Ein Jubiläum der freiwilligen Qualitätsförderung
Rund 150 Experten aus dem In- und Ausland besuchten den Fachkongress des Aqua-Instituts in Göttingen anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Einführung von Qualitätszirkeln in der ärztlichen Versorgung. Der Geschäftsführer des Aqua-Instituts, Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, der im Sommer 1993 in Göttingen das erste bundesweite Training für Moderatoren ärztlicher Qualitätszirkel durchgeführt hatte, erklärte dazu:
„Es war der Beginn einer bisher in Deutschland beispiellosen Erfolgsgeschichte.“ Schätzungen zufolge gebe es im ärztlichen Bereich mehr als 4 000 aktive Qualitätszirkel mit mehr als 40 000 Teilnehmern. „Guppenbezogene Ansätze – insbesondere dann, wenn sie mit Feedback verbunden sind – stellen ein wirkungsvolles Instrument dar, um systematisch und zielgerichtet Veränderungen im Versorgungsgeschehen zu erreichen.“ Im ärztlichen Bereich wurde das Konzept der Qualitätszirkel insbesondere über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) aufgegriffen. Basis ist die Qualitätssicherungsrichtlinie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Das Konzept fußt auf Freiwilligkeit. Die eigene Arbeit wird in der Gruppe analysiert und bewertet, mit fachlichen Wissensbeständen abgeglichen, es werden Problemlösungen erarbeitet und Protokolle erstellt. Das Ganze erfolgt unter Leitung eines Moderators, der Teil der Gruppe ist und sich lediglich als “primus inter pares” versteht. Bei der KBV spricht man inzwischen sogar von einer Teilnehmerzahl von rund 50 000 Ärzten in Qualitätszirkeln bundesweit. KBVVorstandsmitglied Eberhard Gramsch fasste zusammen: „Qualitätszirkel sind ein unverzichtbares Instrument der Qualitätsförderung in der vertragsärztlichen Versorgung.“
Zahnärzte fest integriert
Sehr erfreut stellten Prof. Dr. Michael Heners, Direktor, und Prof. Dr. Winfried Walther, Stellvertretender Direktor der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe, in Göttingen fest, dass die Zahnmedizin als ein ganz selbstverständlicher Teil der medizinischen Tagung integriert war. Walther leitete den zahnmedinischen Workshop und zog ein Fazit der bisherigen Qualitätszirkelarbeit bei den Zahnärzten. Im Gegensatz zu den Ärzten seien hier eher die Kammern aktiv. Seit 1995 in Zusammenarbeit mit der Akademie und mit dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) ein erster wissenschaftlich begleiteter Feldversuch im Kammerbereich Westfalen-Lippe durchgeführt wurde, sei die Zahl der Qualitätszirkel kontinuierlich gestiegen. Walther unterstrich, dass es wichtig sei, Begriffsklarheit zu wahren. Qualitätszirkel hätten ganz bestimmte Strukturmerkmale. Dazu gehöre ein ausgebildeter Moderator, ein fester Teilnehmerkreis und Autonomie bei der Themenarbeit. Unerlässlich sei das freiwillige Engagement der Kollegen.
Mehrere Kammern haben die Einrichtung von Qualitätszirkeln bisher gezielt gefördert. Es gibt zurzeit über 3 000 Zahnärzte, die sich in Zirkeln engagieren. Eine besondere Zirkeldichte gibt es im Hamburg mit einer Teilnehmerbereitschaft von knapp 30 Prozent der Zahnärzte in der Stadt. Dr. Andreas Hartleb, verantwortlicher Referent im Kammerbereich Hamburg, stellte gezielte Fördermaßnahmen dar, mit denen die Zirkel unterstützt werden können. Dr. Daniela Nerlich, selbst Moderatorin in Hamburg, berichtete über einen neuen Kurs zur Weiterbildung von Moderatoren. Das „Praxisforum Zahnärztliche Qualitätsförderung (PZQ)“ werde von der Akademie Karlsruhe angeboten und mache Zahnärzte mit modernen Instrumenten des Qualitätsmanagements vertraut. Dr. Klaus Hohmann, der in Siegen seit 1996 einen der ersten zahnärztlichen Zirkel leitet, berichtete von den Erfahrungen der praktischen Zirkelarbeit und zog das Fazit, dass das Interesse der Kollegen über die Jahre hinweg gleichbleibend groß geblieben sei. Keiner seiner Zirkelmitstreiter wolle die Zirkelarbeit als Plattform des interkollegialen Erfahrungsaustausches mehr missen.
Die zm werden über das Thema Qualitätszirkel noch ausführlich berichten.