Neues Konzept zur bedarfsorientierten Gruppenprophylaxe der LAG Berlin

Schluss mit dem Gießkannenprinzip

230595-flexible-1900
pr/pm
Ab dem Schuljahr 2003/2004 wird sich in der Berliner Gruppenprophylaxe einiges ändern. Prophylaxeimpulse werden nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip über ganz Berlin verteilt, sondern bedarfsorientiert eingesetzt, nämlich dort, wo die Notwendigkeit am größten ist.

Seit 1990 betreut die LAG (Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen e.V.) als gemeinnütziger Verein die Berliner Kinder in Kitas und Schulen in Sachen Förderung und Erhaltung der Mundgesundheit. Ihre Prophylaxeteams kümmern sich derzeit im Jahr um rund 300 000 Kinder vom dritten bis zum zwölften Lebensjahr. Ihre Aufgabe: Gruppenprophylaxe nach § 21 Sozialgesetzbuch (SGB V), das heißt, die Kinder lernen – altersgerecht – vor allem, wie man seine Zähne pflegt, sie sorgfältig putzt und sich zahngesund ernährt. Das Ziel heißt „Oral-Self-Care“ und bedeutet: Die Kinder sollen zu eigenverantwortlichem Handeln motiviert werden. Das funktioniert in einigen Stadtbereichen Berlins offenkundig leichter als in anderen – vor allem in strukturärmeren Gegenden fällt die Zahngesundheit der Kinder vom Berliner Durchschnitt nach wie vor deutlich ab.

Ab dem Schuljahr 2003/2004 läuft in Berlin in der Zahngesundheitserziehung einiges anders. Die bis zu vier Prophylaxeimpulse pro Jahr und Kind werden nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip in allen Bezirken und städtischen Bereichen gleich verteilt, sondern bedarfsorientiert gesetzt. „Der Bedarf an gruppenprophylaktischen Maßnahmen ist über das Land Berlin unterschiedlich verteilt“, so Rainer Grahlen, Geschäftsführer der LAG Berlin. Die Korrelation zwischen Sozialstruktur und Kariesprävalenz ist evident und bereits seit einiger Zeit Gegenstand der wissenschaftlich-epidemiologischen Forschung. Die LAG Berlin habe daher ein ausgefeiltes Konzept entwickelt, das von der nicht mehr sinnvollen Gleichbehandlung aller Kinder in der Stadt absieht und sich dort, wo die Notwendigkeit am größten ist, mit Anzahl und Intensität der Prophylaxeimpulse dem realen Bedarf anpasst: „Das Gießkannenprinzip ist überholt!“

Ranking

Der neuen Planung zugrunde liegt der von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales erstellte Berliner Sozialstrukturatlas sowie – soweit vorhanden – Untersuchungsdaten, die von den bezirklichen zahnärztlichen Diensten erhoben worden sind. „Die hierdurch entstandene ‚Rankingliste’ für sämtliche in den Zuständigkeitsbereich der LAG fallenden Kindergärten und Schulen wurde in enger Kooperation mit dem Institut für medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie des Universitätsklinikums Benjamin Franklin und uns erarbeitet“, so Rainer Grahlen, der beim Berliner Zahnärztetag das neue Konzept erstmals öffentlich präsentierte: „Mit dem neuen bedarfsorientierten Konzept leistet die LAG Berlin einen Beitrag zur Erhöhung der Gerechtigkeit bei der Verteilung vorhandener – und nicht steigender – finanzieller und personeller Ressourcen im Gesundheitswesen.“

Neu sind außerdem spezielle pädagogische Konzepte für die Zwölf- bis 16-Jährigen. Es sei jedem klar, so Rainer Grahlen, dass man Jugendliche nicht mit den gleichen Botschaften und Aktionen erreichen könne wie kleine Kinder. Die LAG habe daher für die gemäß § 21 SGB V nun erweiterte gesetzliche Zuständigkeit für die Zwölf- bis 16- Jährigen neue pädagogische Konzepte erarbeitet und bereits in vielen Probeläufen getestet – mit deutlicher Akzeptanz. Auch in dieser Altersgruppe werde der Bedarf die Maßnahmen bestimmen. pr/pm

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.