Repetitorium

Augenkrankheiten

Die Augen sind das Fenster zur Welt. Sie zählen zu den fünf Sinnesorganen, über die der Mensch seine Umwelt wahrnimmt. Lässt die Sehkraft nach, kann das fatale Folgen haben. Das gilt besonders für Zahnärzte – für sie sind gute Augen bei der Arbeit unverzichtbar. Viele Sehleiden beginnen jedoch schleichend: Erste Warnsignale werden leicht übersehen.

Viele Augenkrankheiten beeinträchtigen die Sehkraft. Zu den häufigsten Störungen zählen neben den Augeninfektionen dauerhafte Fehlsichtigkeiten, wie die Kurz-, Weitund die Alterssichtigkeit, die Hornhautverkrümmung, das Schielen und der Graue (Katarakt) und der Grüne Star (Glaukom).

Presbyopie: die Alterssichtigkeit

Plötzlich scheinen die Arme nicht mehr lang genug – das Zeitunglesen ähnelt einer gymnastischen Übung. Doch wenn die Buchstaben immer kleiner werden, besteht meist kein Grund zur Aufregung: Die im Volksmund als Alterssichtigkeit bekannte Presbyopie ist die am häufigsten vorkommende Fehlsichtigkeit. An ihr leidet mit zunehmendem Alter praktisch Jedermann. Streng genommen fällt die Presbyopie daher auch nicht in den Bereich der Fehlsichtigkeiten oder Erkrankungen. Es handelt sich vielmehr um einen normalen Prozess, der auf den altersbedingten Veränderungen der Augenlinse beruht. Die Fehlsichtigkeit entwickelt sich nämlich erst allmählich und schreitet mit zunehmendem Alter langsam, aber sicher fort. Denn ab dem 40. bis 50. Lebensjahr nimmt die Elastizität der Augenlinse spürbar ab. Mit der Folge, dass die Akkomodation erschwert wird, und das Auge sich nicht mehr so gut wie früher auf den Nahbereich einstellen kann. Es kommt zu Problemen bei der Nahsicht. Hilfe bringt die Lesebrille. Die Brillenstärke richtet sich hier vor allem danach, in welcher Entfernung zum Auge der Lesebeziehungsweise Arbeitsbereich hauptsächlich liegt. Sie muss deshalb von Zeit zu Zeit korrigiert werden.

Kurzsichtigkeit – Myopie

Weit verbreitet ist die Kurzsichtigkeit, die so genannte Myopie. Wer unter dieser Sehstörungen leidet, kann in der Ferne nur unscharf sehen. Das liegt daran, dass das Bild im Auge, also der Brennpunkt der einfallenden Lichtstrahlen, nicht auf, sondern etwas vor der Netzhaut entsteht – ein Phänomen, bedingt durch einen etwas zu langen Augapfel (Achsenmyopie) oder eine zu hohe Brechkraft von Hornhaut oder Linse (Brechungsmyopie). Die Achsenmyopie ist die häufigste Form der Kurzsichtigkeit. Sie ist üblicherweise angeboren und entwickelt sich in den ersten Lebensjahrzehnten. Dagegen ist die Brechungsmyopie erworben. Sie kann entweder aus einer vermehrten Krümmung der Hornhaut resultieren oder aus einer verstärkten Brechungszahl der Linse, beispielsweise bei Trübungen in Folge des Grauen Stars.

Die Veränderungen führen dazu, dass nur die Strahlen der nahe gelegenen Objekte auf der Netzhaut vereinigt werden und ein scharfes Bild ergeben. Entferntere Gegenstände werden nur unscharf abgebildet. Dadurch sind Kurzsichtige leicht zu erkennen: Sie kneifen immer wieder die Augen zusammen und blinzeln, weil sie dadurch das Bild schärfer stellen können. Daher kommt auch der aus dem Griechischen stammende Fachbegriff „Myopie“, was so viel heißt wie „Blinzelgesicht“.

Eine Brille mit Gläsern negativer Brechkraft gleicht die Kurzsichtigkeit aus – sind die Betroffenen stark kurzsichtig, kann dies jedoch auch eine Bildverkleinerung bewirken. Weniger stark ist die Bildverkleinerung bei Kontaktlinsen – geeignet sind hier prinzipiell weiche wie harte. Auch eine Laserbehandlung kann das normale Sehen wieder herstellen. Allerdings kann der Eingriff Komplikationen nach sich ziehen – die Betroffenen sollten daher Nutzen und Risiken sorgfältig abwägen.

