Rendite mit erträglichem Risiko
Ein Freiberufler weiß zum Jahresbeginn nicht, was er am Jahresende verdient haben wird. Aber er weiß (wenn die Bedingungen stimmen): Das freie Wirtschaften ist allemal lukrativer als die eine Anstellung zum Festgehalt. Ähnlich ist es mit der Geldanlage: Wer eine nennenswerte Rendite sehen will, muss auf Garantien verzichten und nehmen, was ihm die freie Wirtschaft an Gewinn gutschreibt. Das ist in einem Jahr mal mehr, in einem anderen mal weniger, im langen Durchschnitt aber weitaus mehr, als würde man – analog zum Angestelltengehalt – auf eine garantierte Zinsgutschrift bestehen.
Verteiltes Kapital
Der Langfristsparer muss also bereit sein, ein unternehmerisches Risiko zu tragen. Dafür kassiert er auch die unternehmerische Rendite. Diese ist, wenn nichts im Argen liegt, zwei- bis dreimal so hoch wie die Rendite auf festverzinsliche Staatsanleihen. Doch der Investor muss nicht Unternehmer sein, er erwirbt die unternehmerische Rendite gleichsam als Dienstleistung – wenn er sich an einen Aktienfonds beteiligt. Durch die Verteilung des eingesetzten Kapitals auf ganz viele Titel ist auch das nicht zu unterschätzende Kursrisiko bei Einzelaktien erheblich minimiert. Nun sind in Deutschland Tausende von Aktienfonds zugelassen. Die Auswahl ist für den Erfolg entscheidend, aber gar nicht so schwer, wenn man die richtige Strategie verfolgt. Eine empfehlenswerte und erprobte Strategie ist:
• Der Aktienfonds sollte international ausgerichtet sein. Denn die erwartete Rendite entsteht aus Wirtschaftswachstum. Hierfür sind international die Chancen größer als etwa in Deutschland oder in Europa.
• Der Aktienfonds sollte in seiner Anlagestrategie konservativ sein, das heißt: weltweit in große, kerngesunde Unternehmen investieren, wenn diese oft nur aus modischen Gründen krass unterbewertet sind. Die Kurse solcher „Value“-Titel fallen zumeist nicht mehr radikal, aber sie steigen rapide, wenn sie wiederentdeckt werden. Man kann und sollte der Erfahrung der Fondsmanager beim Fonds-Management voll vertrauen.
• Der Aktienfonds sollte bereits mindesten zehn Jahre absolviert und bewiesen haben, dass seine Manager auch schwere Börsenzeiten gut abwettern können. Selbst größere Summen sollte man, um das Risiko klein zu halten, in einen einzigen grundsoliden Fonds anlegen.
Neben Geld, am besten in Form eines Sparprogramms mit regelmäßigen monatlichen Einzahlungen (dadurch mindert sich das Kursrisiko und es steigen die Renditechancen) muss der Investor, der in Eigenregie ein nennenswertes Vermögen aufbauen will, vor allem Zeit mitbringen. Das heißt: mindestens zehn Jahre, am besten alle Zeit bis zum Lebensende. Die zur Risikoabfederung erforderliche Zeit kommt leicht zusammen, wenn man nicht nur in einem grundsoliden Aktienfonds spart, sondern aus dem Fonds heraus auch via Entnahmeplan, gleichsam als Rente in Eigenregie, sein Kapital auch verzehrt.
Die langjährige Jahresdurchschnittsrendite von grundsoliden international anlegenden Aktienfonds liegt in aller Regel bei über zehn Prozent. Hinzu kommt noch ein Steuerbonbon: Die – am besten reinvestierten – Dividenden müssen, ab 1994 auch bei ausländischen Fonds, nur zur Hälfte versteuert werden. Die Kursgewinne sind (und bleiben wohl auch für Investitionen nach früher und heute geltendem Steuerrecht) nach einem Jahr Anlagedauer von Steuern befreit. Sie machen etwa 80 Prozent der Rendite aus und resultieren primär aus Wirtschaftswachstum, nicht aus waghalsiger Spekulation.
Kein Schiffbruch
Ein Beispiel dafür, dass man mit einem konservativen, international anlegenden Aktienfonds auch in schweren Baissezeiten nicht unbedingt Schiffbruch erleiden muss: Der bankunabhängige Templeton Growth Fund Inc., 48 Jahre alt und rund zwölf Milliarden US-Dollar schwer, ist auch in Deutschland ein Klassiker unter den Aktienfonds seiner Klasse. Er schloss die drei zurückliegenden grausamen Baissejahre nicht mit einem Minus von rund 40 Prozent ab. So viel verlor nämlich der objektiv die Kursentwicklung bilanzierende MSCIWeltindex, an dem der Templeton Growth gemessen wird. Im Gleichschritt mit diesem Index verloren auch viele namhafte Fonds 40 Prozent und mehr.
Doch der kluge Fondsmanager des Templeton Growth präsentiert in der Baissezeit von Juni 2000 bis Juni 2003 in der Fondswährung sogar ein kleines Plus von 5,7 Prozent. Und auf Sicht von 48 Jahren ergibt sich auf Dollar-Basis eine Durchschnittsrendite von 13,7 Prozent. Auf Euro umgerechnet verbleiben immer noch 11,5 Prozent. Wer vor zehn Jahren 50 000 Euro oder damals rund 100 000 DM in den Templeton Growth eingezahlt hat, erzielte bis heue trotz der drei zurückliegenden Ausfalljahre eine kumulierte Rendite von 162 Prozent, in Dollar wie in Euro. Auf seinem Fondskonto stehen heute 131 000 Euro.