Sprechstunde für Führungskräfte
Für Tische blieb dieses Jahr kein Platz im Festsaal Herrenkrug, der Zulauf zum Zahnärztetag in Sachsen-Anhalt ist schlicht zu groß geworden. Wissenschaftliche Beiträge sowie Statements zur aktuellen politischen Lage und ein Festvortrag zur Rhethorik füllten das Programm.
Plakate schaffen Klarheit
Die Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit des Landes, Bärbel Freudenberg- Pilster (FDP), drückte ihre Hoffnung aus, dass es den Zahnärzten gelingt, mit den Neuerungen im Gesundheitswesen zurechtzukommen und im Sinne der Patienten ein hohes Niveau zu halten. Sie verstehe, dass die Zahnärzte die Reglementierung und Entmündigung ablehnten, sehe derzeit aber „nicht, dass es revolutionäre Lösungen geben wird“. Auf ihre Kritik an Plakataktionen in Wartezimmern konterte Dreihaupt gekonnt: „Die Plakate schaffen im Gegenteil Klarheit. Wenn wir bei den Politikern so viel Verständnis fänden, wie bei unseren Patienten, wäre alles kein Problem.“ Er riet den Kollegen zu einem maßvollen Umgang mit den neuen Möglichkeiten des Gesundheitsreformgesetzes bei der Prophylaxe und der konservierenden Zahnheilkunde sowie bei Zahnersatz und bei der Liquidation – auch wenn der Satz nicht länger auf das 2,3fache begrenzt sei.
Dr. Dietmar Oesterreich, Kammerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer und Dr. Walter Dieckhoff, Kammerpräsident Westfalen-Lippe, waren eigens angereist, um in Sachen zahnärztliche Fortbildung Rede und Antwort zu stehen. Oesterreich lehnte jegliche Einmischung der Politik in die Belange der Selbstverwaltung, insbesondere bei der zahnärztlichen Fortbildung, ab. Diese sei Sache der Kammern, da die Zahnärzte sie durchaus aus eigenem Antrieb wahrnehmen und sichern können. Die DMS III belege hinlänglich, dass „wir Mundgesundheit in Deutschland nach vorne gebracht haben!“
Die Vergabe des Erwin-Reichenbach-Förderpreises 2003 der Zahnärztekammer Sachsen- Anhalt unterstrich das Engagement der Zahnärzte: Preisträger Christian Zahl hatte einen enoral bidirektionalen Distraktor mit Mundschrauben entwickelt, der unter der selbstständigen Mitarbeit des Patienten deutliche Behandlungserfolge bei transversaler Enge des Oberkiefers ermöglicht.
In einer „Sprech“-Stunde der besonderen Art referierte Gerhard Lange, Professor für Rhethorik in Köln, über die sieben Leistungskriterien, die die Redekunst für Führungskräfte – also auch für Zahnärzte – seit Demosthenes in der Antike kennzeichnen:
Der erste Eindruck sei der wichtigste, doch der letzte bleibe. Über gut und schlecht entscheiden oft Details. Ein Beispiel aus der Politik: Johannes Rau kommt eine Treppe hinab, stolpert auf (und wegen!) einer schiefen Stufe und prompt kommentiert ein Beobachter: „Ist der alt geworden!“.
Mit einfachen Worten kommt die Rede an. Adenauer habe sich „so einfach ausgedrückt, dass die Leute glaubten, sie seien so intelligent wie er“. Er habe auch auf die unverhoffte Wendung der Antithese gesetzt: „Schon August Bebel hat den Lesern empfohlen, in die SPD einzutreten. Davon hat sich die Partei nie erholt!“
Muss der Zahnarzt auf eine kurze Frage des Patienten ausführlich antworten, so schafft er mit einer knappen Gliederung – „Lassen Sie mich dazu zwei Dinge erklären!“ – schnell Ordnung.
„Bakterien machen keine Ferien!“ – Rhythmus bleibt kleinen und großen Patienten im Ohr, die Worte wirken nach. Auch der klangvolle Dialekt, der ja die Verbundenheit mit dem Patienten ausdrückt, sei erlaubt.
Die Taktik der Diplomatie nutzen: Mit einem kleinen Lob, und sei es für einen Teilaspekt, wecke der Zahnarzt beim Patienten auch Interesse für sein Anliegen.
Mit Humor und Schlagfertigkeit nehmen Sie jedem Angriffslustigen, so Lange, den Wind aus den Segeln: Im engen Gang stolperte eine Stewardess über den Fuß eines Fluggastes. Der schimpft: „Sie sind eine Trampelkuh!“ Sie rappelt sich auf und erwidert freundlich: „Und Sie sind ein Gentleman. Aber es kann sein, dass wir beide uns irren!“ Manch ein unmutiger Patient würde da aufhorchen ...
Diese sechs Punkte können Sie Gewinn bringend nutzen, wenn Sie den letzten beherzigen, meinte Lange: Stets auf den Patienten achten!
Rund um die „Aktuelle Diagnostik und Therapie in der Parodontologie“, so das Tagungsthema, beleuchtete Prof. Dr. Ulrich Schlangenhaus aus Würzburg die Aspekte der Diagnostik und PD Dr. Jörg Eberhard aus Kiel moderne nicht-chirurgische Behandlunskonzepte. Über Bewährtes und Aktuelles in der Parodontalchirurgie sprach Prof. Dr. Holger Jentzsch aus Leipzig.