Prädilektionsstellen der Karies im Gesamtbild der Bevölkerung

Die Kariesstellen sind je nach Alter unterschiedlich verteilt

Bisher noch unveröffentlichte Ergebnisse der Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie DMS III des Instituts der Deutschen Zahnärzte geben einen interessanten Einblick in die Kariesbefallmuster der Bevölkerung: Die Kariesstellen am Zahn sind je nach Lebensalter unterschiedlich verteilt: Während bei Kindern und Jugendlichen vor allem Fissuren- und Grübchenkaries auftritt, verschiebt sich das Kariesrisiko beim Erwachsenen auf die Glattflächen der Zähne

Die epidemiologische Verteilung der Karieserkrankung nach Prädilektionsstellen ist sowohl für den praktisch tätigen Zahnarzt auf dem Gebiet der Kariesprophylaxe als auch für die präventivpolitische Planung von Interventionszielen und Interventionsmaßnahmen der Kariesvermeidung von großer Bedeutung. Dabei sind „oral health self care“, also die häusliche Mundhygiene durch den Patienten und „oral health professional care“, also die zahnärztlich-professionelle Unterstützung bei der Verbesserung der patientenseitigen Mundhygienevoraussetzungen und Mundhygienemaßnahmen, gleichermaßen betroffen.

Insbesondere die Prädilektionsstellen der bereits vorhandenen Karieserfahrung lassen erkennen, wo und wie präventivmedizinisch anzusetzen ist, um ein weiteres Kariesgeschehen einzudämmen. Gleichzeitig wird der Blick dafür geschärft, in welcher Art und Weise der Patient sein Mundhygieneverhalten im Hinblick auf die Putztechnik oder den Einsatz von Mundhygienehilfsmitteln ändern sollte. Ferner darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden, dass sich das Verteilmuster des Kariesrisikos an der morphologischen Struktur der Zähne im biologischen Lebensbogen eines Menschen erfahrungsgemäß deutlich verschiebt und beispielsweise im höheren Lebensalter das Kariesrisiko für die Zahnwurzeln erfahrungsgemäß stark ansteigt.

Nachauswertung

Vor diesem Hintergrund wurde eine statistische Nachauswertung der klinischen Daten aus der Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS III), einer nationalen Erhebung des Mundgesundheitszustandes der Bevölkerung in Deutschland (vergleiche IDZ, 1999), vorgenommen. Tabelle 1 zeigt die Verteilung der bereits versorgten Kariesflächen (F-S) nach Prädilektionsstellen und Altersgruppen im statistischen Gesamtbild. Es wird hier deutlich, dass bei Kindern und Jugendlichen die Fissuren- und Grübchenkaries stark vorherrscht (60,0 Prozent), während im jüngeren Erwachsenenalter die Approximalkaries (44,6 Prozent) und im Seniorenalter die Glattflächenkaries (38,2 Prozent) fast gleich stark mit der Approximalkaries (36,7 Prozent) prävaliert.

Im Hinblick auf das Problem der akuten, also unversorgten Kariesflächen (D-S) fällt in einer weiteren Nachauswertung des DMS III-Materials auf (vergleiche Tabelle 2), dass bei Kindern und Jugendlichen kein (!) spezieller Zahnflächentypus vom Kariesbefall besonders stark betroffen zu sein scheint, während im jüngeren Erwachsenen- und Seniorenalter die Karies an den Approximalflächen (57,1 Prozent beziehungsweise 75,0 Prozent) das zahlenmäßige Hauptgewicht inne hat. Für alle drei untersuchten Altersgruppen gilt aber gleichermaßen, dass sich der absolute Umfang akut kariöser Zahnflächen auf einem sehr niedrigen Niveau bewegt, da der Kariessanierungsgrad in Deutschland insgesamt außerordentlich hoch ist (vergleiche IDZ, 1999).

Insgesamt wird im kariesepidemiologischen Gesamtbild also deutlich, dass der koronale Zahnflächenbefall eine charakteristische Differenzierung nach Lebensalter aufweist, wobei – erwartungsgemäß – die Fissuren- und Grübchenkaries im Kinderund Jugendalter den Haupttypus der Karieserfahrung markiert. Dass die Prävalenz hier nicht noch höher ausfällt, dürfte – so lässt sich vermuten – an der in Deutschland weit verbreiteten Fissurenversiegelung im Rahmen des IPSystems durch die zahnärztlich-professionelle Betreuung in der Zahnarztpraxis liegen (vergleiche IDZ, 1999; DAJ, 2001). Im Erwachsenenalter verschiebt sich das Kariesrisiko sehr viel stärker auf die Glattflächen der Zähne, wobei die Approximalkaries hier einen besonders hohen Stellenwert einnimmt.

Unter Gesichtspunkten der präventivmedizinischen Interventionssteuerung sollten also mit einem klaren Bezug nach Altersgruppenzugehörigkeit sowohl zahnärztlich-professionelle Formen (wie Fissurenversiegelung) als auch laienbezogene Formen (zum Beispiel häusliche Anwendung von Zahnseide) der prophylaktischen Aktivität Hand in Hand gehen, um ein effektives Management des Kariesrisikos in Selbstund Fremdhilfe sicherzustellen.

Dr. Wolfgang MicheelisWissenschaftlicher Leiter des Instituts derDeutschen Zahnärzte (IDZ)Universitätsstr. 7350931 Köln

\n

Altersgruppen

Prävalenzen in 1997

\n

F-S insgesamt

Glatt-flächen

Okklusal-flächen

Approximal-flächen

\n

MW

%

MW

%

MW

%

MW

%

\n

12-jährige Jugendliche

2.0

100,0

00.5

25.0

1.2

60.0

0.3

15,0

\n

35- bis 44-jährige Erwachsene

35.2

100,0

6.7

19.0

12.8

36.4

15.7

44.6

\n

65- bis 74-jährige Senioren

20.7

100,0

7.9

38.2

5.2

25.1

7.6

36.7

\n

\n

Altersgruppen

Prävalenzen in 1997

\n

D-S insgesamt

Glatt-flächen

Okklusal-flächen

Approximal-flächen

\n

 

\n

MW

%

MW

%

MW

%

MW

%

\n

12-jährige Jugendliche

0.6

100,0

0.2

33,3

0.2

33,3

0.2

33,3

\n

35- bis 44-jährige Erwachsene

0.7

100,0

0.2

28,6

0.1

14,3

0.4

57,1

\n

65- bis 74-jährige Senioren

0.4

100,0

0.1

25,0

0.0

0,0

0.3

75,0

\n

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