand ganz im Zeichen der Parodontologie

Am 26. 4. 2003 fand der nunmehr 7. Dresdner Parodontologie-Frühling unter dem Thema „Aktuelle Entwicklungen in der Parodontologie – Bedeutung für die zahnärztliche Praxis“ statt. Die rege Beteiligung von nahezu 400 Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet zeugte wiederholt vom großen Interesse an dieser inzwischen überregionalen und traditionellen Fortbildung.

Prof. em. Dr. Heinz H. Renggli, Universität Nijmegen, Niederlande, stellte in einer hoch interessanten Tagesgestaltung die Synopsis der Parodontologie dar. Dabei ging er auf die Ätiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie entzündlicher Parodontalerkrankungen, auf die plastische Parodontalchirurgie sowie auf die Langzeitbetreuung des Parodontitispatienten ein. Der Großteil seiner Aussagen basierte auf neuesten wissenschaftlichen Publikationen.

Ätiologie und Pathogenese von Parodontopathien

Die komplexe Thematik der Pathogenese von Gingivitis und Parodontitis präsentierte Prof. Renggli in einer anschaulichen Art und Weise. Anhand des experimentellen Gingivitismodells nach Loe (1965), verdeutlichte er die ätiologische Bedeutung der Plaque. Im aktuellen Verständnis der Parodontitispathogenese gewinnen Entzündungsmediatoren zunehmend an Bedeutung. Die parodontale Destruktion ist zu 40 Prozent auf Entzündungsmechanismen und nur zu 15 Prozent auf eine direkte Schädigung durch Mikroorganismen zurückzuführen.

Systemische Einflüsse von Entzündungsmediatoren bei bestehender Parodontitis werden heute mit einem erhöhten Risiko von Frühgeburten oder von kardiovaskulären Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Gestützt auf eine Publikation von Medianos (2003) betonte Prof. Renggli, dass für diese Problematik noch keine endgültige Evidenz besteht.

Moderne diagnostische Hilfsmittel

Im zweiten Teil seiner Präsentation widmete sich der Referent der modernen Parodontitisdiagnostik. Er empfahl die routinemäßige Erhebung des Parodontalen-Screening-Index (PSI) bei jedem Patienten. Neben der klassischen klinischen (Plaque, Blutung, Attachmentverlust und Zahnbeweglichkeit) und röntgenografischen Diagnostik ist bei Patienten mit aggressiver Parodontitis eine mikrobiologische Untersuchung der subgingivalen Plaque in Form von DNA-Sondentests notwendig. Zukunftsweisende biochemische, immunologische und genetische Methoden, zum Beispiel die Bestimmung von Biomarkern in Speichel und Sulkusflüssigkeit, besitzen heute noch keine praktische Relevanz. Diagnostische Hilfsmittel, wie druckkalibrierte Messsonden oder Periodontometer, tragen zur Minimierung subjektiver Fehler bei.

Therapie der Parodontitis

In einer Vielzahl von Studien zeichnet sich ab, dass zwischen der handinstrumentellen und der maschinellen Bearbeitung der Wurzeloberfläche keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich klinischem Attachmentgewinn, Reduktion der Sondierungstiefe, Gingivarezession und Wurzelbeschädigung bestehen [Tunkel et al. 2003]. Wird eine Bearbeitung der Wurzeloberfläche unter Sicht notwendig, empfahl der Referent eine schonungsvolle Lappenbildung unter Erhaltung noch bestehenden Attachments. Bei der Therapie der chronischen Parodontitis besteht das Anliegen in der Beeinflussung des Biofilms, sodass sowohl die rigorose Bearbeitung der Hartgewebs- als auch Weichgewebswand mit Entfernung von Wurzelzement und Granulationsgewebe weder eine klinische noch eine biologische Bedeutung besitzen. Demgegenüber ist die Entfernung von Granulationsgewebe bei regenerativen Therapiemethoden notwendig. Interessant erschien die Differenzierung der regenerativen Therapiemaßnahmen, die Prof. Renggli auf der Grundlage des Erfolgsparameters „klinischer Attachmentgewinn“ in Anlehnung an Tonetti (Tab. 1) vornahm. Hierbei sind alle Therapievarianten der Parodontitis als regenerative Therapien zusammengefasst, die sich lediglich im Ausmaß dieses klinischen Attachmentgewinns unterscheiden.

Plastische Parodontalchirurgie

Die Deckung von Gingivarezessionen wird sowohl mittels gesteuerter Geweberegeneration (GTR), Bindegewebstransplantat, freiem Schleimhauttransplantat und Verschiebelappentechniken möglich. Das Bindegewebstransplantat sowie Verschiebelappentechniken scheinen die günstigsten Therapieergebnisse erzielen zu lassen. Eine Papillenrekonstruktion bei offenen Interdentalräumen aus ästhetischen sowie funktionellen Gründen ist heute noch problematisch. Das so genannte Papillenlifting mittels Bindegewebstransplantat könnte einen therapeutischen Ansatz darstellen.

Langzeitbetreuung des Parodontitispatienten

Zum Abschluss seiner Ausführungen wies Prof. Renggli auf die zentrale Rolle der Nachsorge bei der Betreuung von Parodontitispatienten hin. Zur Festlegung des Recallintervalls wurde das Risikoprofil nach Lang (1999) empfohlen.

Neben einer kurzen Anamnese, der supraund subgingivalen Belagentfernung mit anschließender Politur und Fluoridierung sowie der Patientenmotivation, sollte die Prophylaxeassistentin bei der Recall-Behandlung die Parameter Blutung (BOP), Plaqueindex (PI) und Attachmentverlust (CAL) reevaluieren.

Zum 8. Dresdner Parodontologie-Frühling am 24. 4. 2004 wird Prof. Dr. Hannes Wachtel zur Thematik „Mikrochirurgische Therapiekonzepte“ referieren.

ZA Fanny RhedeZentrum für Zahn-, MundundKieferheilkundePoliklinik für ZahnerhaltungFetscherstraße 7401307 Dresdenth.hoffm@rcs.urz.tu-dresden.de

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