Kongress MCC Health World 2005 in Köln

Reformen müssen reifen

Experten aus der Politik, aus Verbänden, Wissenschaft und Praxis zogen anlässlich des Kongresses MCC Health World am 3. und 4. November 2004 ein Resümee über elf Monate Gesundheitsreform und diskutierten über Schritte der Weiterentwicklung. Über alle Hürden hinweg war man sich einig: Man plädierte für mehr Zeit, Ruhe und Stabilität, damit die eingeleiteten Reformschritte reifen können.

Integrierte Versorgung, mehr Wettbewerb und Transparenz, Medizinische Versorgungszentren, Beitragssatzssenkung – die Latte der neuen Maßnahmen, die die nunmehr elf Monate alte Gesundheitsreform vorsieht, ist lang. Kaum scheinen Instrumente nicht wie erhofft Wirkung zu zeigen, schon bastelt die Politik wieder an einer Reform der Reform. Mehr Ruhe und Stabilität sind nötig, damit die Sache greifen kann – darüber waren sich auf der Podiumsdiskussion anlässlich des Kongresses MCC Health World 2005 die Teilnehmer über alle Parteiund Interessensgrenzen hinweg einig.

Horst Schmidbauer, stellvertretender Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Gesundheit und Soziale Sicherung, betonte, dass erste Schritte der Reform bereits greifen würden. Man müsse dem Transparenzgebot des neuen Gesetzes jedoch noch mehr Rechnung tragen.

Vor allem die Integrationsversorgung war ein heiß diskutiertes Thema. Die Gesundheitspolitische Sprecherin der CDU, Annette Widmann-Mauz, plädierte dafür, zwischen kurz- und langfristigen Ergebnissen zu unterscheiden. Keiner habe erwartet, dass Strukturveränderungen innerhalb eines halben Jahres wirken würden. Als Daueraufgabe sah sie es an, das Problem der Einnahmen und Ausgaben zu betrachten. Biggi Bender, Gesundheitspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen schob den Schwarzen Peter der Selbstverwaltung zu. Der Gesetzgeber habe lediglich den Rahmen vorgegeben, die Ausgestaltung liege bei der Selbstverwaltung – eine Meinung, die nicht von allen unwidersprochen hingenommen wurde. Dr. Dieter Thomae, Gesundheitspolitischer Sprecher der FDP, erklärte das tradierte Gesundheitssystem als nicht mehr reformierbar und forderte eine private Absicherung für alle. Die Integrierte Versorgung erachtete er als sinnvoll, die Auswirkungen würden sich aber erst später zeigen.

„Fliegenschiss“

Der Vertreter der Leistungserbringer, Dr. Andreas Tecklenburg, Vorstand der Krankenversorgung der Medizinischen Hochschule Hannover, spielte den Ball an die Politik zurück und ging hart mit ihr ins Gebet. Er sehe kein richtiges Innovationspotential. Die „Incentives“ seien falsch gesetzt und die Rahmenbedingungen nicht stabil. Die bisherigen Einsparungen seien „Fliegenschiss“. Als Alternative biete sich mehr Freiheit und Wettbewerb im System an. Dr. Herbert Rebscher, Stellvertretender DAK-Vorsitzender, beklagte, dass in der Integrationsversorgung bisher nur auf die Schnelle „Quickand- dirty-Verträge“ geschlossen worden seien, ambitioniertere Verträge seien nötig, um tatsächlich Versorgungsstrukturen zu ändern. Das Ganze solle allerdings in Ruhe reifen: „Verträge müssen wirken.“

Seitens der privaten Krankenversicherung forderte Christian Weber vom PKVVerband die gleichen Voraussetzungen wie bei der GKV. „Wenn wir in der integrierten Versorgung etwas bewegen wollen, dann brauchen wir diese Handlungsmöglichkeiten.“

Krankenhausstatistik als Patienteninfo

Ein weiterer Schwerpunktkomplex des Kongresses war Qualitätsmanagement. Hier gab ein Blick über die deutschen Grenzen hinweg interessante Einblicke. In Großbritannien beschäftigt sich die unabhängige Agentur Dr Foster Limited mit Fragen, wie sich beispielsweise die Leistungen von Krankenhäusern vergleichen lassen. Die Ergebnisse – zum Beispiel Statistiken über Mortalitätsraten oder Spezialbehandlungen auf bestimmten medizinischen Feldern – werden veröffentlicht und diversen Zielgruppen zur Verfügung gestellt. Dazu gehören in erster Linie Patienten, aber es gibt auch speziell aufbereitete Informationen für Ärzte, Gesundheitsberufe, Wissenschaftler, Manager und weitere.

Unter dem Gesichtspunkt von Patientenbeteiligung und dem Instrument des „Shared Decision-Making“ in der Arzt-Patienten- Beziehung würden solche Maßnahmen in Großbritannien immer wichtiger, erklärte Rod Taylor, Research Director des Unternehmens.

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