Die Kurzsichtigkeit selbst kann eine Netzhautablösung verursachen – regelmäßige augenärztliche Kontrollen sind daher wichtig. Wer kleine Blitze oder „Rußregen“ vor dem Auge sieht, sollte sich schleunigst untersuchen lassen: Diese Sehstörungen sind erste Warnzeichen für eine Netzhautablösung! Ein absolutes Alarmsignal ist der Eindruck aufsteigender Mauern oder begrenzender Vorhänge, die das Gesichtsfeld einschränken.

Weitsichtigkeit – Hyperopie

Während die Kurzsichtigkeit durch einen zu langen Augapfel oder durch eine zu starke Brechkraft von Linse und Hornhaut verursacht wird, verhält es sich bei der Weitsichtigkeit, der Hyperopie, genau umgekehrt: Sie entsteht in Folge eines zu kurzen Augapfels oder einer zu geringen Brechkraft von Linse und Hornhaut. Die einfallenden Lichtstrahlen werden quasi hinter der Netzhaut gebündelt – dort entsteht ein scharfes Bild, was tatsächlich dann zu unscharfem Sehen führt. Dabei ist die Sehkraft in der Nähe stärker eingeschränkt als in der Ferne.

Das Auge muss in einem solchen Fall ständig akkomodieren, sich also in seiner Brechkraft anpassen, um die Umwelt auf der Netzhaut scharf abzubilden. Durch eine verstärkte Akkomodation kann die Weitsichtigkeit in der Jugend oft lange Zeit ausgeglichen werden, meist klagen die Betroffenen aber über Kopfschmerzen und rasche Ermüdbarkeit: Die Augen sind einfach überanstrengt.

Wie bei der Kurzsichtigkeit unterscheidet man auch bei der Weitsichtigkeit eine Achsen- und eine Brechungshyperopie. Die Achsenhyperopie ist auch hier häufiger. Sie ist fast immer angeboren.

Korrigiert wird die Hyperopie durch eine Brille mit Sammelgläsern. Die Weitsichtigkeit lässt sich ebenfalls per Laser behandeln: Das Behandlungsergebnis kann aber auch hier nicht sicher vorhergesagt werden.

Astigmatismus und Co. – Punkte, Stäbe und Striche

Stabsichtigkeit und Hornhautverkrümmung, im Fachjargon auch Astigmatismus genannt, beschreiben eine Sehstörung, die durch eine unregelmäßige Hornhautkrümmung verursacht wird. Dadurch wird das Bild auf der Netzhaut verzerrt. Unscharfes Sehen ist die Folge. Punktförmige Objekte werden dabei strich- oder stabförmig auf der Netzhaut abgebildet – daher der Begriff „Stabsichtigkeit“.

Zwei Krankheitsformen werden unterschieden: der reguläre und der irreguläre Astigmatismus. Bei der regulären Hornhautverkrümmung ist die Brechkraft in dem Meridian stärker, der vertikal – senkrecht zur Körperachse – verläuft. Umgekehrt ist bei der irregulären Form die Brechkraft im horizontalen Meridian stärker.

Der reguläre Astigmatismus ist meist angeboren und wird bis zu einem gewissen Grad auch als physiologisch angesehen. Man geht davon aus, dass er durch den Druck des Oberlides auf die Hornhaut verursacht wird. Anders beim irregulären Astigmatismus: Er ist erworben, zum Beispiel durch Narben auf der Hornhaut und Trübungen der Linse, und deutlich schwieriger zu korrigieren. Beim regulären Astigmatismus lässt sich die Krümmung durch speziell geschliffene Zylindergläser ausgleichen. Bei der irregulären Form helfen oft Kontaktlinsen. Gelingt dies nicht, kann eine Korrektur mittels Laser oder eine Hornhautverpflanzung erwogen werden.

Schielen – der Strabismus

Beim Schielen, medizinisch Strabismus genannt, steht ein Auge falsch, das heißt, eine der beiden Augenachsen verläuft nicht parallel. Die Abweichung kann prinzipiell in alle Richtungen gehen, meist aber erfolgt sie horizontal, was sich als Einwärts- oder Auswärtsschielen zeigt. Rund sieben Prozent der Bevölkerung in Deutschland schielen.

Man unterscheidet verschiedene Formen, wobei das latente Schielen, das nur gelegentlich auftritt, am weitesten verbreitet ist. Die Betroffenen schielen in aller Regel nur in besonderen Belastungssituationen, zum Beispiel bei starker Müdigkeit oder unter Alkoholeinfluss.

