Neuer Auftritt für die Praxis
Praxisgestaltung ist eine Form der Kommunikation, ein Mittel zum Ausdruck veränderbarer und steuerbarer Inhalte. Durch die Gestaltung seiner Praxis kann der Zahnarzt bewusst eine Fülle von Aussagen treffen – er kommuniziert hierüber mit seinen Patienten und stellt auf diese Weise das Selbstverständnis und die Philosophie seiner Praxis dar.
Deshalb ist es vor einer innenarchitektonischen Umstrukturierung für den Praxischef unerlässlich, genau zu definieren, welche Botschaft durch die zukünftige Art der Gestaltung an die (potenziellen) Patienten vermittelt werden soll. Wenn diese Überlegungen abgeschlossen sind und der Zahnarzt weiß, welche Patienten er ansprechen möchte, stellt sich die Frage, mit welchen innenarchitektonischen Gestaltungselementen sich dieses Ziel realisieren lässt.
Grundsätzlich gilt, dass die Ausstattung ein harmonisches Gesamtbild ergeben und auch zur Persönlichkeit des Zahnarztes passen sollte. Auch passt ein gelungener Praxisauftritt sich in die gesamte Praxiskonzeption ein und repräsentiert diese. Jeder Bruch wirkt störend – das heißt, dass alle Praxisbereiche gut aufeinander abgestimmt sein sollten.
Atmosphäre schaffen
Eine Sanierung oder umfangreiche Renovierung der Praxis sollte daher keineswegs überstürzt, sondern sorgfältig und unter Berücksichtigung aller relevanten Fragestellungen geplant und in ein schlüssiges Konzept gebettet werden. Beispielweise sollte eine räumliche Neugestaltung immer mit der Überarbeitung des gesamten Patienten-Informationssystems einhergehen, um auch dort Einheitlichkeit zu gewährleisten.
Eine positive und angenehme Atmosphäre in der Praxis trägt zur Motivation der Patienten und auch des Teams bei. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, sich im Vorfeld genau über die Wirkung und den Einsatz von Farben und Materialien zu erkundigen und festzulegen, für welche Art der Praxisgestaltung man sich entscheidet.
Neben den Farben, die einzeln oder kombiniert angeordnet bestimmte Aussagen transportieren und Atmosphäre entstehen lassen (siehe zm 15/2003, „Mit Farbe zur Form“), ist es entscheidend, das richtige Material oder die passende Materialkombination zu wählen.
Holz und andere Naturmaterialien,wie etwa Sisal, haben eine sehr wohnliche und freundliche Ausstrahlung. Wir verbinden mit ihnen Natur, Gesundheit und Lebensbejahung. Helle Hölzer wie Ahorn oder Birke wirken modern und leicht; sie absorbieren wenig Licht und beengen so den Raum nicht. Rötliche Holzarten wie Buche und Erle haben eine besonders warme Ausdruckskraft, welche positiv zur medizinischen Atmosphäre einer Zahnarztpraxis beiträgt. Dunkle Hölzer wie Wenge und Mahagoni erzeugen eine gediegene, stilvolle Stimmung, die schon im Vorfeld Vertrauen aufbaut.
Natursteinwird meist auf dem Boden eingesetzt und hat sich dort als hygienischer und strapazierfähiger Belag bewährt. Welche Wirkung der Stein erzielt, hängt natürlich in hohem Maße von seiner Farbe ab. Grau und Schwarz verstärken noch die Kälte und Härte des Materials. Warme, sandige Töne lassen dagegen schnell ein südländisches, mediterranes Flair entstehen.
Metallhat – gerade wenn es sich um Chrom, Stahl oder Silber handelt – eine sehr sachliche, kühle und technisch anmutende Ausstrahlung. In der Praxis kann diese Wirkung auch genutzt werden, um die moderne Zahnmedizin zu repräsentieren, die hier praktiziert wird. Um einen Ausgleich zu schaffen, sollte aber darauf geachtet werden, Metallelemente mit warmen Farben oder Holz zu kombinieren. Kupfer und Bronze verfügen über eine weit wärmere Ausstrahlung. Diese Metalle können Ihre Praxis sehr wohnlich machen, aber bei zu hoher Dosierung auch sehr pompös wirken. Hier kommt es auf eine sorgfältige Abstimmung und den allgemeinen Stil an, um ein harmonisches und dem medizinischen Hintergrund entsprechendes Gesamtbild zu erzeugen.
