Mit einer Stimme sprechen
Ob es um Public Health-Ansätze geht oder um den mündigen Patienten: Das Bild des Zahnarztes in der Öffentlichkeit habe sich stark gewandelt, stellte Dr. Dietmar Oesterreich, Vize der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), fest. Nun sei es Sache des Berufsstandes, diese Veränderungen gezielt zu kommunizieren. Dass diese Strategie Erfolg habe, zeige das Beispiel Festzuschüsse. Sie seien nicht von selbst im Gesetz verankert worden – vier bis fünf Jahre hätten die Zahnärzte hart gearbeitet, um ihre Forderung durchzubringen. Ähnlich die Prophylaxe: Für das Behinderten-Symposium seien die deutschen Zahnärzte über die Grenzen hinweg beglückwünscht worden. „Das ist in der Gesellschaft positiv angekommen!“
BZÄK-Präsident Dr. Dr. Jürgen Weitkamp unterstrich den zentralen Stellenwert der Glaubwürdigkeit zahnärztlicher Standespolitik. Mit dem Zahnheilkundegesetz von 1952 setzten die Zahnärzte eine eigene Berufsvertretung durch – der Respekt für diese Leistung an die Väter sollte ebenso groß sein wie die Energie, dieses Privileg zu erhalten. Diese Unabhängigkeit in der Berufsausübung müssten die Zahnärzte verteidigen – sonst übernehme dies der Staat. Änderungen im System seien deshalb nur über die gesamte Zahnärzteschaft möglich, „nicht durch das Vorpreschen einzelner“.
Glaubwürdig bleiben
Beim Streit um die richtige Reform gelte es zu vermitteln: „Es geht nicht um Privilegien unseres Berufsstandes, sondern um Privilegien und Finanzierbarkeit für die Patienten.“ Freiberuflichkeit bedeute nicht grenzenlose Freiheit, sondern sei an eine gesellschaftliche Verantwortung gebunden. „Mit jedem neuen Turm in der Kirche erwerben wir unser Recht, umso deutlicher die wirtschaftliche Unabhängigkeit einzufordern.“
„Sozialengagement ist die Chance, Lorbeeren zu verdienen und zu ernten“, bestätigte Dr. Christian Bolstorff, unter anderem Zweiter Vorsitzender des Hilfswerks Deutscher Zahnärzte (HDZ) und Schirmherr des Projekts für Suchtkranke „Fixpunkt“. Bolstorff: „Die Gesellschaft darf an uns Zahnärzten nicht mehr vorbeikommen.“
Darin war man sich einig: Spenden, wie für die Dresdner Frauenkirche, Stiftungen, Preise, wie etwa der Hildegard-von-Bingen-Preis, und Sponsoring bieten eine Plattform für den Berufsstand, um die eigenen politischen Ziele zu kommunizieren.
Dass der Zahnarzt ein sehr gutes Image besitzt, hob KZBV-Vorstand ZA Dieter Krenkel hervor. Diese Erkenntnis sei nicht neu.
BGMS gibt Topnote
Neu sei indes, dass auch das Bundesgesundheitsministerium (BGMS) dem Zahnarzt ein hervorragendes Verhältnis zu seinen Patienten bescheinige.
Nicht zuletzt habe die KZBVÖffentlichkeitskampagne entscheidend dazu beigetragen. Sie wurde von den Kollegen aktiv unterstützt, so Krenkel: 2004 habe sich die Anzahl der Praxen, die bei den Aktionen mitgemacht haben, verdreifacht.
Intensiv debattierten die Referenten mit Herbert Klar, ZDF-Redakteur von Frontal 21. Sein Team hatte die Betrugsfälle mit Globudent zu Tage gebracht und darüber berichtet. Klar machte deutlich, dass er in diesem Fall, wie in anderen auch, auf Missstände aufmerksam gemacht habe und regte die Zahnärzteschaft an, selbst Themen in den Medien zu platzieren, zum Beispiel die steigenden Insolvenzzahlen bei Praxisgründern.
„Wir brauchen zentrale Botschaften, die wir aktiver kommunizieren, resümierte Oesterreich am Ende von zwei langen Tagen. „Das Umfeld verändert sich, und darauf muss die Zahnärzteschaft Antworten geben!“ Wie Weitkamp es zuvor formuliert hatte: „Mit einer Stimme spricht es sich glaubwürdiger als im Chor!“