Im Unterschied zum latenten Schielen richten sich beim Begleitschielen die Sehachsen beider Augen nicht auf dasselbe Objekt. Das Begleitschielen tritt bei rund drei Prozent kleiner Kinder auf. Es manifestiert sich meist bis zum dritten Lebensjahr und hat eine stark genetische Komponente.

Demgegenüber ist das Lähmungsschielen die Folge eines plötzlichen Ausfalls eines oder mehrerer Augenmuskeln: Die Lähmung bewirkt Abweichungen in der Blickrichtung beider Augen. Ursachen sind in der Regel Verletzungen, Muskelerkrankungen, Durchblutungsstörungen, Tumore und entzündliche Prozesse. In diesem Fall sollte nicht nur der Augenarzt, sondern auch der Internist zu Rate gezogen werden. Da Schielen zum Sehen von Doppelbildern und unter Umständen zur Schwachsichtigkeit führt, ist eine frühzeitige Korrektur angezeigt. Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen und danach, diese dingfest zu machen, sofern es möglich ist.

Bei Kindern erfolgen in der Regel eine konservative Therapie durch Prismenbrillen und eine Okklusionstherapie, wobei nach einem genauen Zeitplan abwechselnd ein Auge mit einem Pflaster abgedeckt wird. Dadurch wird das sehschwache Auge quasi zum Sehen gezwungen. Die betroffenen Kinder sollten so früh wie möglich behandelt werden, denn eine unbehandelte Schwachsichtigkeit ist etwa ab dem Schulalter irreversibel. Eine Operation hat in aller Regel kosmetische Gründe: Danach stehen die Augen wieder parallel.

Grüner Star – hoher Druck

Der Grüne Star, auch Glaukom, bezeichnet eine Augenkrankheit, die mit einem erhöhten Augeninnendruck einher geht, einen Gesichtsfeldausfall verursacht, und bei der es zu einer Schädigung des Sehnervkopfes kommt.

Der erhöhte Augeninnendruck geht auf eine Abflussstörung des Kammerwassers zurück, ausgelöst durch ein Ungleichgewicht zwischen dem Kammerwasser, das im Ziliarkörper produziert wird, und dem Anteil, der normalerweise über die Kammerwinkel abfließt. Läuft zuwenig Flüssigkeit ab, kommt es zu einem Rückstau des Kammerwassers und somit zu einem Druckanstieg im Auge. Dabei besteht die Gefahr, dass durch den erhöhten Druck der Sehnerv geschädigt wird und einen Gesichtsfeldausfall bewirkt. Allerdings gibt es auch andere Ursachen des Glaukoms, wie etwa Durchblutungsstörungen im Bereich des Sehnervs.

Beim Glaukom kennt man verschiedene Krankheitsformen: das primäre Offenwinkelglaukom, das primäre Winkelblockglaukom und das Sekundärglaukom.

Dasprimäre Offenwinkelglaukomberuht auf einer Augeninnendruckerhöhung und entwickelt sich schleichend. Dasprimäre Winkelblockglaukomtritt dagegen schlagartig auf und wird deshalb auch akuter Glaukomanfall genannt. Anders als das Offenwinkelglaukom verursacht das primäre Winkelblockglaukom erhebliche Beschwerden. Es manifestiert sich als rotes hartes Auge und wird von starken Schmerzen und Sehstörungen begleitet. Gleichzeitig geht es häufig mit allgemeinen Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen einher. BeimSekundärglaukomgeht der erhöhte Augeninnendruck auf eine andere Grunderkrankung zurück.

Hauptrisikofaktor ist das Alter. Augenärzte raten deshalb ihren Patienten, bereits ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig den Augeninnendruck messen zu lassen. Denn ein erhöhter Innendruck bleibt lange Zeit asymptomatisch und wird oft nur zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt. Weitere Risikofaktoren sind eine familiäre Disposition, Diabetes mellitus, Herz-Kreislauferkrankungen, schwere Entzündungen am Auge, eine starke Kurzsichtigkeit oder eine längere Kortisonbehandlung.

Unbehandelt führt das Glaukom über die fortschreitende Schädigung des Sehnervs schließlich zu Erblindung. Rund ein Prozent der Bevölkerung ist an einem Glaukom erkrankt. In den Industrienationen ist das Glaukom eine der häufigsten Ursachen für die Erblindung.

