Aus der Praxis für die Praxis

Die Trans-Replantation

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Heftarchiv Zahnmedizin
Mit diesem im Folgenden vorgestellten Verfahren hat ein zm-Leser beste Erfahrungen gemacht. Der Autor wurde von vielen Kollegen nahezu „gedrängt“, das von ihm entwickelte Verfahren der Trans-Replantation zur Stabilisierung völlig hoffnungsloser Zähne mit Lockerungsgrad III und mit bis zu zwölf Millimetern Taschentiefe zu veröffentlichen.

Bislang hat er diese Technik nach einem ersten Erfolg 1997 weitere zehn Male angewendet und kann nun auch mit längerfristigen Ergebnissen eine positive Bilanz ziehen. Der Autor ist ein leidenschaftlicher Praktiker und seit 1989 in eigener Praxis tätig. Nachdem er aber auf diversen Fortbildungen auch namhaften Professoren und Wissenschaftlern seine Ergebnisse vorgestellt hat und neben unglaubigem Staunen großes Lob ernten durfte, war es vor allem Professor Dr. Synocuk Kim, der ihm ins Gewissen redete, mit derartig phantastischen Resultaten nicht „im Kämmerlein“ still und leise weiterzumachen, sondern einer breiten Masse dieses Verfahren zur Nachahmung vorzustellen. Ähnlich äußerten sich auch namhafte Kapazitäten der Zahnmedizin, mit denen der Autor über diesen Fall kommunizierte. Die beigefügten, nur abfotografierten Röntgenbilder sollen neben der beiliegenden OP-Beschreibung einen Einblick über das Verfahren ermöglichen.

Verfahren der Trans-Replantation

Stark gelockerte elongierte Zähne, kurz vor dem Spontanverlust, werden nach Wurzelkanalbehandlung und -füllung extrahiert. Nach kompletter Entfernung der Wurzelhaut, Anätzung der denudierten Wurzeloberfläche und Beschichtung mit Emdogain werden diese Zähne in das zuvor tiefer gefräste Knochenbett replantiert. Nach einer Schienung von mehreren Wochen, wird eine vollständige Stabilisierung des Zahnes erreicht.

Ein nicht seltenes Problem in der täglichen Praxis ist ein durch exzentrische Kräfte gelockerter Frontzahn, der im Laufe der Jahre zunehmend protrudiert wird und dabei elongiert. Selbst wiederholte Einschleifmaßnahmen sind meist nicht in der Lage, langfristig der Lockerung des Zahnes entgegenzuwirken und eine weitere Elongation aufzuhalten. Häufig gesellen sich parodontale Infektionen labial und palatinal hinzu, mit der Folge eines nahezu vollständigen Verlustes der labialen Knochenlamelle.

Eine Entfernung dieser Zähne aus der nicht selten intakten Zahnreihe führt durch ein verstärktes Einfallen des Alveolarfortsatzes zu prothetisch schwer beherrschbaren oder wenig zufrieden stellenden ästhetischen Ergebnissen.

Auch eine Implantation ist an der Stelle des Zahnverlustes durch die extreme Atrophie des Kieferkammes nur mit einem äußerst großen Aufwand möglich.

Häufig besteht durch den drohenden Verlust eines einzelnen Zahnes die Notwendigkeit zu einer momentan unerwünschten, chirurgisch prothetischen Gesamtplanung. Mitunter aber stehen an anderer Stelle im Kiefer Zähne, die gut genug sind für den vorübergehenden Verbleib, jedoch zu schlecht, um in ein definitives prothetisches Gesamtkonzept integriert zu werden. So „droht“ gerade bei älteren Patienten der Verlust eines Zahnes „eine Lawine“ an Folgebehandlungen auszulösen.