Glasvermittelt Transparenz, Großzügigkeit und Helligkeit. Durch den gezielten Einsatz kann eine Praxis leicht, luftig und unbeschwert und gleichzeitig sehr edel und souverän gestaltet werden. Idealerweise bietet es sich an, Glaselemente mit warmen und Hölzern und kühlem Stahl zu kombinieren, was den Charakter ausgesuchter Exklusivität vermittelt.
Licht beeinflusst Farben. Es kann die Ausstrahlung von Farben und ganzen Räumen verändern. Bevor sich ein Zahnarzt endgültig für die Kombination bestimmter Farben und Materialien entscheidet, sollte er sicher sein, welche Beleuchtung in dem entsprechenden Raum herrschen wird. Glühlampen verbreiten ein warmes, gelbliches Licht, in dem die Farbe Blau einen grünlichen Schimmer erhält und Weiß leicht vergilbt wirkt. Leuchtstoffröhren tauchen ihre Umgebung in ein bläuliches, kaltes Licht, wodurch ein Rotton optisch in die violette Richtung tendiert. Dem Tageslicht am ähnlichsten sind Halogenspots, die ein weißes Licht abgeben und damit das natürliche Licht imitieren. Eine sorgfältige Planung der Beziehung von Licht und Farbe ist besonders dann wichtig, wenn ein Raum mit unterschiedlichen Leuchtmitteln erhellt werden soll.
Die thematische Gestaltung einer Praxis sollte ihrer Zielgruppe entsprechen. So bietet es sich für einen Zahnarzt, der auf die Behandlung von Kindern spezialisiert ist, natürlich an, spielerische Gestaltungselemente gezielt einzusetzen und auch Farben und Möbel zu wählen, die auf Kinder besonders anziehend wirken. Ein anderes Beispiel wäre eine mediterran anmutende Praxis, in der ganzheitlich orientierte Zahnheilkunde praktiziert wird. Hier sollen vor allem Wärme, Geborgenheit, aber auch die Einladung zum Träumen und Urlaubsstimmung vermittelt werden. Bei beiden Beispielen wird die Korrelation von Inhalt und Ausdruck ganz besonders deutlich. Zahnärzte, die ihre Praxis thematisch nicht derart explizit zuordnen möchten, sondern sie eher sachlich und relativ schlicht gestalten möchten, können dennoch auf eine adäquate Kombination von Licht, Farbe und Material setzen.
Harmonisches Umfeld
Eine Methode, um dies zu tun, heißtFeng Shui. Diese alte chinesische Methode der ganzheitlichen Lebensraumgestaltung setzt Farben gezielt ein, um die Wirkung eines Raumes perfekt seiner Bestimmung anzupassen und so ein harmonisches Umfeld zu schaffen. Feng Shui stellt eine sehr gute Methode dar, um die Gestaltung eines Raumes nach den eigenen Vorstellungen zu planen, bei der Umsetzung aber gestalterische Fehler zu vermeiden. Auch im Feng Shui spielt die Bedeutung von Farben eine zentrale Rolle.
•Blausteht für innere Ruhe, Stabilität und den Lebensweg. Es kann den Menschen in seiner Umgebung „eine klare Richtung weisen“.
•Violettwird eine spirituelle, würdevolle Aura voller Intuition zugesprochen, die der Meditation zuträglich ist.
•Pink oder Rosasind im Feng Shui die Farben der Zufriedenheit und der seelischen und geistigen Balance. Auch die Begriffe Selbstachtung und Selbstbewusstsein gehören zu diesem Farbklang.
•Rotwird mit Dynamik, Stärke und Motivation assoziiert. Es kann aber auch unangenehme Erregungs- und Angstzustände auslösen.
•Orangegilt im Feng Shui als lebendige, optimistische Farbe und fördert die Kommunikation, bewirkt jedoch bei manchen Menschen Nervosität.
•Gelbwird mit Einheit und Ganzheit in Verbindung gebracht und fördert die harmonischen Beziehungen untereinander.
•Grün(Element Holz) deutet man im Feng Shui als die Farbe des Wachstums, der Entwicklung und der inneren Harmonie. Die Farbe hat sowohl eine beruhigende als auch eine belebende Wirkung.
