Ein neues Selbstverständnis
Schon seit mindestens drei Jahren steckt die ERO in einer Krise, weil ihre Zielsetzung und Aufgaben unklar sind. Dies ist unter anderem darauf zurück zu führen, dass durch die EU-Erweiterung im Jahr 2004 um zehn neue Mitgliedsländer der Zahnärztliche Verbindungsausschuss zur EU (ZÄV) in Brüssel inzwischen eine stärkere Rolle einnimmt, nicht nur weil dem ZÄV jetzt fast alle europäischen Länder angehören, sondern auch, weil er sich eine effiziente Struktur durch neue Satzung und funktionstüchtigen Vorstand und Geschäftsstelle gegeben hat.
Bei der letztjährigen ERO-Vollversammlung in Warschau wurde eine Arbeitsgruppe unter Vorsitz von Dr. Patrick Hescot (Frankreich) zur Zukunft der ERO eingesetzt. Die Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Deutschland (Dr. Fritz-Josef Willmes), dem Vereinigten Königreich, Portugal, Litauen und den Niederlanden war sich jedoch nicht einig über die zukünftige Rolle der ERO, so dass nur ein Mehrheitsvotum der Arbeitsgruppe zur Zukunft der ERO vorgetragen werden konnte. Dieses Mehrheitsvotum fußte auf Vorstellungen der deutschen Delegation. Danach soll die ERO ein politisches Forum aller 38 europäischen Mitgliedsländer sein, das aktiv und zielgerichtet die beruflichen Interessen der europäischen Zahnärzte vertritt sowie auch die FDI aktiv unterstützt.
Andere diskutierte Alternativen: Zusammenlegung von ERO und ZÄV oder Beschränkung der ERO auf reine Zuarbeit zur FDI wurden mehrheitlich abgelehnt. Es wurde jedoch dringend empfohlen, die Sitzungen der ERO zeitlich und örtlich an die ZÄV-Plenarsitzungen anzubinden, um eine engere Kooperation zwischen ERO und ZÄV zu ermöglichen sowie auch um Zeit und Kosten zu sparen. Inhaltliche Schwerpunkte der ERO-Arbeit in den nächsten Jahren sollen sein: Entwicklung der Zahnarztzahlen, Ausund Fortbildung der Zahnärzte, Tätigkeit der zahnärztlichen Hilfskräfte, Verteidigung der Freiberuflichkeit und der fachlichen Weisungsungebundenheit, Ziele der Mundgesundheitsversorgung. Für jede Sitzung soll ein einzelnes Thema gründlich aufgearbeitet, diskutiert und dann – und daran mangelte es in der Vergangenheit – auch politisch und öffentlichkeitswirksam sowohl in den einzelnen Mitgliedsstaaten als auch auf europäischer Ebene umgesetzt werden.
Ein neuer Vorstand
Zur neuen Rolle der ERO, da war man sich einig, bedarf es auch eines starken, effizient arbeitenden Vorstandes. Neuwahlen standen in diesem Jahr an. Nach teils chaotisch verlaufenden Wahlverfahren setzt sich der neue Vorstand wie folgt zusammen:
• Präsident: Dr. José Font-Buxo (Spanien)
• President elect: Dr. Patrick Hescot (Frankreich)
• Generalsekretär: Dr. Philip Rusca (Schweiz)
• Vorstandsmitglieder: Dr. Simona Dianisková (Slowenien), Dr. Bedros Yavru-Sakuk (Armenien)
Das ERO-Sekretariat, das seit über 40 Jahren durch die BZÄK in Köln geführt wurde, soll auf Wunsch der BZÄK an anderem Ort weitergeführt werden. Der langjährigen Leiterin des ERO-Sekretariats, Marion Bader, wurde für Ihren engagierten Einsatz für die ERO ein besonderer Dank ausgesprochen.
Berichte aus den Arbeitsgruppen, Berichte über Veränderungen in Gesundheits- und Berufspolitik in den Ländern, Haushaltsfragen sowie ein ausführlicher Bericht über die zahnärztliche Versorgung in Rumänien, dem Gastgeberland, standen weiterhin auf der Tagesordnung. Es ist zu hoffen, dass es dem neuen ERO-Vorstand gelingen wird, die ERO wieder in eine aktive Rolle für die Belange und Interessen der europäischen Zahnärzte zu führen.
Barbara Bergmann-KraussUniversitätsstraße. 7350931 Köln