Es spart nicht nur der Zins allein
Zum Gähnen finden die meisten Anlageberater die Sparangebote von Banken und Sparkassen. Wenn sie die Höhe der Zinsen meinen, haben sie meist Recht: Viel verdienen lässt sich mit Sparplänen und erst recht mit Sparbüchern nicht.
Jeder zweite hat’s
Doch vergessen die Experten dabei, dass selbst Kunden, die größere Summen in ein Depot investieren, häufig mit einem konventionellen Sparprogramm bei der Hausbank angefangen und diese Sparform meist weiter gepflegt haben. Wie sonst erklärt sich die stolze Zahl von 55 Prozent der Deutschen, die über ein Sparbuch verfügen?
Oft sind es die Großeltern, die bei der Geburt des Enkelkindes einen Sparvertrag abschließen. Zur Kommunion oder Konfirmation schenken sie dann häufig ein Sparbuch mit der ersten Rate für einen Computer mit allem Schnickschnack oder zum Abitur das Startgeld fürs erste Auto.
Für solche Fälle bieten sich verschiedene Möglichkeiten, eine bestimmte Summe anzusparen. In Zeiten niedriger Zinsen ist es allerdings schwierig, ein lukratives Angebot zu finden, das gute alte Sparbuch mit zurzeit gerade 0,50 bis 0,75 Prozent kommt kaum in Frage. Das nutzen Kinder, um zum Beispiel über einen längeren Zeitraum das Geld für ein neues Fahrrad zusammenzutragen. Doch bei noch nicht einmal einem Prozent Zinsen …
Gut geparkt, ist schon gespart
Wer sein Geld parken will, entscheidet sich eher für das lukrativere Tagesgeldkonto. Hier lohnen sich auf jeden Fall Zinsvergleiche.
Mit am besten schneiden die Direktbanken wie die CC-Bank mit 2,75 und die Ing-Diba mit 2,50 Prozent (Stand: Ende September 2004) ab. Der Sparer führt sein Konto via Internet oder Telefon. Allerdings braucht er ein so genanntes Referenz-Konto, auf das er das Geld vom Tagesgeldkonto überweisen kann.
Und ewig lockt der Zins
Die konventionellen Banken bieten zwischen 0,5 und zwei Prozent Zinsen für ständig verfügbares Geld. Besonders bei Topkonditionen sollte kein Anleger damit rechnen, dass sie übers Jahr Bestand haben. Solche befristeten Aktionen locken vor allem neue Kunden an. Denn das Tagesgeld hat einen Nachteil: Der Zins ändert sich ständig!
Daher sollte sich niemand nur von den günstigen Zinsen locken lassen. Bei manchen Angeboten fressen die Nebenkosten den Zins fast wieder auf. Das gilt zum Beispiel für das Konto bei der Frankfurter Bank von 1822 direkt. Sie bietet zwar drei Prozent Zinsen, kassiert aber vier Euro Kontoführungsgebühr im Monat. Diese Rechnung lohnt sich nur für die Bank: Bei einer Anlage von 1 000 Euro zahlt die Bank 30 Euro Zinsen im Jahr und nimmt 48 Euro Gebühr; das macht für den Sparer einen Verlust von 18 Euro.
Auch andere Direktbanken verlangen Gebühren für die Kontoführung oder die Überweisung zum Referenzkonto. Deshalb lohnt es sich, genau nach den Bedingungen zu fragen, bevor man ein Konto eröffnet.
Anlegen und zurücklegen
Lukrativer ist es, sich mit weniger Zins zu bescheiden, dafür aber ein gebührenfreies Konto zu führen.
Wer sein Geld längere Zeit nicht braucht, ist mit Festgeld gut bedient. Meistens verlangen die Banken eine Mindestsumme von 5 000 Euro. Das meiste Geld fürs Geld gibt es zurzeit mit 2,85 Prozent für drei und 3,15 Prozent für sechs Monate bei der österreichischen Denizbank. 2,70 beziehungsweise 2,80 Prozent bietet die holländische Finansbank (Stand: Ende September). Auch die CC-Bank lockt mit guten Konditionen.
Ein Festgeldkonto kann man erst einmal vergessen. Doch sollte sich der Kontoinhaber rechtzeitig ein paar Tage vor Ablauf der Frist wieder daran erinnern. Denn kündigt er nicht termingerecht, verlängert sich die Anlage automatisch um denselben Zeitraum. Vorsicht ist geboten bei auffallend günstigen Angeboten. Meistens verknüpft das Institut den Kauf von Fondsanteilen oder sonstigen Leistungen des Anlegers wie die Unterschrift unter einen Kreditkartenantrag mit der Anlage bevor sie ihm die guten Konditionen gewährt. Eine gute Übersicht über alle Bankangebote bietet die Internetseite www.biallo.de. Eine verlockende Falle stellen manche Institute ihren Kunden in Form von Zinstreppen. Eigentlich ist dieses Produkt gedacht, höhere Einlagen mit höheren Zinsen zu belohnen. Bevor man sich darauf einlässt, sollte man prüfen für welchen Betrag welcher Zins gilt. Heißt es in den Konditionen: ab dem ersten Euro gibt es 1,5 Prozent, ab 30 000 Euro zwei Prozent und ab 100 000 Euro 2,5 Prozent Zinsen, kann dieses Angebot wie bei der American Express Bank (Amex-Bank) bedeuten: Den höheren Zins von 2,5 Prozent gibt es nur für den Betrag, der über die 100 000 Euro hinausgeht. Wäre es eine echte Zinstreppe, würde die Bank für den gesamten Betrag den erhöhten Zinssatz zahlen. Angelehnt an das Preiskonzept der Billigflieger und der Bahn locken manche Institute jetzt mit Topkonditionen zum Beispiel für die ersten 20 000 Kunden, die ein Konto eröffnen oder ein bestimmter Zinssatz gilt nur bis zu einem bestimmten Datum. Der Kunde, der in blindem Vertrauen seine Bankgeschäfte tätigt, hat schon verloren.
