Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

Vorweihnachtszeit: „Non stop“ steuern wir auf das Fest des Friedens zu. Tage der Besinnung nennen wir diese Spanne zwischen dem Christfest und Silvester. Und alle Jahre wieder will jeder vorher noch schnell das erledigen, was ihm unter den Nägeln brennt, die altbekannte Extraportion Stress dafür billigend in Kauf nehmend. Ausschlaggebend ist aber der nötige emotionale „Ruck“, letztendlich doch noch das anzugehen, was man bisher unschlüssig vor sich her geschoben hat.

Vielleicht gehört der letzte Parteitag der CDU in diesem Jahr ja genau in diese Kategorie: Der Mut, endlich im sozialen Reförmchen- Stakkato einen nachhaltigen Ton anzuschlagen, Kritikern in den eigenen Reihen und aus der Schwesterpartei CSU entschlossen zu trotzen und dem politischen Patchworking der rot-grünen Regierung eine nach CDU-Überzeugung „umfassende Sozialreform“ entgegenzustellen.

Dieser Ansatz ist für gesundheitspolitische Fachleute sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber er ist immerhin ein Zeichen, dass die Union bereit scheint, ausgetretene Pfade zu verlassen und etwas Bewegung in die verkrusteten Strukturen zu bringen. „Wat mut, dat mut“ hat CDU-Chefin Angela Merkel den Parteitags-Delegierten zugerufen, sich selbst und allen Beteiligten damit auch Mut gemacht, endlich eine härtere Gangart einzulegen. Und die Öffentlichkeit hat staunend zugeschaut, ganz ohne das ihr sonst übliche „Zeter und Mordio“. Ein gutes Zeichen?

Die Pauschalprämie in der GKV steht damit jedenfalls unversöhnlich gegen das von Rot- Grün favorisierte Modell der Bürgerversicherung. Und die bayerische Schwesterpartei wird – trotz mancher Verärgerung über diesen gelungenen Polit-Auftritt – jetzt beweisen müssen, dass sie zum gemeinsamen Aufspielen gegen Rot-Grün bereit ist. Ein strategisch gut gewählter Termin, zumal die Sozialdemokraten mit ihrem Bremer Parteitag gerade eine unterschwellig dissonante Vorstellung geboten haben.

Ein gut gewählter Termin aber auch deshalb, weil es Manchem einfach Freude bereitet, während der vorweihnachtlichen Feiern auf Papierservietten ausrechnen zu können, was man nach dem vereinfachten CDU-Steuermodell künftig an den Fiskus abzugeben hätte. Ein Hauch von Perspektive, wohl gesetzt für einen hoffnungsvollen Start in das neue Jahr.

Gleichwohl: Wahlen sind, so es nicht zu einem vorzeitigen Debakel kommt, noch fern. Und Modelle bleiben jenseits von Regierungsverantwortung das, was sie sind: Wunschzettel, deren Hoffnungen immer Gefahr laufen, auch enttäuscht zu werden.

Grüblern bleibt an diesen immer länger werdenden Winterabenden die gedankliche Vorbereitung auf kommende Realitäten: Das Gesundheitsmodernisierungsgesetz ist kein Modell, sondern – übrigens überparteilich gewollter – Fakt. Praxisgebühr, Zwangsfortbildung, staatlich auferlegte Kommissionitis und andere Fußangeln überdecken schnell die mutig aufgezeigten Wege in eine bessere Zukunft.

Es hilft nichts: Zum Jahresende sind die Gefühle gespalten. Was bleibt, ist Zeit zum Atem holen und Kraft schöpfen. Auch das nächste Jahr hat es in sich.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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