Kardiologie

Neue Tests bei verbreiteten Herzerkrankungen

Anfang November diesen Jahres trafen sich Diagnostik-Fachleute aus Klinik und Forschung zum alljährlichen Forum Diagnostik in Mettmann bei Düsseldorf. Die modernen diagnostischen Trends in der Kardiologie könnten – konsequent eingesetzt – viele Menschenleben retten. Diese These erläuterte Prof. N. Katz, Universität Gießen.

Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems gehören noch immer zu den häufigsten Todesursachen. Wie gewaltig die Bürde ist, zeigen einige Zahlen zur Herzinsuffizienz, die durch ihren schleichenden Beginn besonders heimtückisch ist: Die Herzinsuffizienz ist um den Faktor sechs bis neun häufiger die Todesursache als andere kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Kosten für die Behandlung der Patienten verbrauchen mehr als zwei Prozent des gesamten Gesundheitsbudgets. Bei Patienten im Alter von über 65 Jahren ist die Herzinsuffizienz die häufigste Ursache für eine Einweisung ins Krankenhaus.

Vier zentrale Marker

Prof. Katz nannte insgesamt vier vorrangige diagnostische Bereiche in der Kardiologie, die für eine gute prognostische Aussage und auch für die Therapiekontrolle von entscheidender Bedeutung sind:

1. Troponin I beim akuten Koronarsyndrom. Alle instabilen Zustände am Herzen, wie die unstabile Angina pectoris oder der nicht-tödliche Herzinfarkt, gehören in dieses Krankheitsbild. Das zu Grunde liegende „Minimal Myocardial Injury“, das im EKG nicht sichtbar wird, hat längerfristig die gleiche ungünstige Prognose wie der akute Myokardinfarkt. Troponin ist hier der einzige spezifische Marker, der als Indikator kleinster myokardialer Nekrosen das oftmals enge therapeutische Zeitfenster von sechs Stunden bis zur noch erfolgreich möglichen Reperfusion nutzbar macht. Glücklicherweise ist dieser Test inzwischen bei Patienten in kritischen Situationen üblich geworden.

2. BNP bei der Herzinsuffizienz (HI). Eine frühe Diagnose von klinisch stummen Stadien der HI (NYHA I und II a) erlaubt es, mittels gezielter therapeutischer Intervention die mit schwerer Symptomatik belasteten Spätstadien um Jahre zu hinauszuzögern. Als objektiver Marker steht im Verdachtsfall das B-Typ Natriuretische Peptid (BNP) zur Verfügung. Die Abbildung 1 zeigt, dass BNP besser als der ebenfalls diskutierte Marker NT-proBNP je nach Schweregrad zuverlässig auf die HI hinweist. Daher soll es nach den neuesten Empfehlungen der Europäischen Kardiologengesellschaft (ESC) im Zweifelsfall und zur Verlaufskontrolle extensiv genutzt werden. Sein Grenzwert liegt bei 100 pg/ml. Es ist auch geeignet, eine kardiale Atemnot von einer Dyspnöe pulmonalen Ursprungs zu differenzieren.

3. hsCRP bei Atherosklerose und KHK. Beide Erkrankungen haben nach heutiger Auffassung eine wichtige entzündliche Komponente, so Prof. Katz. Konventionelle Tests auf Entzündungen, wie die Blutsenkung oder der normale CRP-Test, bilden dieses Geschehen jedoch nur unzuverlässig ab. Daher ist das so genannte hochsensitive CRP (hsCRP) von großer prognostischer Bedeutung. Es ist über der kritischen Schwelle von drei mg/l ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung eines akuten Koronarsyndroms bei KHK-Patienten.

4. Homocystein (HCY) bei der vaskulären Verschlusskrankheit. Da klassische Risikoindikatoren wie Lipide oder Bluthochdruck nicht alle kardiovaskulären Komplikationen erfassen, suchte man nach weiteren Hinweisen auf eine Gefährdung. HCY, ein Intermediärprodukt in der Synthese der essenziellen Aminosäure Methionin ist seit langem als ein solcher Indikator im Visier. Eine moderate Hyperhomocysteinämie mit Serumspiegeln über zwölf mmol/l gilt bereits als zytotoxisch. Sie findet sich bei zehn Prozent der Normalbevölkerung und bei 40 Prozent der Patienten mit Gefäßkrankheiten. Bei ihnen ist eine Behebung der Hyperhomocysteinämie dringend geboten, was durch Supplementierung der Vitamine B6 und B12 zusammen mit Folat sehr leicht gelingt.

Eigeninitiative gefragt

Diese Tests sind in allen Großlabors verfügbar. Ihre breitere Anwendung würde nicht nur die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern, sondern in einer drastisch positiven Nutzen/Kosten-Relation auch zur Senkung der Gesundheitskosten beitragen, so die in Mettmann versammelten Fachleute. Für diese Entscheidung werden außerhalb der Kliniken mehr und mehr die Hausärzte verantwortlich gemacht.

Wie in den letzten Jahren immer häufiger, braucht es bei der heutigen Situation im Gesundheitswesen auch hier ein gehöriges Maß an Information und Eigeninitiative des gesundheitsbewussten Patienten. Erst die Nachfrage nach solchen Tests wird die meisten Ärzte zum Handeln bringen.

Viele nützliche Informationen zu diesen Tests finden sich unterwww.herzstiftung.de. Sie sind auch beim Autor erhältlich, der gerne Leseranfragen beantwortet (keil@urban-vogel.de).

Dr. Till U. Keil

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