Fallbeispiel:

Im folgenden Fall kam Patient A Jahrgang 1924 nach Jahren der Einschleifmaßnahmen und wiederholter Kürzungen der Schneidekante des elongierten Zahnes 11 am 18. Dezember 1997 mit einem Taschenabszess in die Praxis. Zahn 11 wies Lockerungsgrad III auf, mit elf Millimetern Taschentiefe labial und zehn Millimetern mesial und distal. Der horizontale und vertikale Knochenverlust ist auf Aufnahme 1 zu erkennen. Da die Nachbarzähne klinisch nur Lockerungsgrad I aufwiesen und karies- und füllungsfrei waren, sollte ein Totalverlust des Zahnes auch wegen oben angesprochener Folgeproblematik vermieden werden. Bei der folgenden Vitalexstirpation und Kanalaufbereitung kam es zu einem Spontanausfall des Zahnes, so dass die weitere Wurzelkanalbehandlung und -füllung extraoral erfolgen mussten.

Die Alveole wurde komplett cürettiert, und die bis in die Tiefe ragende entzündete Weichgewebsmanschette wurde unter Erhalt der labialen Gingiva entfernt. Die labiale Knochenwand fehlte vollständig. Mit einer Kugelfräse wurde daraufhin die Alveole nach cranial „verlängert“ und „tiefer gelegt“.

Die Wurzeloberfläche des Zahnes wurde komplett cürettiert und von allen Weichgewebsresten befreit. Anschließend erfolgte eine zweiminütige Anätzung der Wurzel mit Press Gel (Fa. Biora) und nach gründlicher Spülung mit Kochsalzlösung und Trocknung wurde die gesamte Wurzel mit Emdogain (Fa. Biora) beschichtet. Daraufhin wurde der Zahn 11 in die Alveole an seine neu geschaffene tiefere Position reponiert. Der vormals zirka zwei Millimeter „zu lange“ Zahn war danach zirka 1,5 Millimeter „zu kurz“, wobei die Schmelz-Zementgrenze nun wieder subgingival zu liegen kam.

Die Wurzeloberfläche des Zahnes wurde komplett cürettiert und von allen Weichgewebsresten befreit. Anschließend erfolgte eine zweiminütige Anätzung der Wurzel mit Press Gel (Fa. Biora) und nach gründlicher Spülung mit Kochsalzlösung und Trocknung wurde die gesamte Wurzel mit Emdogain (Fa. Biora) beschichtet. Daraufhin wurde der Zahn 11 in die Alveole an seine neu geschaffene tiefere Position reponiert. Der vormals zirka zwei Millimeter „zu lange“ Zahn war danach zirka 1,5 Millimeter „zu kurz“, wobei die Schmelz-Zementgrenze nun wieder subgingival zu liegen kam.

Eine abschließende Schienung in Kombination mit einem Schneidekantenaufbau mittels Composite-Kunststoff (Kerr Herculite) sorgte für einen stabilen Verbund. Die Abbildungen auf Seite 48 zeigen den Zustand nach vier Jahren (10. Juli 2001). Deutlich erkennbar ist der nun ausreichende Halt im Alveolarkamm. Anzeichen von Resorptionen sind nicht erkennbar. Klinisch ist der Zahn ohne Lockerungsgrad. Der Klopfschall lässt eine Ankylosierung des Zahnes vermuten.

Der so erstmalig behandelte Zahn ist seit mehr als fünf Jahren, wie auch in allen übrigen Fällen, fest und in seiner Funktion uneingeschränkt belastbar. Aufwändige Folgebehandlungen konnten somit vermieden werden. Sollte es im weiteren Verlauf zu Resorptionen kommen, so ist zumindest zu erwarten, dass sich die auflösende Wurzel durch Knochen ersetzt der dann entweder für die Implantation wieder zur Verfügung steht oder so eine bessere Ästhetik bei der Gestaltung eines Brückengliedes ermöglicht.

Dr. Thomas Hiedlin Gemeinschaftspraxis mitDr. Sonja ZehetbauerLudwigsplatz 3694315 Straubing

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