Sparers Liebling
Das gilt auch für das liebste Kind des Sparers: den Sparplan. Er zählt zu den Klassikern unter den Sparmöglichkeiten. Geeignet ist er für alle, die über einen längeren Zeitraum einen bestimmten Betrag ansammeln wollen. Die Summe, die er monatlich einzahlen will, bestimmt der Sparer selbst. Er legt sich für eine gewisse Zeit fest und bekommt von der Bank zusätzlich zu einem festen oder veränderbaren Grundzins einen Bonus oder eine Prämie, sozusagen als Belohnung für die Treue. Zurzeit sind Zinsen in der Höhe von etwa 3,5 Prozent für einen 15-jährigen Sparplan (Volkswagen Bank direkt) schon ein Schnäppchen.
Punkten ist angesagt – beizeiten
Doch ein ansehnlicher Zins allein macht noch keinen guten Sparplan. Vor der Unterschrift sollte man einige Punkte überprüfen:
• Bietet die Bank einen festen Zins über die gesamte Laufzeit oder einen variablen? Der feste Zins ist für beide Seiten bindend. Den variablen Zins kann die Bank verändern wie sie will, am liebsten nach unten. Deshalb ist es besser, sich für die gesamte Laufzeit festzulegen.
• Es könnte ja sein, dass man vorzeitig an sein Geld will. Deshalb sollte in den Bedingungen ein vorzeitiges Kündigungsrecht des Kunden stehen, das er ohne Verlust wahrnehmen kann.
• Je nach Lage kann man die Raten erhöhen oder muss aufgrund eines finanziellen Engpasses auch mal senken. Dann ist es gut, wenn man die Höhe der Raten verändern kann.
Wie die Konditionen eines Sparplans nicht beschaffen sein sollten, zeigt das Angebot der Von-Essen Bankgesellschaft. Sie lockt mit einem attraktiven Zins von derzeit (Stand: Ende September) 4,42 Prozent über 15 Jahre. Der Zins ist variabel, die Bank kann ihn also ändern wie sie will. Dagegen darf der Kunde erst nach acht Jahren kündigen, um sein Geld woanders besser anzulegen. Zum Beispiel bei der Volkswagen Bank direkt oder der Frankfurter Volksbank. Dort gibt es gute feste Zinssätze und vorzeitige Kündigungsrechte.
Ein Guthaben zum verplanen
Anders als bei einem Fondssparplan, in den der Kunde regelmäßig einzahlt ohne die letztendliche Rendite zu kennen, erlaubt der Ratensparplan mit festem Zins eine realistische Planung mit dem Guthaben. Soll es zum Beispiel das erste Auto sein, weiß der Sprössling, wie viel PS ungefähr möglich sein werden. Hat sich der Sparer aber auf einen variablen Zins eingelassen, muss er mit Überraschungen rechnen. Stellt er fest, dass die Bank zu sehr für die eigene Tasche gearbeitet hat, verhilft ihm unter Umständen ein Urteil des Bundesgerichtshofes zu mehr Gerechtigkeit (siehe Kasten Seite 122).
Für den Kunden besonders schwierig zu durchschauen sind die diversen Bonussysteme, die es für einen Ratensparplan gibt. Sie unterscheiden sich sehr häufig und sind fast nicht zu vergleichen. Dafür aber stehen die Angaben immer besonders fett im Prospekt gedruckt. Manchmal ist sogar von 50 Prozent Bonus die Rede. Es kann dann sein, dass nur der Zins von zwei Prozent gemeint ist. 50 Prozent davon ergibt ein Prozent. Auf die Jahresrate von 1200 Euro gibt es dann drei Prozent Zinsen, ein mageres Zubrot. Leider geben die Banken nicht die Renditen für ihre Sparpläne an. Will der Kunde dennoch vergleichen, sollte er von den Banken und Sparkassen Angebote einholen und fragen, wie hoch der Auszahlungsbetrag am Ende der Laufzeit sein wird; das funktioniert bei Sparplänen mit festem Zins. Bei variablem Zins gibt es nur ein geschätztes Ergebnis. Meistens bekommen Ratensparer den Bonus jährlich ausgezahlt, damit sie ihren Sparerfreibetrag nutzen können. Würde die Bank am Ende der Laufzeit alles auf einmal zahlen, wäre der Sparerfreibetrag von derzeit 1 370 Euro schnell überschritten – der Sparer müsste den Restbetrag versteuern.
Marlene Endruweit