Eine gezielte Behandlung ist beim erhöhten Augeninnendruck unerlässlich: Nur so kann man ein Fortschreiten der Sehnervschädigung verhindern. Bei der Therapie können verschiedene Wirkstoffgruppen kombiniert werden, in aller Regel werden sie in Form von Augentropfen verabreicht. Alternativen sind in schweren Fällen eine Laserbehandlung oder eine Operation, bei der ein künstlicher Abfluss für das Kammerwasser geschaffen wird.

Grauer Star – trübe Linse

Als Grauer Star oder Katarakt werden Augenerkrankungen bezeichnet, die mit einer Eintrübung der Augenlinse verbunden sind. Verletzungen, Strahleneinwirkungen oder auch Medikamente können die Trübung hervorrufen. Nicht selten ist der Katarakt die Folge einer langfristigen Kortisonbehandlung. Außerdem können internistische Grunderkrankungen, wie etwa ein Diabetes mellitus, die Kataraktneigung fördern.

Je höher das Alter, desto größer ist das Risiko, am Grauen Star zu erkranken: Die häufigste Krankheitsform ist der Alterskatarakt, bei dem die Trübung keiner klaren Ursache zugeordnet werden kann. Neben dem Grünen Star gehört auch der Graue Star zu den häufigsten Erblindungsursachen und muss deshalb ernst genommen werden.

Auch der Katarakt bleibt oft lange Zeit unbemerkt, die Störung schreitet langsam fort. Es dauert eine ganze Weile, ehe sie sich durch Sehstörungen – unscharfes Sehen, matte Bilder, die verschleiert und verzerrt erscheinen – manifestiert. Die Betroffenen haben zunehmend das Gefühl, ihre Umwelt wie durch ein Milchglas zu sehen – eine direkte Folge der Trübung der Augenlinse. Wer sich zunehmend von der Sonne oder nachts beim Autofahren geblendet fühlt, sollte sich durchchecken lassen: Das könnten erste Zeichen des Grauen Stars sein.

Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten beim Grauen Star gibt es keine. Eine Verbesserung der Sehkraft ist lediglich operativ zu erreichen. Dabei wird die eingetrübte Linse entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt. Nach der Operation müssen die Behandelten eine Brille tragen, denn mit der Kunstlinse ist eine Akkomodation unmöglich. Allerdings können mittlerweile auch Multifokallinsen implantiert werden, sodass der Betreffende im Alltag dann doch weitgehend ohne Brille auskommt.

Farbsehstörungen: ohne Sinn für Farbe

Zu den Sehstörungen gehören auch die Farbsehstörungen, bei denen Farben abgeschwächt, sowie die Farbblindheit, bei der keine Farben, sondern lediglich Helligkeitsunterschiede und verschiedene glänzende Oberflächen gesehen werden. Die Störungen sind in aller Regel angeboren und werden vererbt. Sie treten bei Männern häufiger auf als bei Frauen und gehen auf einen Defekt bestimmter Sehsinneszellen zurück, Zapfen genannt, die für das Farbsehen verantwortlich sind.

Im Auge gibt es drei verschiedene Zapfentypen. Je nach Wellenlänge des einfallenden Lichtes werden sie unterschiedlich gereizt und bestimmen über diesen Mechanismus die Farben Rot, Grün und Blau.

Die häufigste Farbsehstörung betrifft den grünen Bereich, gefolgt von einer Rotschwäche oder sogar Rotblindheit. Sehstörungen im Blaubereich sind eher selten. Eine Behandlung oder Korrektur der angeborenen Farbsehstörungen ist bislang nicht möglich.

Menschen, die mit Farbsehstörungen leben, haben sich sehr schnell kleinste Hilfen erdacht. So sind sie perfekt im Nyancieren und kombinieren das Glänzen von Oberflächen mit den Helligkeitswerten, so dass diese Sehstörung Außenstehenden überhaupt nicht auffällt. Im Zahnarztberuf ist dann nur noch zu klären, wenn unterschiedliche Geräte mit verschiedenen Griffen oder Farbmarkierungen angeboten werden. Wenn der Betroffene sich andere Unterscheidungskriterien als die Farben einprägt, gibt es auch hier für ihn keine Hürde. Und was macht es schon, wenn der Farbenblinde mal in die falsche Sockenkiste greift und rechts blau und links schwarz bestrumpft ins Büro aufbricht. ■

Die Autorin der Rubrik „Repetitorium“ist gerne bereit, Fragen zu ihren Beiträgenzu beantworten

Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Köln

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