Young Dentists Worldwide – Treffen zum FDI Kongress in Neu Delhi

Lernen als Privileg

Heftarchiv Gesellschaft
Wenn sich alljährlich tausende von Zahnärzten aus allen Regionen der Erde beim FDI-Weltkongress treffen, sind auch die jungen Kollegen vertreten. Viele von ihnen zeigten sich in Neu Delhi als sehr bildungshungrig. Beim Jahrestreffen der Young Dentists Worldwide (YDW) standen Diskussionen rund um die Postgraduierten-Ausbildung in der EU im Vordergrund.

Einer der Grundgedanke der FDI-Veranstaltungen ist es, die lokalen Gegebenheiten zu würdigen, damit sich die Kongressteilnehmer ein Bild von der beruflichen Situation im Gastland machen können. In fachlicher Hinsicht gilt der indische Subkontinent für viele westliche Zahnärzte als unbeschriebenes Blatt. Auffallend in Neu Delhi zum Beispiel war, dass außergewöhnlich viele junge Kolleginnen und Kollegen zum Kongress kamen. Das Interesse sowohl an den Vorträgen wie auch an den Sitzungen war enorm. Obwohl das Treffen der Young Dentists Worldwide (YDW) fast zehn Kilometer vom Kongress entfernt abgehalten wurde, ließen sich viele nicht von der Strecke durch den chaotischen Verkehr davon abhalten, zur Tagung zu kommen. Zahlreiche Teilnehmer aus Bangladesh, Indien, Nepal und Pakistan erzählten, unter welchen Bedingungen sie zu Hause arbeiten müssen. Sehr unter die Haut ging die Geschichte einer jungen Zahnärztin aus Nepal, die als Hindu im moslemischen Pakistan die Uni besuchte: Wenn die Fingernägel zu lang sind, hat dies drakonische Strafen zur Folge, und wer sich um seine Gesundheit Sorgen macht, sollte sich peinlichst an die Vorschriften halten, um zu vermeiden, dass die Finger mit einem Hammer traktiert werden.

Gerangel um die Plätze

Viele Inder müssen mit einer dreijährigen zahnmedizinischen Ausbildung auskommen. Lernen gilt als Privileg, und so wurden die Vorträge auf dem Kongress regelrecht gestürmt. Da gleichzeitig an der Uni vorlesungsfrei war, tauschten die Studenten kurzerhand die Vorlesungssäle mit denen des Kongresscenters, so dass viele Räume vollkommen überfüllt waren. Auch in den Hands-on-Kursen gab es ein sehr orientalisch anmutendes Gerangel um die Plätze.

Die Young Dentists waren in Neu Delhi dreimal mit Programmpunkten vertreten. Dazu gehörte ein Schwerpunkt für Praxisgründer, der allerdings sehr auf die indischen Bedürfnisse ausgerichtet waren, ein offizielles Meeting und zusätzlich eine Veranstaltung zur Postgraduate-Ausbildung. Dabei waren die Arbeitsmöglichkeiten in der EU, vor allem in Großbritannien, ein Thema. Viele lockte das Angebot, an einer europäischen Universität zu arbeiten und zu forschen. Im Vordergrund stand dabei nicht etwa, dass das Einkommen geringer ist als in der freien Praxis, vielmehr fanden es viele reizvoll, dass man eine postgraduierte Ausbildung erhält und gleichzeitig auch noch bezahlt wird. Diese Ansicht wird hier zu Lande nicht unbedingt geteilt.

Der britische National Health Service war mit einem Rekrutierungsbüro vertreten. Dr. Barry Cockcroft als Leiter der NHS-Mission erläuterte als Gast beim YDW-Meeting ausführlich die Arbeits- und Fortbildungsbedingungen für England. Für die anschließende Diskussion gab dies reichlich Stoff. Nicht alle waren mit der Methodik und dem Prinzip des englischen NHS einverstanden. Besonders die Aussage, dass die Bevölkerungsgruppe mit einem geringen Kariesrisiko aus der Versorgung herausfällt, fand nicht gerade Zustimmung. Ein junger Kollege berichtete, dass er eigentlich nur zu einem Vorstellungsgespräch nach London geflogen war und praktisch vom Fleck weg eingestellt wurde.

YDW-Mitglied Dr. Emilio Nuzzolese stellte das neue Hospitationsprogramm der Young Dentists vor. Seit diesem Jahr wird eine Datenbank mit Angaben von Praxen aus aller Welt erstellt, die die Möglichkeit zur Hospitation bieten. Da die offiziellen Hospitationsprogramme teilweise sehr teuer sind – in London sind 200 Pfund, in den USA bis 500 Dollar pro Tag nur fürs Über-die-Schulter-Schauen fällig – ist dies eine sehr interessante Möglichkeit, für die eigene berufliche Tätigkeit viele Erfahrungen zu sammeln.

Während des weiteren Verlaufs der Veranstaltung gab sich die Prominenz die Klinke in die Hand. FDI-Präsident Dr. Yoon besuchte die Young Dentists und sprach über die Zukunft der FDI und wie wichtig es ist, dass es junge Kollegen gibt, die sich für die Sache der FDI engagieren. Auch die neue President elect, Dr. Michele Aerden, vertrat die gleiche Linie und wurde als alte Freundin herzlich begrüßt. Für die Young Dentists ist es eine große Anerkennung für die bisherige Arbeit. Viele der Anwesenden suchten das persönliche Gespräch mit den anwesenden Präsidenten vom IADS (International Association of Dental Students), Mark Antal aus Ungarn, wie auch vom YDW, Tobias Bauer. Vorbereitungen laufen bereits für den nächsten FDI-Kongress vom 24. bis 28. August 2005 in Montreal. Dort wird es ein sehr umfangreiches Programm mit den nordamerikanischen Verbänden geben, und es werden rund 1 000 Teilnehmer von Seiten des zahnärztlichen Nachwuchses erwartet.

Tobias BauerHauptstr. 4278224 Singen

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