Zahnärztetag Mecklenburg-Vorpommern

Fachlich bilden und diskutieren

Dass der Strand von Rostock-Warnemünde ein idealer Boden für erfolgreiche Tagungen ist, konnten die Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und die Mecklenburg-Vorpommersche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Anfang September feststellen. Zum 12. Zahnärztetag kamen rund 500 Zahnärzte an die Ostsee, um sich fortzubilden und gemeinsam über die aktuelle Situation und die Zukunft ihres Berufsstandes zu diskutieren.

„Erfolgreiche Endodontie ist eine der anspruchsvollsten Leistungen in unserem Fac und wird zukünftig einen hohen Stellenwert besitzen“, so Prof. Dr. Rosemarie Grabowski, Vorsitzende der Mecklenburg-Vorpommerschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kierferheilkunde zu Beginn der Tagung. Ziel des Zahnärztetages sollte daher auch sein, dazu beizutragen, der Endodontie einen besseren Stand zu verschaffen.

Dr. Dietmar Oesterreich, Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, ging in seinem Einführungsvortrag zur Zukunft der Zahnheilkunde und deren Folgerungen auf den zunehmenden Trend der „Verwissenschaftlichung“ der gesundheitspolitischen Diskussion ein. „Die Gesundheitsökonomie betrachtet hinsichtlich der Zahnheilkunde die Situation retrospektiv. Entscheidend sind die Herausforderungen der Zukunft für unser Fach“, so Oesterreich. Der demografische Wandel, die Prävalenz der oralen Erkrankungen und ihre medizinische Bedeutung sowie die Risikogruppen haben ein Ansteigen der präventiven und versorgungspolitischen Potenziale zur Folge. Berufsstand, Wissenschaft und Gesundheitspolitik müssen sich darauf einstellen. Ein echter Systemwechsel wird von der Gesundheitspolitik eingefordert.

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Eckhard Beetke (Rostock) und Prof. Dr. Wolfgang Sümnig (Greifswald) standen zwei Themenkomplexe im Mittelpunkt des Programms. Zum einen war das die Endodontie, die mit ihren modernen Techniken und Möglichkeiten bei der Zahnerhaltung als Schwerpunkt in der präventionsorientierten Zahnheilkunde zu sehen ist. Außerdem beschäftigte sich der Zahnärztetag mit dem Thema Praxishygiene, welches in Hinblick auf Qualitätsmanagement und rechtliche Verordnungen beleuchtet wurde.

Mit seinem Vortrag zur „Aufbereitung und Desinfektion des Wurzelkanals“ eröffnete Prof. Dr. Michael Hülsmann aus Göttingen das wissenschaftliche Programm. Um Methoden und Komplikationen bei der Wurzelkanalbehandlung ging es anschließend in den Referaten von Prof. Dr. Edgar Schäfer (Münster) und Dr. Rudolf Beer (Essen). Auch der zweite Tag des Zahnärztetages widmete sich der modernen Endodontologie – mit Beiträgen zur „Revision des endodontisch behandelten Zahns“, zu „Endodontischen Maßnahmen im Milchgebiss“ und zu den „Möglichkeiten und Grenzen von endochirurgischen Maßnahmen“.

Am dritten Veranstaltungstag widmete sich der Zahnärztetag dem Thema Praxishygiene. Prof. Dr. Axel Kramer (Greifswald) informierte über die „Qualitätssicherung der Hygiene in der zahnärztlichen Praxis“, in weiteren Vorträgen ging es anschließend um die „Haftung des Zahnarztes bei Nichteinhaltung des Hygienestandards“ und um die Notwendigkeit von Schutzimpfungen bei Praxismitarbeitern.

Bei aller fachlicher und praxisnaher Fortbildung kam auch die Berufspolitik in Warnemünde nicht zu kurz. Beim standespolitischen Abend drehte sich die Diskussion um die BEMA-Neubewertung – und natürlich um das Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz (GMG). Zusätzlichen Zündstoff erhielt die Veranstaltung dadurch, dass am Vorabend des Zahnärztetages die aktuelle Fassung des GMG von der Bundesregierung veröffentlicht worden war.

Gesundheitswesen wird zum Überwachungssystem

„Erst hatten wir einen Reformstau – jetzt haben wir eine Reformflut“, so Dr. Wilfried Kopp, Vorsitzender der KZV Mecklenburg-Vorpommern. In den Arbeitsentwürfen des Bundesgesundheitsministeriums „begegnen sich Orwell und Honecker“ – das Gesundheitswesen würde zu einem kompletten Überwachungssystem mit einer ausufernden Bürokratie aufgebläht.

„Wenn es bei der Reform so gekommen wäre, wie es die Union eigentlich haben wollte, wär’s gut“, stellte Ralf Wagner, KZBV-Vorstandsmitglied, fest. „Aber leider ist alles anders gekommen.“ Seehofer habe sich in den vergangenen Konsensgesprächen als „der letzte Sozialromantiker Deutschlands“ erwiesen. Gemeinsam mit Ulla Schmidt sei ihm „das Meisterstück gelungen, alle Versicherten und Leistungserbringer zu verprellen“.

Für Kopp sind die drohenden Konsequenzen aus dem GMG jedoch kein Grund, standespolitisch die Waffen zu strecken. „Jetzt beginnt die große Interpretationsperiode – und dafür haben wir unsere Juristen“, so der KZV-Vorsitzende. „Wir werden für uns alles heraus holen, was zu holen ist.“

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