•Weißheißt Neubeginn, Reinheit und Wahrheit. Die Energie von Weiß ist allerdings niedrig, so dass es auch Stagnation bewirken kann.
•Schwarzdrückt das Geheime, Unbekannte aus, aber auch innere Tiefe und Stärke. In Verbindung mit seinem Element Wasser kann es sehr inspirierend sein.
•Braunsteht für Stabilität und Sicherheit, wirkt bisweilen jedoch auch vitalitätshemmend.
•Naturtönebedeuten im Feng Shui Sicherheit, Ganzheit und Einklang. Sie begünstigen zwischenmenschliche Beziehungen.
Es ist deutlich zu erkennen, dass sich die Interpretationen aus der Lehre des Feng Shui in weiten Teilen mit den allgemeinen menschlichen Vorstellungen von den einzelnen Farben decken. Ein Farbkonzept für die eigenen Praxisräume nach Feng-Shui-Prinzipien bietet sich somit also in vielen Fällen an. Auch Patienten, die nicht mit dieser Gestaltungsmethodik vertraut sind, werden sich in den Räumen wohl fühlen.
Von Raum zu Raum
DerEmpfangsbereichist die Visitenkarte der Praxis. Hier entsteht bei einem neuen Patienten der erste Eindruck – für den es keine zweite Gelegenheit gibt. Das Gestaltungskonzept sollte den Patienten willkommen heißen, so dass er sich von der ersten Minute an wohl und gut aufgehoben fühlt. Bei der Farbwahl empfehlen sich freundliche Töne. Diese dürfen ruhig etwas kräftiger sein als in den Behandlungszimmern, da es um den persönlichen Kontakt und nicht primär um medizinische Details geht. Die richtige Beleuchtung bringt die Farben zum Strahlen und unterstützt sie in ihrer einladenden Wirkung.
Für einen hohen Wiedererkennungswert ist es wichtig, das Farbkonzept Ihres Patienten-Informationssystems auch im Empfangsbereich aufzugreifen. Hat ein neuer Patient beispielsweise die Visitenkarte eines Zahnarztes von einem Bekannten erhalten, so hat er gleich beim Eintreten einen sichtbaren Bezug zu der einheitlichen Linie der Praxis.
ImWartezimmermöchte sich der Patient entspannen. Die hier eingesetzten Farben sollten also eine beruhigende Wirkung haben, wie etwa Blau- oder Grüntöne.
Aber auch andere Töne können zur Stresslösung beitragen, wenn sie in ein schlüssiges Konzept eingebunden sind. Sehr kontrastreiche Kombinationen und leuchtende Rottöne (die an Blut erinnern) sollten hier aber vermieden werden, um den wartenden Patienten nicht zusätzlich zu alarmieren.
Auch für dasBehandlungszimmergilt es, den roten Faden des Praxisdesigns konsequent fortzuführen. Farbige Blickfänge helfen dem Patienten, sich beim Betreten des Raumes von der womöglich unangenehmen Behandlung abzulenken und eventuelle Pausen zu überbrücken. Ferner wird durch Farben die Sterilität entschärft, welche von den Instrumenten ausgeht.
Die Umgestaltung der Praxis ist ein umfangreiches Vorhaben, das gut durchdacht und mit der Weiterentwicklung anderer Praxisbereiche abgestimmt sein sollte. Farben, Material und Themen können gezielt eingesetzt werden, um das Erscheinungsbild der Praxis deren Philosophie, deren Zahnmedizin und deren Klientel anzupassen.
Im Vorfeld sollten sorgfältige Überlegungen dazu stehen, welches Ambiente geschaffen werden soll. Im zweiten Schritt werden die Praxisfarben mit dem Wissen um deren Ausstrahlung genau auf diese gewünschte Atmosphäre abgestimmt. Und wenn diese Überlegungen getätigt sind, kann mit der ganz konkreten Planung und der praktischen Umsetzung der innenarchitektonischen Neuausrichtung der Praxisräumlichkeiten begonnen werden.
Dipl.-Ing. Janina WaschkeArmsheimerstr. 1655288 Armsheim
Dipl.-Ing. Julia LeiboldLappenbergsallee 4420257 Hamburg