Pigmentierte Läsionen in der Mundhöhle

Melanosis der Mundschleimhaut

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Kasuistik

Eine 53-jährige Patientin wurde aufgrund einer neu bemerkten, umschriebenen, pigmentierten Schleimhautläsion des linken Weichgaumens überwiesen. Die Patientin konnte über den Zeitraum der Entstehung oder über eine eventuelle Wachstumstendenz keine Angaben machen. Klinisch (Abb. 1) bestand eine inhomogene, irregulär begrenzte, im Niveau der Mundschleimhaut gelegene Pigmentierung ohne umgebende Entzündungsreaktion und ohne pathologische Gefäßzeichnung. Palpatorisch war kein Unterschied zur umgebenden Mundschleimhaut erkennbar. Ein Zusammenhang zu restaurativen Behandlungsmaßnahmen, die eine Einsprengung von Metallpartikeln bedingen könnten, war nicht eruierbar.

Die Pigmentläsion wurde in toto exzidiert (Abb. 2). Auch auf dem Resektat zeigt sich noch einmal die sehr unruhige Pigmentverteilung mit zentraler Verdichtung und unregelmäßigen Ausläufern ohne scharfe Begrenzung. Histologisch ergab sich eine benigne Melanosis der Mundschleimhaut. Die Abbildung 3 A zeigt ein Areal gesunder Schleimhaut aus der Randzone des Resektats, Abbildung 3 B zeigt die Verhältnisse im gering pigmentierten Bereich der Läsion, Abbildung 3 C entstammt dem Zentrum der Pigmentierung. Im Gegensatz zu der völlig normalen Schleimhaut in Teilabbildung A finden sich bei C in den basalen Epithelanteilen und im submukösen Bindegewebe umfangreiche Melanineinlagerungen, die letztlich das pigmentierte Erscheinungsbild der Läsion erklären.

Diskussion

Die fokale Schleimhautmelanosis betrifft vorwiegend das mittlere Lebensalter und zeigt eine leichte Prädilektion für das weibliche Geschlecht. Auf dem zahnärztlichen Fachgebiet sind neben den Lippen am häufigsten die Schleimhaut der Wange, der Gingiva und des Gaumens betroffen. Aber auch andere Schleimhäute, beispielsweise die Konjunktiven, können betroffen sein (Abb. 4). Klinisch handelt es sich typischerweise um solitäre, zumeist gut abgegrenzte und überwiegend homogene Pigmentzonen ohne Wachstumstendenz. Ganz überwiegend werden diese Läsionen bei der zahnärztlichen Untersuchung oder der Eigenuntersuchung als Zufallsbefund entdeckt.

Generell führen pigmentierte Läsionen der Mundschleimhaut recht häufig zu differentialdiagnostischen Problemen. Zwar sind enorale Melanome mit 0,2 bis acht Prozent aller Melanomerkrankungen [Lopez-Graniel et al., 1999; Rapidis et al., 2003; Ulusal et al., 2003] insgesamt selten, besonders in frühen Stadien fehlen aber sichere klinische Differenzierungsmerkmale, die eine eindeutige Abgrenzung zwischen malignen und nicht malignen Pigmentläsionen erlauben. Im vorliegenden Fall gaben vor allem die unruhige Randkonfiguration und die inhomogene Pigmentverteilung Anlass zu einer unmittelbaren bioptischen Klärung.

Wegen der gravierenden Folgen, die sich aus einer Verwechslung mit einem Schleimhautmelanom ergeben können, ist die Indikation zur histologischen Untersuchung großzügig zu stellen. Als Empfehlung kann gelten, dass alle pigmentierten Läsionen mit Eigenschaften, die in Tabelle 1 aufgeführt sind, einer Biopsie zugeführt werden sollten [Neville et al., 2002].

PD Dr. Dr. Martin KunkelKlinik für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieJohannes Gutenberg-UniversitätAugustusplatz 2, 55131 Mainz

Prof. Dr. Dr. Torsten E. ReichertKlinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- undGesichtschirurgie, Klinikum der UniversitätRegensburgFranz-Josef-Strauß-Allee 1193053 Regensburg

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