Ein neuer Name – zum Gedenken an Hans Moral
Klinik und Polikliniken für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde „Hans-Moral” der Universität Rostock heißt seit dem 22. Oktober 2003 die Rostocker Universitätsklinik. In einem Festakt wurde die Namensgebung feierlich begangen. Damit verbunden war gleichzeitig die Würdigung des 90. Jahrestages des Eintritts des Wissenschaftlers in die Rostocker Zahnmedizin, das 80-jährige Jubiläum seiner Berufung zum ordentlichen Professor und die 70. Wiederkehr seines Todestages. Das Zahnmedizinstudium in Rostock wurde – nachdem es vor dem Aus stand – im letzten Jahr wieder eingeführt. Der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Rudolf Guthoff, zog ein positives Resümee über die erfolgreiche Wiedereinrichtung, bei der damals eine einvernehmliche Lösung mit der Landesregierung gefunden wurde. Die gesamte Universität habe sich dafür eingesetzt, um eine harmonische Entwicklung der Medizin und der Zahnmedizin mit den dazugehörigen Studiengängen zu erreichen und weiter zu entwickeln. Der geplante Studiengang für Medizinische Biotechnologie werde dieses Konzept sinnvoll ergänzen, sagte Guthoff.
Weitreichendes Wirken
In seiner Festansprache ging der Geschäftsführende Klinikdirektor, Prof. Dr. Heinrich von Schwanewede, ausführlich auf das Wirken des jüdischen Gelehrten Hans Moral ein. Als dieser 1913 als Assistent an das Zahnärztliche Institut nach Rostock wechselte, stand die Zahnheilkunde als eigenständiges Fach noch am Anfang der Entwicklung. Diese erreichte 1919 in Rostock ihren ersten Höhepunkt mit dem erstmals in Deutschland geschaffenen Ordinariat für Mundund Zahnkrankheiten.
Schon im Alter von 29 Jahren hatte Hans Moral einst die Leitung der Rostocker Zahnklinik übernommen und viel zu deren guten Ruf in ganz Deutschland beigetragen. Er veröffentlichte grundlegende Lehrbücher und wissenschaftliche Schriften, führte neue Unterrichtsfächer ein und wurde 1929 Dekan der medizinischen Fakultät. Seine fachliche Anerkennung im In- und Ausland wuchs. Nach der Errichtung der Nazi-Diktatur 1933 wurde der jüdische Zahnmediziner vom Regierungskommissar aufgefordert, freiwillig aus der Universität auszuscheiden. Und auch einige Vertreter des damaligen örtlichen Zahnärzteverbandes sahen sich veranlasst, gegen ihn zu agieren. Im Gefühl, seiner Ehre und Existenzgrundlage beraubt zu werden, nahm sich Prof. Dr. Hans Moral das Leben. „Wir stehen in der Pflicht, sein Vermächtnis als Arzt, Forscher und Hochschullehrer zu würdigen und weiterzuführen“, erklärte von Schwanewede. Die Klinik sei durch ihn in den Ruf einer mustergültigen Einrichtung gelangt, deren Anziehungskraft auch ins Ausland reichte. Moral habe neue Wege in der Lehre eingeleitet und die Integration der Zahnmedizin in das Medizinstudium verfochten.
Auch Vertreter der zahnärztlichen Körperschaften von Mecklenburg-Vorpommern würdigten die Verdienste des Gelehrten. Kammerpräsident und BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich erklärte: „Mit der Verleihung des Namens Hans-Moral-Klinik, und dies möchte ich auch betont im Namen der Bundeszahnärztekammer zum Ausdruck bringen, bekennt sich der Berufsstand zu dieser Geschichte und würdigt die Kolleginnen und Kollegen, die Opfer dieses so unmenschlichen Regimes wurden. Dieser Festakt ist also für die deutsche Zahnärzteschaft gleichzeitig ein Akt der Bekenntnis und ein Akt, den Opfern Anerkennung und Ehrung zuteil werden zu lassen.“ Der KZV-Vorsitzende Dr. Wilfried Kopp begrüßte die Wiederbelebung des Andenkens von Hans Moral und die Wiedereröffnung der Rostocker Zahnklinik: „So ist die heutige Namensverleihung ein folgerichtiges und zukunftsweisendes Ereignis für dieses traditionsreiche Haus.“