Die richtige Regie
Das Zusammenspiel von Zahnarzt und Team ist eines der wichtigsten Erfolgskriterien für die moderne Zahnarztpraxis. In einem guten Ensemble kann sich einer auf den anderen verlassen – der Zahnarzt auf seine Mitarbeiter genauso wie diese untereinander. Zuständigkeiten sind klar definiert, Schlüsselpositionen idealerweise mit einer Vertretung doppelt besetzt.
So kann der Zahnarzt Engpässe vermeiden und Praxisabläufe reibungslos gestalten – selbst wenn jemand ausfällt. Dennoch schauen alle Angestellten über ihren Tellerrand hinaus, denken vernetzt und behalten die Praxis als Ganzes im Auge. Ihre Fähigkeiten bringen sie kreativ in die Praxisentwicklung ein. Durch ein konstruktives Feedback sind sie motiviert, ihre eigenen Ziele und die der Praxis miteinander zu verbinden und umzusetzen.
Zucker oder Peitsche
Gutes Drehbuch – aber zu schön, um wahr zu sein? Nicht doch! Mit dem geeigneten Führungsstil ist es möglich, ein Team auf Erfolgskurs zu bringen. Man unterscheidet drei Stile der Mitarbeiterführung.
• Der kooperative Führungsstil – auch als „Coaching“ bezeichnet – hat sich bisher am besten bewährt. Der Chef trifft mit den Mitarbeitern verbindliche Vereinbarungen über die ins Auge gefassten Ziele und überträgt ihnen ein möglichst hohes, individuell auf die Mitarbeiterpersönlichkeit abgestimmtes Maß an Verantwortung. Er gibt Kompetenzen statt sie zu nehmen. Die langfristige Perspektive im Coaching sieht vor, dass die Mitarbeiterin sich weiterentwickelt und in einem eigenen Praxisbereich (zum Beispiel Prophylaxe, Rezeption) einbringt.
• Beim autoritären Führungsstil führt der Chef die Mitarbeiter wie ein Marionettenspieler seine Puppen. Er behält nahezu die vollständige Kompetenz über alle Arbeitsabläufe. Die Angestellten fungieren weitgehend als Befehlsempfänger, verrichten „Dienst nach Vorschrift“ ohne Eigeninitiative, haben Angst, Fehler zu machen und sind meist wenig motiviert. Dieser Führungsstil verschenkt wertvolle Potenziale, weil er die Mitarbeiter ihrer Eigeninitiative beraubt.
• Der Führungsstil des „Laisser-faire“ zeichnet sich paradoxerweise vor allem durch Führungslosigkeit aus. Der Chef überlässt die Mitarbeiterinnen weitestgehend sich selbst und verzichtet auf Zielvereinbarungen, Vorgaben, Anleitung oder Feedback. Die Angestellten fühlen sich desorientiert und überfordert. Auch hier verpuffen auf Grund fehlender Führung wertvolle Potenziale.
An einem Strang ziehen
Der kooperative Führungsstil bündelt die Kräfte aller, um auf ein übergeordnetes Ziel hinzuarbeiten. Die einzelnen Teammitglieder verstehen sich als Teil des Ganzen und ziehen an einem Strang. Heißt, bezogen auf die Zahnarztpraxis: Die Mitarbeiter identifizieren sich mit den Zielen der Praxis und bieten zur Realisierung ihre gesamten fachlichen und persönlichen Ressourcen auf. Der Zahnarzt als Regisseur sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen, das Team mit den Praxiszielen vertraut machen und mit allen gemeinsam den Fahrplan dafür festlegen.
Im Umkehrschluss liegt es beim Team, die vereinbarten Maßnahmen umzusetzen. Mehr noch: Gute Mitarbeiterinnen haben nicht nur die Entwicklung des Unternehmens im Auge, sondern verfolgen auch individuelle Qualifikationsziele.
Reichen die aktuellen Mittel des Teams nicht aus, bieten sich zwei Strategien an. Einmal die Neueinstellung, um personelle Engpässe auf einzelnen Positionen auszugleichen. Erfolg verspricht das „Casting“ jedoch nur, wenn zuvor ein präzises Anforderungsprofil für die zu besetzende Position erstellt wird – erst danach folgen Personalakquise und -auswahl. Besser ist, hier sorgfältig vorzugehen und eine Position eher über einen längeren Zeitraum vakant zu lassen als infolge eines personellen Fehlgriffs die Zeit raubende Personalsuche erneut starten zu müssen. Eine hieraus resultierende Mitarbeiterfluktuation verschwendet Ressourcen, die der Praxis bei der Implementierung ihrer Erfolgsstrategie letztlich fehlen.
Die zweite, langfristigere Strategie ist die individuelle Mitarbeiterförderung, das heißt, die Ausbildung bereits vorhandener Mitarbeiter für die zu besetzende Position. Das Coaching kann anhand eines Stufenplans erfolgen:
1. realistische Ziele formulieren
2. Ist-Zustand beschreiben
3. Maßnahmenkatalog zur Umsetzung der Ziele erarbeiten
4. Prioritäten setzen, auch hinsichtlich der Terminierung
5. Erfolgskontrolle und gegebenenfalls Folgeschritte planen.
Eine solche Strategie fordert freilich viel Zeit und stellt hohe Anforderungen an den Zahnarzt in seiner Rolle als Regisseur. Langfristig zahlt sich dieser Kurs aber aus: Wenn sich die Mitarbeiterinnen nachhaltig weiterentwickeln, übernehmen sie auch mehr Verantwortung in der Praxis und arbeiten motivierter.
Unter vier Augen
Ergänzt werden sollte die individuelle Mitarbeiterförderung durch eine Reihe Team bildender und motivationssteigernder Verhaltensregeln. Türöffner in Sachen Teammotivation sind Freundlichkeit und gegenseitiger Respekt im Umgang miteinander. Konflikte trägt man am besten hinter verschlossenen Türen aus, Kritik in sachlicher und konstruktiver Form vor – möglichst unter vier Augen. Der Zahnarzt als Teamleiter sollte seine Mitarbeiterinnen angemessen loben und auch ein Ohr für private Belange haben.
Regelmäßige Teammeetings und eventuell interne Praxisworkshops sind ideal, um die eigenen Ziele zu formulieren und zu kontrollieren. Hier können sich Zahnarzt und Mitarbeiter kreativ in die Choreografie der Praxisabläufe einbringen, relevante Themen besprechen und verbindliche Lösungswege erarbeiten. Besonders motivationssteigernd wirkt eine Freizeitaktivität für das gesamte Team, etwa ein gemeinsames Abendessen oder ein Ausflug.
Francesco TafuroDiplom-BetriebswirtHartsprung 1522529 Hamburg
Matthias KrackDiplom-PsychologeFrankenhöhe 1855288 Spiesheim
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Zum Thema Motivation bringen wir in den nächsten Heften in loser Folge verschiedene Beiträge.